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Dade Police Department in Miami, Florida

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Beinahe eine halbe Stunde saß Gene alleine im Vernehmungszimmer und sinnierte. Welche Chance hatte er, die Polizisten davon zu überzeugen, dass er nichts mit dem Tod von Steve Miller zu tun hatte? Ihm fiel nicht viel dazu ein. Ausgerechnet Cavallino war der zuständige Sachbearbeiter. Und der war schon damals in seiner Zeit auf diesem Revier so etwas wie ein persönlicher Feind gewesen. Der Grund dafür war einfach, Gene hatte fast immer die Nase vorn, wenn es um Beförderungen oder um gute Aufträge ging. Der damalige Dienststellenleiter, Captain Moore, hielt viel von seinem Detective, der in Downtown Miami aufgewachsen war und sich in der Stadt auskannte wie kein Zweiter. Doch dies alles änderte sich, als seine Ehe scheiterte. In Beziehungen hatte er einfach kein Glück, nur mit seinem Kollegen Mendoza hielt er es lange Zeit aus, doch dann starb Mendoza im Einsatz, als sie ein paar Jugendliche festnehmen wollten, weil sie zuvor einen Straßenpenner beinahe totgeschlagen hatten. Mendoza hatte nicht aufgepasst, und einer der jungen Randalierer zog ein Messer und rammte es ihm in den Hals. Es dauerte nicht einmal eine Minute, bis Mendoza verblutet war.

Vielleicht war Gene deshalb so ausgerastet, als der farbige Junge bei seiner Verhaftung ein Messer zog. Ryan war der Einzige gewesen, der ihm damals den Rücken stärkte. Aber Ryan versah seit Jahren schon Innendienst, seit ihm eine Kugel im Einsatz den Magen zerfetzt hatte. Und nun saß er hier, auf dem Stuhl, auf dem ihm selbst schon viele Verhaftete gegenübergesessen hatten, die unablässig ihre Unschuld beteuert hatten. Eigentlich konnte er Cavallino gar keinen Vorwurf machen. Auch er hatte damals den Kerlen auf diesem Metallstuhl nicht geglaubt.

Gene zuckte zusammen, als die Tür aufgestoßen wurde. Ryan betrat den Raum. Seine Miene verriet Besorgnis. Schweigend ging er an den Tisch und versicherte sich, dass das Mikrophon abgeschaltet war.

»Eine schöne Scheiße, in die du da geraten bist«, sagte er. »Cavallino spricht gerade mit dem Staatsanwalt. Er lässt sich nicht von seiner besessenen Idee abbringen, dass du der Mörder von diesem Miller bist. Du bist es doch nicht, oder?«

Gene schüttelte den Kopf. »Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Nachdem ich dich angerufen habe, bin ich in die Kasim Street gefahren und habe bei Miller an die Tür geklopft. Er hat nicht geöffnet, da bin ich durch den Hintereingang gegangen und habe ihn gefunden. Er lebte noch einen kurzen Augenblick. Das ist alles.«

»Warum wolltest du mit ihm sprechen?«

»Ich bin auf der Suche nach einem Jungen, das habe ich dir bereits erklärt. Miller arbeitete bei der Flughafenaufsicht. Es deutet alles darauf hin, dass mein flüchtiger werdender Vater mit einem Frachtflugzeug der Red Wing Air unterwegs ist. Doch niemand kann mir genau sagen, wohin die Maschine geflogen ist.«

»Wer ist dein Auftraggeber?«

»Die Freundin des Jungen«, entgegnete Gene. »Sie war auch schon ein paar Mal bei euch, aber ihr habt sie einfach weggeschickt. Der Junge ist volljährig, und außerdem, meinte der Kollege, will er wahrscheinlich von einem Kind nichts wissen. Er geht noch aufs College.«

»Du solltest Cavallino deine Auftraggeberin nennen. Bislang hält er alle Trümpfe in der Hand. Und ein Motiv lässt sich leichter konstruieren, wenn der Verdächtige mauert.«

»Sie heißt Sharon Cruiz und wohnt in Gladeview in der 71st Street. Ecke 19th gegenüber dem Palmetto-Krankenhaus. Ich will aber nicht, dass sie in die Sache hineingezogen wird. Sie ist schwanger.«

»Ich schicke sofort jemanden hin, der ihre Aussage aufnimmt. Es kann dir nur nutzen. Richter Hayes macht heute die Vorführungen, und du weißt, er ist ein harter Hund.«

»Wie sieht es für mich aus?«, fragte Gene.

»Du warst am Tatort, es gibt überall Spuren von dir, und er ist gestorben, als du bei ihm warst. Du bist in das Haus eingedrungen, obwohl die Tür nicht offen stand, und wurdest dabei von der Nachbarin beobachtet. Urteile selbst.«

Gene seufzte. »Da gibt es nicht viel, das für mich spricht.«

»Ich habe Keller angerufen.«

»Den Anwalt, aber ich kann mir keinen Anwalt leisten.«

»Keller schuldet mir noch einen Gefallen. Cavallino hat noch kein Motiv für die Tat, und wenn diese Kleine deine Angaben bestätigt, dann spazierst du in ein paar Stunden wieder aus dem Revier.«

»Ich hoffe es, denn ich glaube, ich stecke hier mitten in einer großen Schweinerei. Offenbar geht es hier um illegale Frachtflüge, wie die DEA schon richtig vermutet. Und dieser Miller war so etwas wie ein Auftragsvermittler, verstehst du!«

»Gibt es dafür Beweise?«

»Ich habe eine Zeugin, aber ich glaube, die sagt euch kein Wort darüber. Wahrscheinlich steckt sie selbst mit drin.«

»Ich werde mal mit der DEA sprechen, vielleicht wissen die mehr in dieser Sache.«

»Dann werden sie es uns bestimmt nicht auf die Nase binden.«

»Offiziell natürlich nicht, aber wenn ich mit Stanton rede, dann denke ich, wird er mir den ein oder anderen Tipp zukommen lassen.«

»Bei der Gelegenheit versuch mal etwas über einen gewissen Tanner zu erfahren. Miller nannte mir diesen Namen, kurz bevor er starb.«

»Tanner, mehr hast du nicht?«

»Tanner, mehr nicht«, bestätigte Gene.

»Hast du eine Ahnung, wie viele Menschen hier in Miami diesen Namen tragen? Das ist unmöglich.«

Die Tür wurde aufgestoßen. Cavallino und Myers betraten den Raum.

»Leutnant, tut mir leid, aber das ist unser Fall. Richter Hayes freut sich schon auf unseren dubiosen Ex-Kollegen.«

Noch bevor Ryan antworten konnte, wurde Anwalt Keller von einem uniformierten Beamten in den Raum geführt.

»Ich will alleine mit meinem Mandanten sprechen, außerdem will ich den Bericht sehen und wissen, was ihm vorgeworfen wird«, kam Anwalt Keller gleich zur Sache.

»Wer hat Sie denn gerufen?«, fragte Cavallino entgeistert.

»Das, Detective, geht Sie einen feuchten Kehricht an. Und jetzt bewegen Sie sich, bevor ich Sie wegen Freiheitsberaubung anzeige. Lassen Sie uns alleine!«

Mutiert

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