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15 Amt für Zivilschutz, Manaus, Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas

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Der Sekretär traute seinen Ohren kaum, als Direktor Dumas die Schilderung der beiden Besucher mit einer Handbewegung zur Seite fegte, als würde er eine lästige Fliege verscheuchen.

»Glauben Sie mir, Herr Direktor«, beteuerte Doktor Perez. »Es handelt sich zweifelsfrei um einen bislang unbekannten Virus des Level 4. Er wirkt absolut tödlich, und bislang ist seine Struktur gänzlich unbekannt. Wir benötigen Spezialisten, wir brauchen ein Labor der Sicherheitsstufe 4, und wir sollten den gesamten Bereich um den Rio Jatapu unter Quarantäne stellen. Es gibt eindeutige Bestimmungen im Falle eines Level-4-Falles, und unser Land hat diese internationalen Verträge unterzeichnet.«

»Doktor, das lassen Sie ruhig meine Sorge sein«, antwortete Dumas. Er erhob sich und ging zu der großen Karte des Bundesstaates. Suchend fuhr er mit dem Finger über die Tafel. »Rio Jatapu, sagten Sie?«

Doktor Perez nickte. Es gab klare Bundesgesetze, die eine verspätete Meldung oder gar unterlassene Anzeige beim Auftreten eines Klasse-4-Virus unter empfindliche Strafe stellten. Und nun schien es, als ob Direktor Dumas, der Leiter des Amtes für Zivilschutz, seine Informationen sogar als lästig empfand. Selbst der Sekretär des Amtes schüttelte verständnislos den Kopf.

»Ich habe keine Männer«, seufzte Dumas. »Alle meine Einheiten, Militär, Lastwagen, Hubschrauber, sogar die Militärpolizei … Mann und Maus sind derzeit im Einsatz, um die Schäden des Sturmes zu beseitigen, der über dem Balbina-Stausee getobt hat. Noch immer sind viele Städte im Norden ohne Strom, Telefonleitungen sind zerstört. Funkmasten und Übersetzer wurden umgeknickt wie Streichhölzer. Ich habe keine Männer mehr, und ich kann keinen einzigen aus dem Einsatz entbehren.«

»Aber …«

»Sehen Sie, Doktor Perez«, schnitt ihm Dumas das Wort ab. »Wir sind hier meilenweit von der Zivilisation entfernt. Manaus ist die letzte Bastion vor der grünen Hölle. Wenn wir unsere Männer abziehen, um dieses schier endlose Stück Land zu bewachen, dann wird uns dies eine Menge Zeit kosten. Wie viele Menschen leben dort? Zweitausend, dreitausend? Zehntausend? Ich muss als Direktor dieses Amtes meine Maßnahmen abwägen. Hier in der Umgebung leben über zwei Millionen Menschen. Ich muss alle Belange sondieren und dann zu einer Entscheidung kommen. Und meine Entscheidung steht fest. Die Reparaturarbeiten haben absoluten Vorrang. Die Gefahr einer Epidemie ist sehr gering. In der Gegend um den Rio Jatapu wohnen Fischer und ein paar Indios. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer dieser Menschen nach Manaus kommt, ist sehr gering. Außerdem, so sagten Sie, bricht die Krankheit nur aus, wenn man mit dem Blut eines Infizierten in Kontakt kommt. Wie hoch stehen die Chancen? Eins zu hunderttausend, eins zu einer Million? Oder sogar noch höher? Wenn es uns nicht gelingt, die Kraftwerke und die Leitungen zu reparieren, sind die Folgen für unsere Region ungleich gravierender. Es tut mir leid. Wir werden diese Krankheit beobachten, und wir werden handeln, aber erst, wenn wir auch die Zeit dazu haben. Und nun entschuldigen Sie mich, ich habe zu tun.«

Dumas nickte seinem Sekretär zu.

»Vielleicht wird es dann nicht mehr notwendig sein, dass Strom und Telefon funktionieren«, antwortete Doktor Perez betrübt. »Vielleicht gibt es bis dahin keine gesunden Menschen mehr in dieser Stadt.«

Der Sekretär nahm ihn am Arm und führte ihn zur Tür.

»Es tut mir leid«, sagte der Sekretär, nachdem sie die Tür geschlossen hatten. »Ist es tatsächlich so schlimm?«

»Schlimmer«, antwortete Doktor Perez und verließ das Gebäude.

Pater Innocento erwartete ihn im Schatten eines großen Baumes. Er saß auf einer Bank und erkannte schon von weitem, dass der Doktor verärgert war.

»Dieser elende Ignorant«, schimpfte er, als er sich neben Pater Innocento auf der Bank niederließ.

»Was hat er gesagt?«

»Er hat keine Leute«, antwortete Doktor Perez. »Seine Leute arbeiten an der Reparatur der Stromleitungen, die der Sturm zerstörte, und das hat für ihn Vorrang. Er hat keine Ahnung. Er weiß überhaupt nicht, wie gefährlich dieses Spiel für alle Bewohner des großen Flusses werden kann.«

»Was können wir tun?«

»Es gibt Gesetze, doch er schert sich nicht darum«, antwortete Perez. »Die Existenz eines Level-4-Virus muss gemeldet werden. Das Gebiet muss abgeriegelt werden. Es gibt klare Vorschriften. Unser Land hat die Verträge unterzeichnet. Die Weltgesundheitsorganisation muss über diesen Fall informiert werden.«

Pater Innocento erhob sich. »Dann werden wir das tun!«, sagte er entschlossen.

Mutiert

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