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Dade County Courthouse in Miami, Florida
ОглавлениеDer Gerichtssaal im Dade County Courthouse in Miami war nahezu leer. Außer Richter Hayes, zwei uniformierten Polizisten, die Gene bewachten, Rechtsanwalt Keller, Cavallino und Staatsanwalt Chang hatte nur Ryan auf den Plätzen der Zuhörer Platz genommen. Es war heiß, und die Deckenventilatoren wirbelten die warme Luft durcheinander.
Dieses Anhörungsverfahren diente lediglich dem Zweck, festzulegen, ob die Beweise gegen Gene ausreichten, um ihn in Untersuchungshaft zu nehmen. Nach der Vorlage der Beweismittel und der Würdigung durch Staatsanwalt Chang hatte sich der zuständige Richter noch einmal eindringlich mit der Akte beschäftigt. Dann hatte die Staatsanwaltschaft beantragt, die Untersuchungshaft anzuordnen, und nun war Rechtsanwalt Keller an der Reihe. Er war ein sehr versierter Anwalt und deshalb in Polizeikreisen unbeliebt. Mehr als einmal hatte er dafür gesorgt, dass ein anscheinend klarer Fall nach seinen Einlassungen überhaupt nicht mehr so klar erschien wie zuvor. Und auch diesmal sparte er nicht damit, Cavallinos Feststellungen in Zweifel zu ziehen. Staatsanwalt Chang warf Keller einen missmutigen Blick zu, als er zum Richtertisch schritt.
»… und dann haben wir da noch die Tatwaffe, ein Schürhaken, der wohl aus dem Haus des Opfers stammt. Er ist mit Blutanhaftungen nur so übersät. Mein Mandant jedoch hat keinerlei Blutspritzer an der Kleidung, sondern lediglich großflächige Anhaftungen, die entstehen, wenn man sich über einen blutenden Körper beugt. Des Weiteren befinden sich keine Fingerabdrücke auf dem Schürhaken. Mein Mandant wurde am Tatort festgenommen, jedoch trug er weder Handschuhe, noch hatte er welche bei sich.«
»Das Tatwerkzeug war am Griffstück gereinigt, er hatte Zeit dazu«, wandte Staatsanwalt Chang ein. »Zwischen dem Zeitpunkt, als er das Haus betrat, und dem Eintreffen der Streife vergingen beinahe zehn Minuten.«
Keller lächelte, während sich Richter Hayes mit einem Taschentuch über die Stirn fuhr. Die Tür wurde geöffnet, und ein Detective aus Ryans Einheit betrat den Gerichtssaal. Leise ging er auf Ryan zu, setzte sich neben ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Keller räusperte sich. »Mein Mandant ist Privatdetektiv. Er sucht im Auftrag einer Klientin einen abgängigen jungen Mann. Im Rahmen seiner Ermittlungen wollte er mit Steve Miller sprechen und ihn als Zeugen hören. Offenbar ist der junge Mann in dunkle Machenschaften verstrickt. Für meinen Mandanten ist jedenfalls kein Motiv ersichtlich, Mister Miller zu töten. Diesen Umstand bleibt uns die Staatsanwaltschaft bislang schuldig.«
»Ja, ja, ich weiß«, sagte Richter Hayes und steckte sein Taschentuch wieder ein. »Mister Mcfaddin«, fuhr der Richter fort. »Ich kenne Sie noch aus Ihrer Zeit als Polizeibeamter. Bislang haben Sie keine Vorstrafen. Allerdings ist die Beweislast nicht unerheblich. Ihr Anwalt hat Recht, es könnte auch so gewesen sein, wie Sie behaupten. Kurzum, Leutnant Ryan, Sie kennen den Beschuldigten gut. Können Sie sich dafür verbürgen, dass er nicht einfach verschwindet?«
Ryan räusperte sich, als er angesprochen wurde. Er erhob sich. »Ich kenne Mister Mcfaddin schon sehr lange. Ich halte ihn nicht für den Mörder von Mister Miller.«
»Gut, das wollte ich hören«, seufzte der Richter. »Machen wir dieser Anhörung ein Ende. Es ergeht der Beschluss, der Beschuldigte wird auf freien Fuß gesetzt, die Kaution beträgt 50 000 Dollar, und er hat sich einmal pro Woche bei der Miami Dade Police zu melden, bis er von dieser Pflicht befreit wird. Damit, so denke ich, genügen wir beiden Seiten.«
Richter Hayes schlug mit einem Hammer auf den Tisch. »Damit ist die Anhörung beendet«, sagte er.
Gene biss sich auf die Lippen. Woher sollte er 50000 Dollar nehmen? Er hatte gerade mal ein Fünftel auf seinen Konten.
Richter Hayes erhob sich. Die Uniformierten traten neben Gene und legten ihm die Hand auf die Schulter. Er erhob sich und ließ sich die Handschellen anlegen.
Ryan kam herbei. »Fünfzigtausend, hast du so viel?«
»Woher denn?«, entgegnete Gene.
»Ich werde das Geld für dich aufbringen«, sagte Ryan. »Bis zum Abend bist du frei.«
»Es hätte schlimmer kommen können, angesichts der Beweise«, murmelte Keller und klopfte Gene auf die Schulter, bevor er sich seine Aktentasche schnappte und nach draußen strebte.
Ryan beugte sich ein Stück vor und flüsterte Gene zu: »Mein Detective hat die Adresse deiner Auftraggeberin überprüft, aber im ganzen Viertel rund um das Krankenhaus gibt es niemand, der Sharon Cruiz heißt. Niemand kennt die Frau dort. Kannst du dir das erklären?«
Gene blickte Ryan verblüfft an. »Das kann nicht sein«, stammelte er.
»Wenn Cavallino dahinterkommt, dann wird es nicht mehr mit einer Kaution abgehen, das ist dir doch hoffentlich klar.«
Gene nickte stumm und starrte auf den Boden. »Ich verstehe das nicht«, sagte er, bevor ihn die uniformierten Polizisten abführten.