Читать книгу Die dritte Ebene - Ulrich Hefner - Страница 24
Kennedy Space Center Hospital, Florida
ОглавлениеDer Raum wirkte nüchtern und steril. Im Halbdunkel waren nicht mehr als das Bett und die Apparate zu erkennen. Schläuche und Kabel führten von den Maschinen zu dem Körper und dem Kopf des Mannes, der regungslos auf dem Bett festgeschnallt in leicht aufgerichteter Position lag. Die Fenster waren geschlossen, die grünlichen Vorhänge zugezogen. Ein Piepton erklang im gleichmäßigen Rhythmus. Verschiedenfarbene Wellenlinien liefen über die grünlichen Monitore, die auf dem Rolltisch neben dem Bett standen. Der Astronaut Helmut Ziegler von der Austrian Space Agency lag nun schon seit drei Tagen regungslos und mit geschlossenen Augen auf dem Bett in dem Hospital des Space Centers. Alle Vitalfunktionen, bis auf die Atmung, bewegten sich am unteren Level. Doch alle eineinhalb Stunden begannen sich die Linien des Elektroenzephalogramms, des Elektrookulogramms und des Elektromyogramms wie wild hin und her zu bewegen, die Geräte verzeichneten deutliche Ausschläge. Mittels der Magnetresonanztomografie wurden dazu korrespondierend abwechselnde Gehirnaktivitäten im Hippokampus und im Kortex festgestellt. Zweifellos schlief Helmut Ziegler. Er schlief einen komaähnlichen Schlaf, aus dem er trotz aller Bemühungen des Ärzteteams der NASA nicht erweckt werden konnte. Ein vollkommen unnatürlicher, komatöser Zustand, der mit allen bislang gemachten Erfahrungen und den bisherigen Erkenntnissen unerklärlich blieb.
»Bei Sanders ist es keinen Deut anders«, sagte Dr. Brown, der verantwortliche Chefarzt des Hospitals, und sah auf seine Armbanduhr.
Professor Paul blickte durch die Glasscheibe in das Zimmer und beobachtete die Apparate.
»Es ist bald so weit«, erklärte Brown. »Sie können die Uhr danach stellen.«
»Und was steckt dahinter?«, fragte Paul.
»Hirnströme, dazu heftige Augenbewegungen und Muskelspannung. Der Mann träumt. Es gibt keine Zweifel. REM-Phasen wechseln sich mit Tiefschlafphasen ab. Alles ganz natürlich. Die Symptomatik lässt sich eindeutig diagnostizieren, nur eine Ursache hierfür können wir nicht finden. Also, ich habe so etwas noch nicht erlebt. Aber ich bin ja auch Internist und Bakteriologe. Uns fehlen Spezialisten. Neurologen, Psychiater oder fachlich kompetente Psychologen, in diesem Fall Schlafforscher, die sich ausschließlich mit einer solchen Problematik beschäftigen. Unser Team ist für solche Fälle nicht ausgestattet.«
»Und was raten Sie mir?«
Brown schüttelte den Kopf. »Ohne Fachleute kommen wir nicht weiter. Wir haben vergeblich die Bibliotheken sämtlicher Fachkliniken nach ähnlichen Fällen durchsucht. Wir sind lediglich auf eine Publikation gestoßen, die sich in einem – sagen wir – Randbereich bewegt. Ein Psychologe hat vor Kurzem einen Artikel über eine Eingeborene veröffentlicht, die nach einem Blitzschlag offenbar ebenfalls in einen Tiefschlaf gefallen ist und träumt.«
»Sie raten mir also, Spezialisten von außerhalb hinzuzuziehen?«, fragte Paul.
»Bringen wir die Sache auf den Punkt«, erwiderte Brown. »Wenn wir überhaupt eine Chance haben wollen, das Rätsel unserer beiden Astronauten zu entschlüsseln und ihnen zu helfen, dann geht es nicht ohne Hilfe. Wir sind dazu nicht in der Lage.«