Читать книгу Die dritte Ebene - Ulrich Hefner - Страница 31
Südlich der Kaimaninseln, Karibik
Оглавление»Eis!«, rief Copilot Walters hysterisch. »Eisklumpen, so groß wie Tennisbälle!«
Das Prasseln auf die Außenhaut der Fairchild nahm überhaupt kein Ende. Die Maschine verlor rasch an Vortrieb, und die extremen Konvektionswinde rissen das Flugzeug empor. Immer höher hinauf in die oberen Schichten. Ein weiterer dumpfer Knall übertönte das Surren des Warntons.
»Unser Backbordtriebwerk ist ausgefallen!«, schrie Coldmann gegen den Lärm an. »Ich kann die Maschine nicht mehr halten. Wir schmieren ab!«
Die Fairchild neigte sich auf die linke Seite und rollte über. Coldmann zerrte am Steuerrad und versuchte vergeblich, das Flugzeug zu stabilisieren. Mittlerweile zeigte der Höhenmesser 32 000 Fuß an. Die instabile Maschine wirbelte durch die starke Aufwärtsströmung, und der Vortrieb ging gegen null.
Walters wurde in seinen Sitz gepresst. Ängstlich blickte er aus dem Cockpitfenster.
»Feuer!«, rief er. »Unser Triebwerk brennt.«
»Wir müssen raus hier!«, antwortete Coldmann, doch Walters rührte sich nicht. Wie in Trance versunken, mit weit aufgerissenen Augen, starrte er in den grauen Wolkenwirbel.
Coldmann rüttelte seinen Copiloten an der Schulter. »Was ist mit dir?«, brüllte er.
»Da ist ein Schatten in den Wolken«, stammelte Walters. »Ich spüre es, dort draußen ist etwas. Es kommt auf uns zu. Es greift nach uns.«
»Komm zu dir!«, brüllte Coldmann. »Jetzt ist nicht die Zeit für Hirngespinste, wir stürzen ab.«
Erneut prallten dicke Eisklumpen gegen den Flugzeugrumpf. Die Seitenscheibe der Cockpitverglasung splitterte. Glassplitter drangen in das Innere und trafen Walters im Gesicht. Blut spritzte umher, und der laute Schmerzensschrei des Copiloten verklang im ohrenbetäubenden Lärm, der im Cockpit herrschte. Coldmann versuchte, seinen Gurt zu lösen, doch es gelang ihm nicht. Immer wieder drehte sich die Maschine wie ein Wurfpfeil um ihre Achse. Plötzlich wurde die Fairchild von einem starken Abwind erfasst. Das Rollen ging in einen rasanten Sturzflug über. Coldmann hatte vollkommen die Orientierung verloren. Die Wolken nahmen ihm jegliche Sicht, und die Zeiger der Instrumente drehten sich wild. Die Anzeige des Höhenmessers rotierte rasend schnell. Immer tiefer stürzte die Maschine in das dunkle Wolkenfeld. Walters schwanden die Sinne. Sein Kopf schwankte im Rhythmus der Drehungen hin und her. Mit einem Mal durchstieß die Maschine die dunkle Wolkendecke, und das blaue Wasser tauchte unter ihnen auf. Rasend schnell kam es näher. Coldmann stemmte sich gegen den Sitz und versuchte, das Steuerrad zu ergreifen und die Panik, die ihn erfasst hatte, zu unterdrücken. Mittlerweile betrug die Höhe unter 2000 Fuß. Endlich gelang es ihm, das Steuer festzuhalten. Mit aller Kraft riss er das Ruder in seine Richtung. Für einen Augenblick hatte er den Eindruck, dass sich die Nase der Maschine aufrichten würde. Hoffnung keimte in ihm auf. Doch keine fünf Sekunden später schlug die Fairchild auf das Wasser auf und brach in der Mitte auseinander. Coldmann, Walters und die beiden Meteorologen versanken in den Fluten des Karibischen Ozeans. Der Sturm setzte seinen Weg unbeirrbar fort und hielt auf die amerikanische Küste zu.