Читать книгу Die dritte Ebene - Ulrich Hefner - Страница 30

Kennedy Space Center Hospital, Florida

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»Sie sind beide fast zur gleichen Zeit erwacht. Plötzlich waren sie einfach wieder zurück im Leben. Ziegler erwachte um 8 Uhr 28 und Sanders genau 53 Sekunden später. Irgendwie gespenstisch, oder? Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«

James Paul schaute durch die Glasscheibe in das Krankenzimmer. Der venezianische Spiegel war nur von dieser Seite lichtdurchlässig. Für den Astronauten Sanders, der mit angezogenen Beinen auf seinem Bett saß und mit schreckensstarren Augen in die Leere des Raums blickte, blieb die Scheibe undurchdringlich. Sanders wirkte wie eine versteinerte Statue. Regungslos, teilnahmslos, leblos.

»Was kann so etwas verursachen?«, wandte sich James Paul an Dr. Brown, den Chefarzt des Kennedy Space Center Hospital. »Ich meine, es muss doch irgendeine Erklärung dafür geben.«

»Ehrlich gesagt, ich habe keinen blassen Schimmer.« Dr. Brown fuhr sich mit der Hand über die Glatze.

»Panische Angstattacken, Albdruck, Schlafstörungen, Krampfanfälle und Phasen wie bei einer Aphasie. Jegliches Erinnerungsvermögen an ihre Zeit vor dem Raumflug ist ausgelöscht oder tief im Unbewussten vergraben. Nur diese Bilder vom Feuer und einer Katastrophe spuken in ihren Köpfen herum. Und das Verrückte daran ist, dass sie beide unabhängig voneinander nahezu den gleichen Albtraum schildern. Fast so, als hätten sie ihn tatsächlich erlebt.«

»Und was haben Sie vor?«

»Wir werden ihr Gehirnwasser analysieren, aber ich bin mir fast sicher, dass wir keine Anomalien feststellen werden. Wenn Sie mich fragen, dann ist ihre Erkrankung eher psychischer Natur. Dr. Phillips hat ebenfalls keine Erklärung. Natürlich kann eine unterbewusste Posttraumatisierung aufgrund der gefährlichen Situation bei der Landung vorliegen. Obwohl sie nach Aussage des Piloten geschlafen haben. Das bestätigen auch die letzten brauchbaren Überwachungssequenzen der Bodenkontrolle.«

Professor James Paul nickte nachdenklich. Erneut warf er einen Blick durch den Spiegel in das halbdunkle Zimmer. Sanders machte einen bemitleidenswerten Eindruck. Wie ein Kind im Mutterleib hatte er sich zusammengekrümmt.

»Wir haben Beruhigungsmittel verabreicht«, erklärte Dr. Brown. »Höchstdosierung. Aber das können wir nur kurze Zeit durchhalten, wenn wir ihren Organismus nicht nachhaltig schädigen wollen.«

Paul schüttelte den Kopf. »Ich brauche Antworten, doch stattdessen bekomme ich weitere Fragen.«

Dr. Brown nahm seine Brille ab und reinigte sie mit dem Zipfel seines Kittels. »Antworten auf derlei Fragen kann ich leider keine bieten. Das ist nicht mein Fachgebiet. Ich bin Mediziner. Meine Psychologie erstreckt sich allein auf Patientenbetreuung – ein aufmunterndes ›Das wird schon wieder‹, das ist auch schon alles. Und ehrlich gesagt, glaube ich, dass Dr. Phillips mit seinem Latein ebenfalls am Ende ist. Auch er hat außer Spekulationen keine Erklärung für den Zustand der beiden Astronauten. Phillips ist ein ausgezeichneter Verhaltenstherapeut, aber das Problem hier übersteigt seine Fähigkeiten. Hier sind Fachleute gefragt. Das ist nicht sein Gebiet. Wir haben keine Seeleningenieure, weswegen auch. Ich denke da an Brandon, Ben Faluta oder auch diese Shane aus Chicago.«

»Ich glaube nicht, dass Traverston die Sache gern in den Medien aufbereitet sehen will«, seufzte Paul. »In den letzten Jahren ist der Enthusiasmus unserer Regierung und der Bevölkerung über die Raumfahrt deutlich gesunken. Wir müssen vorsichtig sein. Die Sache ist höchst sensibel. Wir sind hier bei der NASA und nicht bei irgendeiner Firma. Wir haben Vorschriften, die ich nicht einfach umgehen kann. Vor allem was die Hinzuziehung von Spezialisten anbelangt, die nicht dem Militär oder der Marine angehören.«

Brown setzte seine Brille wieder auf. »Es ist Ihre Entscheidung. Sie müssen abwägen, was Sie für wichtiger einstufen. Die Geheimhaltung oder das Leben der beiden Astronauten. Ich kann nur beraten, und meine Meinung kennen Sie. Letztlich müssen Sie mit der Entscheidung leben.«

Professor James Paul atmete tief ein. »Sie machen es einem nicht leicht.«

Dr. Brown wies auf das Spiegelglas. »Ich möchte mit den beiden Jungs da drinnen unter keinen Umständen tauschen.«

Professor Paul nickte. »Ich werde mir Ihren Vorschlag durch den Kopf gehen lassen.«

Die dritte Ebene

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