Читать книгу Die dritte Ebene - Ulrich Hefner - Страница 28

6 Kennedy Space Center Hospital, Florida

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Die Sonne hatte sich verdunkelt, und aus den schwarzen Wolken regnete glühende Asche hernieder. Detonationen zerrissen die Luft. Eine Feuerwalze raste geradewegs auf die erste Häuserzeile zu. Menschen schrien panisch und suchten Zuflucht hinter den verglasten Fassaden der Gebäude. Die Erde erzitterte, und das laute Grollen überlagerte die Schreie der Frauen und Kinder. Dann tat sich der Erdboden auf und verschluckte die bunte Masse aus Blech und Stahl, die von den Flüchtenden auf der Straße zurückgelassen wurde. Glühende Lava floss aus dem dunklen Rachen der Erde hervor, und beißender schwarzer Qualm überdeckte die Stadt. Die Luft vibrierte vor Hitze, und jeder Atemzug verbrannte die Lunge. Die Apokalypse war gekommen und hüllte die Welt in ihr schwarzes Leichentuch.

Helmut Ziegler schlug die Augen auf und blickte in das gleißende Licht. Seine Augen schmerzten. Fieberhaft versuchte er sich zu erinnern, doch das Bild des Schreckens, eine undurchdringliche Flut aus einzelnen Sequenzen, hatte all seine Gedanken überlagert, so als wäre dies seine einzige Erinnerung. Schützend schlug er die Hände vor die Augen. Er schrie auf, und sein Körper bebte. Vorsichtig öffnete er die Augen und blinzelte durch die Finger. Er lag auf einem Bett in einem weiß getünchten Zimmer. Apparate und Monitore standen neben ihm auf einer fahrbaren Stellage. Er brauchte eine Weile, bis sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Wo war er nur? Er schaute sich um. Nur wenig Licht drang durch das Fenster, das von einem schweren dunkelgrünen Vorhang abgedunkelt wurde, der ihm die Sicht nach draußen verwehrte. Sein Kopf schmerzte, und er war schweißgebadet. Ein immer wiederkehrender schriller Ton zehrte an seinen Nerven. Für Sekunden schloss er die Augen, versuchte zu verstehen, was geschehen war, wie er hierhergekommen war und – wer er war, doch sein Gedächtnis ließ ihn im Stich. Sosehr er sich auch bemühte, einen klaren Gedanken zu fassen, immer wieder tauchten die Bilder des Todes und der Zerstörung auf. Er riss erneut die Augen auf. Sein Atem ging schnell, und sein Herz klopfte wie rasend. Ein weiterer gutturaler Schrei kam über seine Lippen. Schließlich wurde die Tür aufgestoßen, und zwei Frauen in wehenden weißen Mänteln rannten in das Zimmer.

Zieglers Körper zuckte unkontrolliert, wie bei einem epileptischen Anfall. Immer wieder lief ein erneuter Ruck durch seinen Oberkörper. Er wollte sich erheben, aber es gelang ihm nicht. Die Krankenschwestern kamen näher. Plötzlich löste sich seine Muskelblockade. Er richtete sich auf. Mit fahrigen Bewegungen schlug er um sich. Er traf die rothaarige Krankenschwester in der Magengegend. Sie ging mit einem gurgelnden Laut zu Boden. Krampfartig zuckend und wild mit den Armen rudernd, saß er auf dem Krankenbett und drohte jeden Moment zu Boden zu stürzen. Die dunkelhaarige Schwester gab ihre Versuche auf, seine Hände zu fassen. Der unbändigen Kraft des Mannes hatte sie nichts entgegenzusetzen. Unwillkürlich bog sie den Kopf zurück, als Zieglers Arm knapp an ihr vorbeifuhr.

»Zwanzig Milligramm Tranxilium!«, rief die Dunkelhaarige in das Nebenzimmer. »Aber schnell!«

Pfleger rannten herbei. Inzwischen hatte sich die rothaarige Schwester wieder vom Boden aufgerafft. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Gemeinsam versuchten sie, den Tobenden zu überwältigen. Immer wieder traf Ziegler einen der Umstehenden. Der Kampf dauerte eine ganze Weile, bis es schließlich einer der Schwestern gelang, die Spritze in Zieglers Oberschenkel zu jagen. Er gebärdete sich wie ein Wahnsinniger. Doch allmählich erlahmten seine Kräfte. Ein Gesicht tauchte vor seinen Augen auf. Er versuchte, nach dem Gesicht zu greifen, bevor ihn eine tiefe Ohnmacht aus seiner Tobsucht erlöste.

Die dritte Ebene

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