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8. Humboldt in der Berliner Bergwerksund Hüttenadministration (1792)

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Ende Februar 1792 kehrte Humboldt aus Freiberg nach Berlin zurück und wurde wenige Tage später zum Bergassessor ernannt. Die Ernennungsurkunde hob sein naturwissenschaftliches Wissen und bergbaulichen Kenntnisse hervor. Seine Majestät habe beschlossen, so hieß es, „die Kenntnisse, welcher der Alexander von Humboldt in den Fächern der Mathematik, Physik, Naturgeschichte, Chemie, Technologie, Bergwerks-, Hütten- und Handelskunde sich theoretisch und praktisch erworben, bei Allerhöchstihren Berg- und Hüttendiensten zu benutzen“.131 Der frisch gekürte Bergassessor wurde dem erfahrenen Geheimen Finanzrat und Oberbergrat Wehling unterstellt, der die „Königliche Bergwerks- und Hüttenadministration“ leitete. Diese 1776 gegründete Unterbehörde des zentralen „Bergwerks- und Hüttendepartments“ war für die Leitung der regionalen Berg- und Hüttenwerke in der Neu- und Kurmark, Pommern und Westpreußen zuständig. Ihr Amtssitz befand sich im Jägerhof, im Stadtteil Friedrichswerder.132

Humboldt musste sich als erstes mit Schreibarbeit befassen, obgleich er es kaum abwarten konnte, sich praktisch-technisch zu betätigen. „Doch bleib’ ich gewiß nicht lange in Berlin, wie ich mir ausdrüklich ausgebeten“ habe, schrieb er kurz nach seiner Vereidigung im März 1792 an Freiesleben. Denn Berlin könne „eben so füglich der Sitz eines Admiralitäts- als Bergkollegiums sein“.133 Während sich in einer Bergstadt wie Freiberg das gesamte Leben um den Bergbau drehte, war Berlin eine Residenzstadt, in der sich tausende von Soldaten und Offizieren aufhielten. Überdies spielte der Bergbau für die preußische Wirtschaft insgesamt, im Vergleich zu Sachsen, dessen gesamte Ökonomie Jahrhunderte lang vom Silberbergbau bestimmt worden war, eine bedeutend geringere Rolle.

Preußen war kein Bergstaat, sondern ein landwirtschaftliches Land. Unter den Gewerben dominierte die Textilindustrie, während sich Bergbau und Metallverhüttung auf wenige Landesteile konzentrierten. Im Vordergrund stand dabei Ende des 18. Jahrhunderts die Gewinnung und Verarbeitung von Eisen sowie der Kohle- und Salzbergbau. In der Residenzstadt selbst und ihrer unmittelbaren Umgebung gab es weder Berg- noch Hüttenwerke und, mit Ausnahme der Königlich Preußischen Porzellanmanufaktur, auch keine anderen „Bergfabriken“. Die preußischen Bergbaugebiete lagen vielmehr weit von Berlin entfernt, wobei die heute zu Brandenburg gehörenden Provinzen Neu- und Kurmark noch am schnellsten erreichbar waren. Erst im Juni würde Humboldt während einer mehrtägigen Dienstreise die Gelegenheit haben, die Torfstecherei im Brandenburgischen Linum, den Hochofen in Zehdenick an der Havel und die Steingutherstellung in Rheinsberg zu besichtigen.134

Berlin war lediglich der Sitz des zentralen, für ganz Preußen zuständigen „Bergwerks- und Hüttendepartments“ und der regionalen „Bergwerks- und Hüttenadministration“, in denen der Tag oft mit Sitzungen, Budgetierungen und dem Schreiben von Amtsberichten und Anträgen ausgefüllt war. Die Finanzräte, Bergräte und Assessoren des Bergwerks- und Hüttendepartments versammelten sich einmal wöchentlich zur gemeinsamen Beratung im Berliner Schloss, wo auch die Registratur der Behörde mit allen Akten untergebracht war. Ihre Hauptarbeitsstätte war dagegen das Wohnhaus des Ministers und Oberberghauptmanns, in dem die uniformierten Staatsdiener ein und aus gingen. Um den Korpsgeist zu stärken, hatte Heinitz braune Berguniformen mit gelben Aufschlägen, Zierknöpfen und Epauletten eingeführt.


Abb. 16 Das Berliner Schloss. Aus Springer (1861), 151

Da die zwischen 1766 und 1772 erlassenen neuen preußischen Bergordnungen dem Vorbild Sachsens folgend das Direktionsprinzip eingeführt hatten, traf Minister von Heinitz, nach der wöchentlichen Beratung mit seinen Berg- und Finanzräten, alle für Gesamtpreußen wichtigen bergtechnischen und administrativen Entscheidungen. Die direkten persönlichen Aufsichts- und Leitungsarbeiten in den Bergbauregionen fanden, von brieflichen Anweisungen abgesehen, während der Zeit der Inspektionsreisen im Sommer statt. Die Berliner Bergräte mussten daher oft lange, mehrtätige Reisen unternehmen, um die preußischen Berg- und Hüttenwerke in der Neu- und Kurmark, der Saaleregion um Magdeburg, Halberstadt und Rothenburg, in Franken, Schlesien und der ca. 450 Kilometer westlich von Berlin gelegenen Grafschaft Mark (Westphalen) zu inspizieren.135 Ihre Informationssammlungen während der mehrmonatigen Inspektionsreisen dienten nicht zuletzt auch der Vorbereitung von Entscheidungen über technische Investitionen und Verbesserungen. In Berlin selbst verrichteten die Bergräte dagegen nur einige wenige technische Sonderaufgaben, vor allem in der Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur, die seit 1786 dem Bergwerks- und Hüttendepartment unterstand.

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