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Nach zehn Tagen durfte Lilo Henckels die Paracelsus-Klinik verlassen. Ihr Erinnerungsvermögen wies keine Lücken mehr auf.

Dr. Härtling gab ihr zum Abschied die Hand. „Freuen Sie sich schon auf zu Hause?“

Lilo seufzte. „Ehrlich gesagt – nein.“

„Nein?“ Der Klinikchef war überrascht.

Das Mädchen lächelte verlegen. „Wenn Sie meine Bude kennen würden, würden Sie meine Antwort verstehen“, sagte sie. „ Aber ich bin auf jeden Fall froh, Ihnen nicht länger als Patientin zur Last zu fallen. “

„Sie waren keine Last für uns“, versicherte Dr. Sören Härtling ihr.

Lilo nickte dankbar. „Nett, dass Sie das sagen. Darf ich mich mit einem Kuss auf die Wange von Ihnen verabschieden, oder ist das hier nicht erlaubt?“

Sören Härtling hielt ihr lächelnd seine Wange hin, und sie küsste ihn ganz schnell. Jedoch nicht so schnell, dass Dana, die auf dem Flur gerade um die Ecke bog, es nicht mitbekam.

„He!“, rief sie lachend. „Wirst du das sein lassen? Dieser Mann ist verheiratet!“

„Keine Sorge, ich habe ihm nichts abgeknabbert“, gab Lilo schelmisch lächelnd zurück.

Dana hatte versprochen, Lilo abzuholen und nach Hause zu fahren. Der rote Kleinwagen, der zur einen Hälfte ihr und zur anderen Hälfte ihrem Zwillingsbruder Ben gehörte, stand unten auf dem Parkplatz.

„Hallo, Vati“, sagte Dana. Sie deutete auf ihn und auf Lilo. „Ich habe nichts gesehen.“

Lilo winkte ab. „War alles ganz harmlos“, erklärte sie. Und zum Klinikchef gewandt sagte sie: „Nochmals vielen Dank für alles, Herr Dr. Härtling. Sollte Andy Schneider mich ein zweites Mal anfahren, komme ich ganz bestimmt wieder hierher. “

„Wir sehen uns heute Abend“, sagte Dana zu ihrem Vater und verließ mit Lilo die Paracelsus-Klinik.

„Dein Vater gefällt mir“, schwärmte Lilo. „Sieht toll aus.“

„Ich bin auch mächtig stolz auf ihn“, gab Dana zu.

„Ich habe eine Schwäche für reife Männer“, gestand Lilo Henckels ihr.

„Von diesem lässt du aber die Finger, klar?“

„Klar“, sagte Lilo. „Andy wollte ebenfalls kommen, aber er scheint verhindert zu sein.“

Danas Miene verfinsterte sich merklich.

„Was ist?“, fragte Lilo. „Was hast du? Ist irgend etwas nicht in Ordnung?“

Dana erzählte, was Andy Schneider im Englischen Garten getan hatte.

Lilo sah sie überrascht an. „Ehrlich? Ist das wahr? Das hätte ich ihm nicht zugetraut. Er macht so einen netten, anständigen, harmlosen Eindruck.“ Sie nickte enttäuscht. „Da sieht man’s wieder. Es gibt auf der ganzen Welt keinen Mann, dem man als Frau wirklich total vertrauen kann.“

Sie erreichten das rote Gefährt.

„Schickes Wägelchen“, urteilte Lilo.

„Mein Bruder hält es in Schuss.“

Lilo Henckels schnippte mehrmals mit den Fingern. „Ben, richtig?“

„Ja.“ Dana staunte. „Woher weißt du, wie er heißt?“

„Du hast mir von deinen Geschwistern erzählt. Und von der gesamten Familie. Schon vergessen?“

Dana Härtling lachte. „Hör mal, wie war das mit diesen Erinnerungslücken?“

Die Mädchen stiegen ein. Lilo nannte ihre Adresse. Dana brachte sie da hin, aber Lilo bat sie nicht, mit hinaufzukommen.

„Ich möchte dir meine ungelüftete und unaufgeräumte Bude nicht zumuten“, sagte sie. „Ich bin eine Künstlerin. Kunst und Ordnungssinn passen nicht zueinander. Ein ordnungsliebender Mensch kann niemals ein kreativer Mensch sein. Das ist nicht von mir, das habe ich gelesen.“ Sie grinste. „Ist eine großartige Entschuldigung für meine Schlampigkeit.“

Sie griff nach dem Türöffner. „Danke fürs Bringen, Dana. Es wäre nicht nötig gewesen, ich hätte auch den Bus nehmen können.“

„Hab’ ich gern getan“, erwiderte Dana lächelnd. „War keine Mühe.“

„Darf ich dich morgen anrufen?“

Dana nickte. „Das würde mich freuen.“

„Dann hören wir morgen voneinander.“

„Okay.“

Lilo stieg aus, betrat ein altes, abgewohntes Haus, und Dana fuhr heim.

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

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