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Schwester Annegret war bei Lilo Henckels, als Dana und Andy Schneider das Zimmer betraten. Die alte Pflegerin, die eigentlich schon in den wohlverdienten Ruhestand hätte treten können, wechselte mit Dana ein paar Worte und ließ sie und Andy dann mit der Patientin allein.

„Wie geht es dir?“, fragte Dana leise.

„Benommen ... “, kam es dünn über Lilos Lippen. Sie wirkte ziemlich elend, und ihr Gesicht war fast so weiß wie das Kopfkissen.

„Kannst du dich schon erinnern?“, fragte Andy gepresst.

Lilo schüttelte den Kopf, bereute es aber gleich, denn die Bewegung verursachte ihr Schmerzen.

„Soll ich jemanden für dich anrufen?“, erkundigte sich Dana Härtling.

„Das hat mich Schwester Annegret schon gefragt“, gab Lilo Henckels zurück.

„Und was hast du geantwortet?“, wollte Dana wissen.

„Es gibt niemanden, der zu verständigen wäre.“

„Hast du keine Eltern mehr?“, fragte Dana.

„Doch“, gab Lilo zur Antwort.

„Wohnst du bei ihnen?“, fragte Dana. „Sie werden dich vermissen.“

„Mich vermisst niemand“, entgegnete Lilo traurig. „Meine Eltern leben getrennt. Der Vater in Karlsruhe, die Mutter in Kiel. Jeder hat einen neuen Partner gefunden – und von mir wollen sie beide nichts wissen.“

„Wieso nicht?“, fragte Dana verständnislos. Sie selbst wuchs so behütet und geliebt auf, dass sie es sich anders kaum vorstellen konnte.

„Ich passe irgendwie nicht mehr in ihr neues Leben.“

„Nachbarn? Freunde?“, fragte Dana.

„Kein Mensch vermisst mich.“ Es klang erschütternd, wie Lilo das sagte.

„Wovon lebst du?“, wollte Dana wissen.

„Meine Eltern schicken mir monatlich Geld, um ihr Gewissen zu beruhigen. Dadurch habe ich es nicht nötig zu arbeiten“, sagte Lilo. „Selbstverständlich liege ich nicht den ganzen Tag auf der faulen Haut.“

„Was machst du?“, fragte Dana.

„Ich möchte eine große Schriftstellerin werden“, gestand Lilo mit glänzenden Augen, „Daran arbeite ich.“

Schwester Annegret streckte den Kopf zur Tür herein und sagte freundlich, aber bestimmt: „Herrschaften, es ist Zeit zu gehen.“

Dana wandte sich an Lilo. „Ich komme morgen wieder. “

„Das brauchst du nicht“, sagte Lilo, die das Alleinsein gewöhnt zu sein schien.

„Ich möchte aber“, sagte Dana.

„Ich auch“, fügte Andy hinzu. „Ich hab’ was gutzumachen.“

Sie verließen das Krankenzimmer, und Andy bat Dana, ihn zur Polizei zu begleiten. Als Zeugin. Damit sie bestätigte, dass Lilo Henckels an dem Unfall völlig unschuldig war. Das tat Dana sehr gern.

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

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