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Der private Radiosender MR1 befand sich in einem großen Glas-Stahl-Komplex und gewann seit seiner Gründung vor einem Jahr mehr und mehr an Beliebtheit.

Die Hörer mochten die kesse Art der jungen Moderatoren. Das Programm bestand aus flotter Musik und lockeren Sprüchen, man achtete aber darauf, dass nie zu viel gequasselt wurde und ließ statt dessen lieber noch eine Platte laufen.

Christine Wagner hatte sich schriftlich um einen Job bei MR1 beworben, und man hatte sie kurz darauf zu einem ersten Vorstellungsgespräch eingeladen.

Man arbeitete schnell und effizient bei MR 1. Nach nur einer Woche war sie zum zweiten Gespräch eingeladen worden, und man hatte ihr gleich am Telefon verraten, dass sie in die engere Wahl gekommen wäre.

„Wie viele Bewerberinnen sind außer mir noch im Rennen?“, hatte Christine wissen wollen.

„Drei“, hatte der Mann am andern Ende der Leitung geantwortet.

Die galt es nun auszustechen. Nachdem Christine in der Paracelsus-Klinik gewesen war, war sie nach Hause gefahren und hatte sich für den Mann von MR1, der sie einstellen oder ablehnen konnte, zurechtgemacht.

Sie sah unwahrscheinlich sexy aus. Aber dennoch damenhaft. Niemand verstand sich auf diese schwierige Gratwanderung besser als sie.

Zuversichtlich und mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein erschien sie um vierzehn Uhr beim Sender. Sie wollte nicht moderieren. Jedenfalls vorläufig nicht. Sie wollte lieber erst mal im Hintergrund, in der Redaktion von MR1, kleine Brötchen backen, den Betrieb in Ruhe kennenlernen und sehen, wie der Hase lief. Sollte sich später die Möglichkeit ergeben, vor dem Mikrofon Platz zu nehmen, und sollte sie davon überzeugt sein, dass sie sich dabei auch nicht blamierte, würde sie ihre Chance mit Sicherheit wahrnehmen.

Christine fuhr mit dem Expresslift zur elften Etage hoch. Als sie den Flur entlangging, merkte sie, dass die Männer, die ihr entgegenkamen, sich umdrehten, um auch ihre attraktive Kehrseite gebührend zu bewundern. Das war für sie nicht neu. Sie war das gewohnt. Sie fiel einfach überall angenehm auf, seit sie siebzehn war. Die Sekretärin, der sie ihren Namen nannte, erinnerte sich an sie.

Sie deutete mit dem Kopf auf eine geschlossene Tür. „Gehen Sie hinein. Sie werden erwartet. “

„Danke.“

Die Sekretärin blinzelte ihr zu. „Sie haben gute Karten. “

„Danke.“ Christine strahlte. Sie klopfte an die Tür.

„Ja, bitte?“ Eine kräftige Männerstimme.

Christine öffnete die Tür. „Guten Tag, Herr Türck. “

„Ah, Christine.“ Werner Türck, ein großer, breitschultriger Mann mit riesigen abstehenden Ohren, nahm seine Brille ab. „Ich darf Sie doch Christine nennen, ja? Kommen Sie rein.“ Er winkte sie zu sich. „Kommen Sie rein. Seien Sie nicht so schüchtern.“ Er lachte. „Ich beiße nicht. Kommen Sie. Nehmen Sie Platz. Was darf ich Ihnen anbieten?“

„Ein Glas Mineralwasser, bitte“, antwortete Christine Wagner.

„Okay.“ Türck nickte, und mit erhobener Stimme rief er: „Ruth! Ein Glas Mineralwasser! “

„Kommt sofort“, gab die Sekretärin zurück.

Türck erhob sich und schloss den Knopf seines Jacketts, bevor er Christine die Hand über den Schreibtisch entgegenstreckte. Christine setzte sich. Türck nahm ebenfalls Platz und öffnete seinen Jackettknopf wieder.

Ruth brachte das gewünschte Mineralwasser, stellte es vor Christine hin und ging wieder hinaus.

Werner Türck grinste breit. „Ich hoffe, Sie sind an dem Job, um den Sie sich beworben haben, noch interessiert, Christine, denn Sie haben ihn.“

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

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