Читать книгу Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane - A. F. Morland - Страница 107

Mitten im Wohnzimmer stand ein schöner fremder Mann. Christine sah ihn wie vom Donner gerührt an. Er trug einen hellgrauen Sweater und schwarze Jeans, hatte rotblondes Haar und stahlblaue Augen.

„Wer sind Sie?“, presste sie nervös hervor. „Was suchen Sie in meiner ... in unserer Wohnung?“

Von rechts schob sich Wenzel Reyer in ihr Blickfeld. Er stellte sich neben den Fremden.

„Christine ... Oh ... Äh ... “ Er legte dem Mann, den Christine nicht kannte, seinen Arm um die Schultern. „Das – das ist Georg“, sagte er. „Georg Brücker, ein sehr guter Freund von mir.“ Er sah Brücker an. „Georg, das ist Christine Wagner, unser aller Liebling. “

Georg Brücker trat vor. „Hallo, Christine. “ Er reichte ihr die Hand. „Ich bin entzückt.“ Er beugte sich über ihre Hand und küsste sie galant. „Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.“

Wenzel Reyer lachte. „Stell dir diesen Zufall vor. Ich stehe mit meinem Taxi am Bahnhof, und wer steigt ein? Georg. Er hat ein paar Jahre in Baden-Baden gelebt. Nun ist er nach München zurückgekehrt, aber das Firmenapartment, das er kriegen soll, ist noch nicht fertig. Der Typ, der da vor ihm drin war, muss ziemlich wüste Feten gefeiert haben. Georg wollte sich in ein Hotel einquartieren, aber ich dachte ...“

Wenzel zuckte mit den Schultern. „Na ja ... “ Er deutete auf seinen gutaussehenden Freund. „Er ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Ich habe ihn lange nicht gesehen. Wir sind vier Personen in einer Sechs-Zimmer-Wohnung ... “ Er räusperte sich nochmals. „Also, wenn du nichts einzuwenden hast ... Wenn es dich nicht stört ... Mit Wolf und Uli habe ich schon geredet. Die hätten nichts dagegen, dass Georg ein paar Tage bei uns wohnt. Nun hängt es von dir ab, ob er hierbleiben darf oder ins Hotel gehen muss. “

Das gibt garantiert Schwierigkeiten, dachte Christine. Georg kennt die Spielregeln nicht, und es ist sehr fraglich, ob er sich an sie hält, wenn man sie ihm verklickert. Er wird das gesamte sensible Gefüge dieses von uns so mühsam sexfrei gehaltenen Raumes durcheinanderbringen, wenn ich ja sage …

Aus diesem Grund wollte Christine höflich und mit freundlichem Bedauern Nein sagen. Warum sie statt dessen nickte, vermochte sie sich nicht zu erklären.

Da Wenzels Vorschlag demnach einstimmig angenommen war, durfte Georg Brücker bleiben und Christine fragte sich, wie lange es wohl dauern mochte, bis sich daraus die ersten Probleme ergeben würden.