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Nach drei Wochen bei MR1 wurde der Sender allmählich zu Christine Wagners beruflichem Zuhause. Die Arbeit machte ihr großen Spaß, und sie kam mit ihren Kollegen wunderbar aus.

Die Arbeitszeit war sehr unregelmäßig, aber das störte sie nicht. Sie hatte keine Familie, auf die sie Rücksicht nehmen musste.

Es kam vor, dass sie manchmal noch um Mitternacht in der Redaktion saß, doch das war nicht weiter schlimm für sie. Dann schlief sie tags darauf eben etwas länger und war nachher wieder fit und voll belastbar.

An einem sonnigen Freitag verließ sie die Büroräume von MR1 bereits um fünfzehn Uhr. Ein freies Wochenende lag vor ihr. Wie sie es verbringen würde, wusste sie noch nicht. Mal sehen, was sich ergibt, dachte sie und trat durch die große Drehtür auf die Straße hinaus.

„Christine!“

Sie blieb stehen, schaute sich um und erblickte den großen, breitschultrigen Werner Türck, den Mann, der sie eingestellt hatte. Er rückte seine Brille zurecht und kam zu ihr.

„Wie geht’s?“, erkundigte er sich freundlich.

„Sehr gut“, antwortete die junge Frau mit einem kleinen Lächeln.

„Schon Feierabend?“

„Ja.“

Türck lächelte. „Ich bin sehr froh, dass ich mich für Sie entschieden habe. Ihre Kollegen sind voll des Lobes, wenn von Ihnen die Rede ist.“

„Das freut mich“, sagte Christine.

„Sie werden es bei MR1 noch sehr weit bringen“, prophezeite ihr Werner Türck.

Christine schmunzelte. „Ich hätte nichts dagegen.“

Er hob den Kopf und blinzelte in die Sonne. „Schöner Tag heute.“

„Ja, ein herrlicher Tag.“

„Wollen wir noch irgendwo was trinken?“

Christine hatte befürchtet, dass so etwas kommen würde. Sie wusste, dass sie ihm gefiel, und sie wusste, dass er seit zwei Jahren in Scheidung lebte und auf der Suche nach einer neuen Partnerin war.

„Ein andermal sehr gern“, antwortete sie vorsichtig, denn sie wollte seine Gefühle nicht verletzen. „Heute werde ich leider schon zu Hause erwartet.“

Einen Euro für jede Notlüge, hinter die sich die Menschen tagtäglich retten, und ich bin die reichste Frau der Welt, dachte Christine.

„Schade“, sagte Werner Türck.

„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, tröstete Christine ihn.

Das hättest du jetzt besser nicht gesagt, durchfuhr es sie, denn damit machst du ihm Hoffnung und ermutigst ihn, es in ein paar Tagen noch mal zu versuchen – und wie ziehst du dich dann aus der Affäre?

Türck wünschte ihr ein schönes, erholsames Wochenende und ging zu seinem Wagen.

Christines Heimweg gestaltete sich zugleich zu einem kleinen Schaufensterbummel, bei dem so mancher Wunsch geweckt wurde, aber sie war diszipliniert genug, um sie sich nicht alle gleich zu erfüllen.

Zu Hause angekommen, schloss sie die Wohnungstür auf, trat ahnungslos ein – und im nächsten Augenblick war ihr, als wäre sie gegen eine unsichtbare Wand gelaufen …

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

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