Читать книгу Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer - A. F. Morland - Страница 45
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ОглавлениеAugenblicklich herrschte in der Zentrale wieder jene Spannung, die stets bei solchen Gelegenheiten aufkam.
Die PLUTO 2 hatte bereits dutzende Planeten vom Terra-Typ angeflogen, und die meisten davon hatten ihrer Besatzung irgendwelche Überraschungen gebracht. Das erwartete man nun unwillkürlich auch hier, nachdem man auf die Anzeichen von intelligentem Leben gestoßen war.
Peter Lorre betrat die Kommandozentrale mit dem festen Willen, sich durch nichts mehr erschüttern zu lassen. Trotzdem war er nun mit einigen eiligen Schritten sofort vor dam großen Panoramaschirm, als er Elaines Stimme vernahm. Kein Wort mehr über die vergangenen Ereignisse, der Reiz der Entdeckung siegte.
»Sieh an, der Herr geruht, sich wieder unter das Volk zu mischen«, stichelte Elaine, doch Peter reagierte nicht darauf. Gespannt sah er auf den großen Panoramaschirm und stieß einen Laut der Enttäuschung aus. Das Schiff war bereits über die Stadt hinweggeschossen, die letzten Gebäude verschwanden gerade aus dem Erfassungsbereich.
Doch schon handelte Aron Lubor, gab Gegenschub und steuerte die PLUTO 2 wieder im Bogen zu der betreffenden Stelle zurück. Gleichzeitig verringerte er die Flughöhe bis auf fünfhundert Kilometer über dem Boden und schaltete vorsichtshalber den Kombi-Schutzschirm ein.
Dann stand das Schiff bewegungslos über der Stadt, und alle Einzelheiten waren gut erkennbar.
Sie war nicht sonderlich groß und mochte, wenn man die Verhältnisse auf der Erde als Vergleichsmaßstab nahm, höchstens 30.000 Lebewesen Platz bieten. Ihre Gebäude, in Form und Größe sehr unterschiedlich gestaltet, lagen locker verstreut zwischen Grünanlagen, breite Straßen zogen sich dazwischen hin. Doch etwas fehlte: nirgends waren Fahrzeuge zu sehen, die sie belebten, und auch der umgebende Luftraum war frei von jedem Verkehr.
Peter Lorre runzelte die Stirn und justierte die Bilderfassung auf stärkste Vergrößerung ein. Doch das half nicht viel, denn vom See her breitete sich ein Dunstschleier über das Gelände und ließ alle Konturen verschwimmen. Trotzdem machte Björn Grenell bald eine bedeutsame Feststellung.
»Das ist eine Ruinenstadt, Peter! Die Gebäude stehen zwar noch, aber sie scheinen größtenteils ausgebrannt zu sein. Aron, geh doch noch tiefer herunter, damit wir ein besseres Bild bekommen, ja?«
Der Ramoner nickte und drosselte die Antigrav-Projektoren, bis die PLUTO 2 bis auf hundert Kilometer abgesunken war. Nun wurde das Bild erheblich besser und man konnte sehen, daß Grenell mit seiner Feststellung recht behielt.
In diesem Ort mußte ein Großbrand gewütet haben, denn kaum ein Gebäude befand sich noch in bewohnbarem Zustand. Rußgeschwärzte Mauern und leere Fensterhöhlen, soweit man sehen konnte, und die Grünanlagen befanden sich in einem Zustand völliger Verwilderung. Offenbar lag der Zeitpunkt der Katastrophe, die diese Stadt betroffen hatte, schon Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte zurück.
»Da unten gibt es bestimmt kein Leben mehr«, sagte Icinu leise, die durch diesen Anblick wieder an ihren verwüsteten Heimatplaneten erinnert wurde. Peter Lorre nickte.
»Das glaube ich auch, aber eines kann ich nicht verstehen. Die Wesen, die Gebäude wie die Hochhäuser im Zentrum dort zu erbaten imstande waren, müssen sich doch mindestens auf einer Kulturstufe befunden haben, die der des beginnenden 20. Jahrhunderts auf der Erde entsprach. Wie konnte es dann geschehen, daß die Stadt völlig ausgebrannt ist? Man sollte doch meinen, daß sie über genügend technische Hilfsmittel verfügten, um auch einen Großbrand unter Kontrolle zu bringen.«
»Eine Seuche vielleicht?« meinte Aron Lubor nachdenklich. »Sie könnte die Bevölkerung soweit dezimiert haben, daß es einfach nicht mehr genug Kräfte gab, um das Feuer einzudämmen.«
»Das wäre möglich«, räumte Peter ein. »Vielleicht erfahren wir etwas Näheres, wenn wir weiterfliegen; zweifellos gibt es hier noch weitere Ansiedlungen, denn dort hinten führt eine Ausfallstraße in Richtung des Gebirges. Hier zu landen, dürfte nicht ratsam sein, falls tatsächlich eine Seuche gewütet hat.«
Aron Lubor nickte und schaltete die Triebwerke wieder ein. Die PLUTO 2 folgte dem Verlauf der Straße, doch man verlor sie bald wieder aus den Augen, denn über dem Gelände und dem angrenzenden Gebirge lag eine dichte Wolkendecke. Erst etwa zweihundert Kilometer weiter wurde der Himmel wieder klar, und nun mehrten sich die Anzeichen einer Zivilisation.
Straßen durchkreuzten das Land, und zuweilen waren an ihnen kleine Orte zu sehen. Die Bevölkerungsdichte auf Alpha II lag offenbar nicht sehr hoch, denn erst hundert Kilometer weiter kam erneut eine Stadt in Sicht, die um etwa die Hälfte größer als die zuerst entdeckte war.
Peter Lorre nickte dam Ramoner zu. »Die sehen wir uns näher an, Aron. Gefahren für uns scheint es hier nicht zu geben, also können wir unbedenklich tiefer gehen. Zehn Kilometer, würde ich sagen, das genügt für unsere Zwecke.«
Aron Lubor drosselte die Fahrt, die PLUTO 2 drang in die Atmosphäre des Planeten ein und kam dicht vor der Stadt, vom Antigrav getragen, zum Stillstand. Die Bildschirme wurden einreguliert, und dann kam für die Beobachter ein plötzlicher Schock.
Auch diese Stadt war tot! Tot und weitgehend zerstört, nicht nur abgebrannt wie die erste – hier gab es fast nur noch Trümmer, kaum ein Gebäude war verschont geblieben …
»Krieg!« sagte Lorre angewidert, »dieses Bild kenne ich von alten Filmen aus dem Zweiten Weltkrieg her. Mira und Polaris, soll einem da nicht der Hut hochgehen? Wie kommt es nur, daß es überall im Weltall Verrückte gibt, die hirnverbrannt genug sind, sich gegenseitig zu vernichten …?«
Aron Lubor lächelte schwach. »Kein vorschnelles Urteil, Peter, solange wir nicht wissen, was die Ursache dafür war. Denke nur an die Sarriz, die praktisch in einen Krieg getrieben wurden, nachdem die Doraner unter Rod Oblab, dem großen Odnis, ihre gesamte Raumflotte und alle Häfen zerstört hatten. Konnten sie etwas dafür, daß ihre Probleme so groß wurden, daß sie sie nur noch gewaltsam zu lösen glaubten?«
Peter zog eine Grimasse. »Das macht mir den Krieg auch nicht sympathischer, Aron, er ist und bleibt ein Widersinn. Doch was fangen wir jetzt an? Da unten scheint, es auch kein Leben mehr zu geben, also könnten wir mit einem Beiboot landen, um uns einmal näher umzusehen.«
Es erhob sich keine Gegenstimme, nur Elaine Tacled konnte sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. »Du machst mir Spaß, Peter. Zuerst wolltest du von diesem System überhaupt nichts wissen, und jetzt bist du der erste, der auf einem seiner Planeten landen will …«
Ihr Jugendfreund grinste süffisant. »Du machst mir Spaß, Elaine!« gab er trocken zurück. »Warum sollen immer nur Frauen inkonsequent sein, nicht auch einmal ein Mann?«
Das verschlug selbst Elaine die Sprache.