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Icinu Lubor Finger flogen über die Tastatur des Computers. Aron hatte sich für eine Kurztransition entschieden, um den gefährdeten Freunden möglichst rasch zu Hilfe kommen zu können. Mit den Normaltriebwerken allein hätte die PLUTO 2 mindestens eine Stunde bis zum Standort der N-I gebraucht, da ihre augenblickliche Fahrt gleich Null war.

»Fertig!« meldete Icinu, und rasch koppelte ihr Mann die Steuerung mit dem Computer. Obwohl sie darauf vorbereitet waren, fuhren die Männer im Maschinendeck zusammen, als sich das Arbeitsgeräusch der Konverter und Transformer innerhalb von Sekundenbruchteilen zu einem infernalischen Tosen steigerte. Doch schon im nächsten Moment flaute es wieder ab, und der allen bekannte leichte Transitionsschock war zu spüren.

In Nullzeit war die PLUTO 2 von ihrem Standort über Beta III, der sich infolge der Planetenrotation bereits auf der dem Mond abgewandten Seite befunden hatte, in den Raum dicht vor dem Trabanten gesprungen. Augenblicklich legte sich der Kombi-Schutzschirm um das Schiff, und dann wurden Aron Lubor Augen groß. Auf ein solches Ungetüm von Gegner war er nicht gefaßt gewesen!

Karl Noleg, der sonst meist schweigsame Franko-Kanadier, stieß einen leisen Schrecklaut aus. »Himmel, gegen diesen Giganten haben wir doch keine Chance …«, sagte er fassungslos.

Icinu hatte inzwischen bereits einen der Nebenbildschirme einjustiert, auf dem nun das Beiboot zu sehen war. »Aron, da stimmt etwas nicht!« schrie sie entsetzt auf. »Die N-I ist offenbar steuerlos – sie stürzt genau auf den Mond zu!«

Aron Lubor sah ebenfalls auf den Schirm, und dann wurde sein bräunliches Gesicht bleich. Seine Frau hatte recht – das Beiboot vollführte vollkommen unkontrollierte Manöver, beschleunigte in einem Moment, um im nächsten wieder abgebremst zu werden. Es war so, als ob sich ein Kind an den Kontrollen befinden würde, das zum Spaß einmal auf diese, dann wieder auf jene Taste drückte. Sein Bug aber wies genau auf den Mond, und wenn kein Wunder geschah, mußte es auf ihn zurasen und dann auf seiner Oberfläche zerschellen wie eine Seifenblase …

Der Ramoner handelte, ohne zu überlegen.

Er hatte sich entschlossen, den fremden Raumer einfach zu ignorieren, die Rettung der Freunde in dem Beiboot ging vor. Offenbar lebten sie noch, das bewies die Tatsache, daß immer noch mit der Steuerung hantiert wurde, wenn das auch mehr wie das Handeln vom Betrunkenen anmutete, die keine Kontrolle über ihre Handlungen mehr besaßen.

Aron fuhr die DaCern-Triebwerke bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit hoch. Mit einem raschen Blick erfaßte er, daß das fremde Schiff plötzlich abgebremst wurde und die bereits eingeleitete Verfolgung des Bootes abbrach. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, den Raumer zunächst durch den Einsatz des Pomcitani außer Gefecht zu setzen, ihn aber im nächsten Moment wieder verworfen. Er durfte keine Minute verschwenden, denn die N-I wurde unaufhaltsam von der Gravitation des Mondes angezogen – noch längstens dreißig Minuten, dann war das Schicksal ihrer vier Insassen besiegelt!

Es wurde eine Wettfahrt mit dem Tod.

Der Ramoner riskierte alles, um das fast schon verlorene Boot noch einzuholen, ehe es zu spät war. Das Triebwerk der N-I war inzwischen abgeschaltet worden, und so hatten wenigstens die dauernden Schlingerbewegungen aufgehört. Aufatmend registrierte Aron, daß der Kugelraumer der PLUTO 2 nicht folgte und sich passiv verhielt. Es war zwar nicht ausgeschlossen, daß er später doch noch eingreifen würde, aber soweit dachte im Moment keiner in der PLUTO 2.

Bemerkt hatte man sie in dem fremden Schiff trotz der Verdunkelung durch den KSS, das stand jedenfalls fest. Das wies auf eine hoch entwickelte Technik hin, ebenso die Tatsache, daß die Fremden das N-Boot irgendwie manövrierunfähig gemacht hatten, ohne daß es dabei zu sichtbaren Beschädigungen gekommen war.

Kea Alston und Patrick Liffey versuchten pausenlos, eine Funkverbindung zur N-I herzustellen, doch weder auf Normalwelle noch über Hyperfunk kam eine Antwort. Aron Lubor biß auf die Zähne, ein harter Ausdruck stand in seinen schockgrünen Augen. Icinu stand am Computer und rechnete pausenlos, um eine präzise Geschwindigkeitsbestimmung für das Beiboot zu erhalten, das durch die Einwirkung der Mondgravitation immer schneller wurde. Eine genaue Koordination der Bewegungen beider Fahrzeuge war die unerläßliche Voraussetzung für das riskante Manöver, das der Ramoner plante.

Als die PLUTO 2 das Boot eingeholt hatte, war dieses nur noch dreitausend Kilometer von der Mondoberfläche entfernt.

Das wird verdammt knapp! dachte Aron, doch unbeirrbar steuerte er das Schiff näher an die N-I heran, bis beide Raumer sich in einem Abstand von nur noch fünfzig Meter parallel zueinander bewegten. Nun kam der Augenblick, der über das Gelingen oder Scheitern des Rettungsunternehmens entschied.

Der KSS war ausgeschaltet. Karl Noleg hatte Hangar II geöffnet und konnte den Innenraum über einen Monitor beobachten. Aron Lubor Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt, doch seine Handgriffe kamen ruhig und exakt. Ganz langsam verringerte er den Abstand zum Boot noch weiter, bis sich dieses direkt neben der offenen Schleuse befand. Was nun kam, war so gefährlich, war von der PLUTO-Crew noch nie zuvor praktiziert worden, daß niemand an Bord wagte, sich ein Mißlingen auch nur vorzustellen.

Ein leichter Schub aus den beiden am weitesten links gelegenen DaCern-Triebwerken gab dem Schiff eine kaum merkliche Schräglage, und langsam trieb das Boot von rechts her in den Hangar hinein. Es war gelungen, durch einen Fernsteuerimpuls seine Landestützen auszufahren, und nun kam der Moment der Bewährung für Karl Noleg.

Unendlich langsam bewegten seine Finger die Steuerung, die die Rotation des Hangars bewirkte, bis dieser sich in der richtigen Lage befand. Ein halblauter Zuruf informierte den Ramoner, der nun genauso vorsichtig den Bug der PLUTO 2 in die Höhe schwingen ließ, wodurch der Boden der Hangarkaverne dem Boot entgegenkam. Das alles geschah bei einer Geschwindigkeit von fast 30.000 km/h – nur ein kleiner Fehler, und das Boot mußte aufprallen, um sich dann wie ein Geschoß in die Wandung der Kaverne zu bohren!

Das aber wäre für seine Insassen so gut wie ein Todesurteil gewesen …

»Kontakt!« rief Noleg dann, »wir haben es geschafft, Aron …«

Dicke Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, als er dann den Schließmechanismus der Außenschleuse betätigte. Die N-I hatte auf dem Boden des Hangars aufgesetzt – etwas unsanft zwar, doch sie stand! Nun konnte nichts mehr passieren, denn beide Fahrzeuge hatten die gleiche Geschwindigkeit – das gefährlichste Manöver, das Aron Lubor je durchgeführt hatte, war gelungen.

Doch noch durfte der Ramoner nicht aufatmen. Die Oberfläche des Mondes war nur noch 1500 Kilometer entfernt, und noch immer raste das Schiff geradewegs auf den Trabanten zu. Icinu kam ihm zu Hilfe, schaltete zuerst den Kombi-Schutzschirm wieder ein, und dann bemühten sie sich gemeinsam, der PLUTO 2 eine Richtungsänderung aufzuzwingen, ehe der Mond erreicht war.

Sie schafften es ganz knapp! Sekundenlang schoß das Schiff in nur noch zehn Kilometer Höhe parallel zur Mondoberfläche dahin. Dann hatten seine Triebwerke den Kampf gegen die Anziehungskraft des Trabanten gewonnen, und es entfernte sich von ihm, in den freien Raum hinaus.

Mit zitternden Fingern schaltete Aron die Steuerung auf Automatik um und fiel dann seiner jungen Frau um den Hals. Doch schon nach wenigen Sekunden wurden sie wieder in die Wirklichkeit zurückgerufen, denn der Interkom sprach an. Kea Alston, der ohnehin leicht erregbar war, überschlug sich fast beim Sprechen, als er verkündete: »Funkkontakt zur N-I – Peter hat sich gemeldet, Aron!«

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