Читать книгу Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer - A. F. Morland - Страница 55

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Sie entdeckten noch sechs weitere Städte und alle glichen der ersten fast zum verwechseln.

Dazwischen gab es zahlreiche kleinere Orte und immer wieder ausgedehnte Plantagen. Die Bewohner von Dry schienen ausgesprochene Agrarier zu sein, ihre Technik aber einer Stagnation zu unterliegen. Es gab nicht nur keine Anzeichen für die Entwicklung einer Raumfahrt, sondern nicht einmal Luftverkehr. Nur einmal kam ein Areal in Sicht, das ein Raumhafen hätte sein können; es war aber total von Pflanzenwuchs überwuchert und die Metallspuren, die von den Bodentastern registriert wurden, konnten auch natürliche Ablagerungen sein.

Lange vor den angestrebten tausend Kilometern wurde es Peter Lorre zu langweilig.

»Langsam komme ich mir vor wie Peter Schlemihl, der seinen Schatten sucht«, knurrte er mißmutig, als sie die letzte Stadt überflogen hatten. »Hundert Kilometer weiter ist schon der Terminator und es sieht nicht so aus, als ob wir bis dort noch etwas Weltbewegendes finden könnten. Machen wir also ein Ende mit dieser fruchtlosen Sucherei.«

»Du willst zurück zur Erde?« fragte Elaine Tacled enttäuscht. Peter schüttelte den Kopf.

»Das nun gerade nicht, ich möchte doch wenigstens wissen, wie die Bewohner von Dry aussehen. Wir nehmen uns ein Beiboot, landen irgendwo da unten und sehen uns einmal um.«

»So wie auf Alpha II?« erkundigte sich Björn Grenell anzüglich. Lorre warf ihm einen schrägen Blick zu.

»Ich mache zwar öfters die gleichen Fehler, aber bestimmt nicht zweimal so kurz hintereinander. Diesmal suchen wir uns eine abgelegene Gegend aus, klemmen uns den Translator unter den Arm und versuchen, mit einem oder einigen der Fremden Kontakt aufzunehmen. Und diesmal wirst du mit von der Partie sein, um aufzupassen, daß wir nichts verkehrt machen …«

»Okay«, nickte Björn gleichmütig. »Außerdem schlage ich den Doc als Expeditionsmitglied vor, damit er neues Material für sein Buch über außersolare Spezies bekommt – er klagt ohnehin immer über Langeweile.«

»Keine schlechte Idee«, meinte Aron Lubor. »Ich fürchte nur, daß er an diesem Buch noch lange schreiben muß, denn es kommen immer wieder neue Wesen hinzu.«

»Er erzählte mir vorhin, daß er den ersten Band demnächst herausbringen will«, sagte Elaine Tacled. »Okay, also Björn, der Doc und ich. Wer soll der Vierte sein?«

»Hast du Lust dazu, Icinu?« erkundigte sich Peter. »Die Exkursion dürfte allem Anschein nach vollkommen ungefährlich sein.«

Die Ramonerin wehrte ab. »Flieg du nur ruhig mit, Peter, ich weiß ja, daß das Warten im Schiff nichts für deinen unruhigen Geist ist. Ich halte hier mit Aron zusammen die Stellung.«

Doc Stater wurde verständigt und zeigte sich hoch erfreut über sein unverhofftes Glück. Da die Luft auf Beta III gut atembar war, wurde keine besondere Ausrüstung benötigt. Antigrav-Gürtel, Lähmstrahler und Translator genügten für dieses Unternehmen, dazu die üblichen Sicht-Sprechgeräte für die Verbindung mit dem Schiff.

Diesmal wurde N-I genommen, denn Onips Techniker waren noch dabei, das Boot zu überprüfen, das bei dem Einsatz auf Alpha II verwendet worden war. Peter Lorre übernahm das Steuer, checkte die Kontrollen kurz durch und gab dann den Funkbefehl zum öffnen der Hangarschleuse.

Langsam schwebte das Beiboot ins Freie und sank dann, nur vom Antigrav gehalten, dem Boden entgegen. Die PLUTO 2 wurde dagegen von Aron Lubor auf 120 Kilometer Höhe gebracht, damit die Umgebung des Planeten überwacht werden konnte. Reza Katte wollte sich außerdem der Erkundung des kleinen Mondes widmen, der Dry in 220.000 Kilometer Entfernung umkreiste.

Peter Lorre betrachtete den Bildschirm über dem Pilotensitz und fand bald das, was er suchte. »Da hinten zwischen den Feldern gibt es eine kleine Ansiedlung, zu der auch eines dieser kastenförmigen Gebäude gehört. Wir werden hinter dem Wäldchen zwei Kilometer weiter landen, damit das Boot in Deckung bleibt. Die nähere Umgebung dort ist unbebaut, es ist also kaum damit zu rechnen, daß sich einer der Planetarier dorthin verläuft.«

Er flog einen Bogen und näherte sich dann im Sichtschutz einer kleinen Hügelkette dieser Position. Über dieser Gegend war die Sonne eben erst aufgegangen, ein leichter Morgendunst stieg von einem schmalen Bach in die sonst klare Luft. Der Tag hatte, der Größe des Planeten entsprechend, nur 20:12,36 Stunden.

Geräuschlos schwebte N-I nieder und stand dann sicher auf seinen Teleskopstützen. Peter schaltete alle Apparaturen ab, die Schleuse glitt auf, und der Erkundungstrupp stieg die Rampe hinab, die sofort automatisch wieder einfuhr, worauf sich auch die Luftschleuse schloß. Sollte das Boot wirklich entdeckt werden, konnte nun niemand hineingelangen und dort eventuell irgendwelche Schäden anrichten.

Doc Stater sah sich verzückt um und ging dann sofort auf den nächsten Baum zu, um ihn zu begutachten. Von der rötlichen Färbung des Laubes abgesehen, hätte dieser Baum auch irgendwo auf der Erde stehen können, und nach kurzer Musterung wandte sich der Arzt enttäuscht wieder ab.

»Fast unglaublich – eine gewöhnliche irdische Blutbuche!« nörgelte er. »Und auch das Gras sieht so aus wie bei uns, nur ist es rötlich … enttäuschend, wirklich enttäuschend.«

Björn Grenell hatte automatisch seine geliebte Pfeife hervorgeholt, steckte sie aber gleich wieder weg, denn auf solchen Ausflügen wurde grundsätzlich nicht geraucht. »Warum soll es nicht auf erdähnlichen Planeten auch einmal eine erdähnliche Vegetation geben, Doc?« fragte er. »Wir finden immer wieder Spezies, die uns weitgehend ähneln, warum nicht auch die Flora?«

Ein trillernder Laut erklang aus dem Laub des Baumes, dann schoß ein etwa amselgroßes Tier daraus hervor und schwang sich in die Luft. Diesmal hatte Stater keinen Grund, sich zu beschweren, denn dieses Tier besaß zwar Flügel, glich aber sonst mehr einer etwas kurz geratenen Schlange. Erstaunlich flink riß der Arzt seinen Lähmstrahler heraus und feuerte damit auf das Wesen.

Er traf aber nur die Luft hinter ihm, und ein fast höhnisch klingender Trillerlaut war das einzige, was ihm blieb. Elaine Tacled kicherte leise, doch Peter Lorre warf ihr einen verweisenden Blick zu.

»Nehmen Sie auch das nicht tragisch, Doc«, riet er dem Arzt und hob die kleine elektronische Kamera, die er auch hier mitführte. »Ich habe das Tier auf dem Film, dreidimensional und in Farbe. Im übrigen können wir uns nicht lange mit solchen Dingen aufhalten, wir haben wichtigeres vor.«

Sie schalteten ihre Antigrav-Gürtel ein und flogen dann dicht über dem Boden auf die als Ziel ausgesuchte Siedlung zu. Sie kamen allerdings nicht weit.

Die Bewohner von Dry schienen ausgesprochene Frühaufsteher zu sein, denn als die vier Menschen die ersten Felder erreichten, bewegten sich bereits einige Gestalten zwischen den buschähnlichen, etwa 1,50 Meter hohen Gewächsen umher. Elaine Tacled bemerkte sie als erste und stieß ein warnendes Zischen aus, worauf die anderen sofort zu Boden gingen. Nur der in solchen Situationen unerfahrene Arzt flog noch einige Meter weiter, wurde aber von Björn Grenell schnell am Gürtel gepackt und in Deckung der Büsche gebracht.

Man hatte sie trotzdem nicht bemerkt, und Peter Lorre winkte Grenell zu sich.

»Wir schleichen uns möglichst nahe heran«, raunte er ihm zu. »Halte deinen Lähmstrahler bereit, man kann nicht wissen, wie sie reagieren werden, falls sie uns vorzeitig entdecken.«

Gebückt arbeiteten sich die beiden Männer auf eine einzelne Gestalt zu, die anscheinend dabei war, mittels einer Hacke den Boden zwischen den Gewächsen, die an kugelförmige Eiben erinnerten, aufzulockern. Vorsichtig spähten sie durch die Lücken zwischen den Büschen, und dann sahen sie das fremde Wesen.

Es war eine aufrecht gehende Echse, vollkommen unbekleidet, mit einer grünlich schillernden Schuppenhaut. Kurze, gedrungene Beine trugen einen walzenförmigen Körper, zwei kräftige Arme mit vier Greifgliedern hielten die kurze Hacke und bewegten sie unermüdlich auf und ab. Über ihnen saß auf einem kurzen Hals ein platt gedrückter Alligatorkopf mit großen Nasenöffnungen und kleinen rundlichen Ohren.

Das Auffallende waren aber die vier Augen dieses Geschöpfes. Sie saßen, zu je zweit hintereinander angeordnet, an den Schmalseiten des Kopfes, hatten einen Durchmesser von ungefähr vier Zentimeter und strahlten in einem intensiven Indigoblau.

Peter Lorre hatte sofort die Kamera gehoben und filmte das Echsenwesen. Plötzlich stieß er jedoch scharf die Luft aus, und ein Ausdruck der Überraschung zeichnete sich auf seinen Zügen ab.

»Verdammt, diese Spezies kennen wir doch!« flüsterte er Björn Grenell zu. »Ich komme nur nicht gleich darauf, von wo, es muß schon einige Zeit her sein, daß wir ihr begegnet sind.«

Björn nickte und zog Peter hinter den nächsten Busch. »Ich weiß es aber, die vier blauen Augen haben mich darauf gebracht. So haben die Wesen ausgesehen, die einst auf dem Eisplaneten und im System des Planeten jene Anlagen errichtet haben, die uns schließlich zum Galaktischen Archiv geführt haben!«

»Stimmt!« sagte Peter Lorre, und vor seinem geistigen Auge erstanden wieder die riesigen Obelisken mit den halbkugeligen Schalen darauf, die sie auf einem energetischen Feld ruhend mitten zwischen zwei Planeten aufgefunden hatten. Das damit verbundene Abenteuer war nicht sonderlich angenehm gewesen, und unwillkürlich schüttelte er sich, als er an die damaligen Ereignisse dachte.

Auch Björn Grenell dachte daran, und für einige Sekunden achteten beide Männer nicht auf ihre Umgebung. Als sie dann wieder aufsahen, erstarrten sie in jähem Schreck.

Das Echsenwesen hatte sie entdeckt und kam mit erhobener Hacke auf sie zu …!

Die Hände der beiden Männer fuhren an die Hüfte, um die Paralysatoren zu ziehen, doch auf halbem Wege stockte ihr Griff. Sie hatten, als sie das fremde Wesen nun von vorn sahen, entdeckt, daß es sich dabei um ein Weibchen handelte, und das ließ sie zögern.

Zwar wurde auf der Erde die Emanzipation weitgehend praktiziert, aber Verhaltensweisen, die den Menschen über Jahrtausende hinweg sozusagen ins Blut übergegangen waren, ließen sich nicht innerhalb eines knappen Jahrhunderts beseitigen. Noch immer galt die – von Elaine Tacled heftig angefeindete – Regel, daß der Mann auf die Frau eine gewisse Rücksicht zu nehmen hatte, und sie wirkte sich auch hier aus.

Sekundenlang standen Björn und Peter unschlüssig da, während die Echse mit dem watschelnden Gang, der durch ihre kurzen Beine bewirkt wurde, auf sie zukam. Ihre indigoblauen Augen funkelten, die Hacke drohte – doch dann änderte sich die Lage von einem Augenblick zum anderen.

Das Wesen beachtete die beiden Menschen gar nicht, es hatte überhaupt nicht die Absicht, sie anzugreifen!

Sie wandte sich wenige Meter vor ihnen zur Seite, hing die Hacke an einen Ast und griff nach einer orangefarbenen Frucht, die von diesem herabhing. Dann setzte sie sich, wobei sie sich mit dem Rudiment ihres bis auf Handlänge verkümmerten Schwanzes abstützte, biß kräftig in die Frucht und begann wie selbstverständlich mit ihrer Morgenmahlzeit …

»Jetzt laust mich doch der große Affe!« sagte Elaine leise, die inzwischen zusammen mit Doc Stater herangekommen war. »Dieses Wesen hat vier große Augen, und doch tut es so, als hätte es euch überhaupt nicht gesehen – versteht ihr das?«

»Nicht im geringsten«, versicherte der verblüffte Peter Lorre kopfschüttelnd. »Doc, was sagen Sie dazu?«

Der Arzt, der sich in Gedanken bereits Notizen für sein Buch über Fremdrassen gemacht zu haben schien, hob unschlüssig die Hände. »Das ist auch mir unerklärlich, Peter«, versicherte er. Unbeabsichtigt hatte er laut gesprochen, doch die Echse reagierte auch darauf nicht, pflückte sich eine neue Frucht und setzte ihr Frühstück fort. Dann schien sie gesättigt zu sein, griff wieder nach ihrer Hacke und ging zu ihrer Arbeit zurück.

Vier aufs äußerste verblüffte Menschen sahen sich an.

»Für einen Moment kam mir der Gedanke, daß diese Wesen vielleicht auf einem anderen Frequenzbereich sehen, wie die Ramoner früher auch«, sagte Peter Lorre dann. »Das ist natürlich Unsinn, denn diese Echse befindet sich in ihrer natürlichen Umgebung, mußte uns also klar und deutlich gesehen haben. Daß sie außerdem auch auf die lauten Worte des Doc in keiner Weise reagiert hat, die ebenfalls kaum zu überhören waren, vergrößert das Rätsel nur noch.«

Doc Stater hatte sein rosiges Gesicht in Falten gelegt und dachte intensiv nach.

»Ich habe da eine vage Idee«, meinte er schließlich zögernd. »Sie steht allerdings noch auf sehr schwachen Füßen, deshalb möchte ich noch nicht darüber reden, sonst lachen Sie mich später vielleicht aus. Wir müssen noch weitere Fakten sammeln, ehe ich mir ein endgültiges Urteil bilden kann.«

»Sagen Sie es trotzdem«, forderte Lorre ihn auf, aber Stater wehrte entschieden ab. Er war ein tüchtiger Arzt und anfangs etwas unbeholfen, fast menschenscheu gewesen, als er zu der PLUTO-Crew gekommen war. Doch das hatte sich inzwischen genauso gegeben wie sein Unverständnis gegenüber der Technik; Ben Stater war jetzt ein Mann, der an Selbstsicherheit nicht gegenüber den anderen Besatzungsmitgliedern zurückstand.

»Und was soll jetzt weiter geschehen?« fragte Elaine Tacled ungeduldig wie immer. Peter Lorre zog eine Grimasse.

»Das ist schwer zu entscheiden, Elaine, da wir nicht wissen, ob das Verhalten dieses einen Wesens symptomatisch für die gesamte Spezies ist. Wenn wir jetzt weitergehen und anderen Echsen begegnen, können wir vielleicht unser blaues Wunder erleben.«

»Oder umgekehrt«, sagte Elaine resolut und strich ihr langes schwarzes Haar zurecht. »Mit ihren simplen Hacken können sie schließlich nichts gegen die Lähmstrahler ausrichten, die noch über hundert Meter hinweg wirksam sind! Wir sollten ruhig die Probe aufs Exempel machen – wenn wir unschlüssig hier herumstehen, kommen wir bestimmt nicht weiter.«

»Ganz recht«, bekräftigte der Arzt. Er wartete die Entscheidung der beiden anderen Männer erst gar nicht ab, sondern ging einfach an ihnen vorbei in die Plantage hinein.

Der stets vorsichtige Björn wollte ihn zurückhalten, unterließ es dann aber doch. Stater war hochintelligent und nicht der Mann, der ein vermeidbares Risiko eingehen würde, genau wir er selbst. Wenn er es nun trotzdem riskierte, sich den Echsenwesen von Dry offen zu zeigen, mußte an seiner Idee wohl mehr sein, als er jetzt zugeben wollte.

Zögernd setzten sich auch die anderen in Bewegung und gingen den schmalen Pfad entlang, der sich zwischen den Gewächsen dahinschlängelte.

Sie sahen sich wachsam um, ihre Hände ruhten auf den Kolben der Paralysatoren, bereit, diese sofort zu ziehen und einzusetzen, falls sich das als nötig erweisen sollte. Doch schon nach den ersten Minuten wußten sie mit ziemlicher Sicherheit, daß diese Notwendigkeit nicht bestand.

Sie trafen innerhalb des Feldes auf mindestens zwanzig Echsen beiderlei Geschlechtes, doch keine davon schenkte ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit. Sie hackten und jäteten oder pflückten Früchte von den Buschgewächsen, um sie in primitive Körbe aus Zweigen zu legen, aber keines der Wesen kümmerte sich im geringsten um die vier Menschen, die sich zwischen ihnen bewegten. Der Blick ihrer leuchtend indigoblauen Augen schien einfach durch sie hindurch zu gehen.

Dieses Verhalten war einfach unnatürlich, das stand fest. Jedes Wesen, ob intelligent oder nicht, zeigte irgend welche Reaktionen, sobald sich artenfremde, völlig anders aussehende Lebewesen in seiner Umgebung zeigten. Die Echsen von Dry aber nahmen die Anwesenheit der vier Menschen einfach nicht zur Kenntnis, und das war schlechthin unbegreiflich.

Die Gruppe hatte etwa 150 Meter zurückgelegt und dabei mehrmals die Richtung gewechselt, um so vielen Planetariern wie möglich zu begegnen, ohne damit aber etwas zu erreichen. Dann wurde es Elaine Tacled zu bunt, sie blieb stehen und stemmte die Arme in streitbarer Geste in die Hüften.

»Jetzt reicht es mir aber!« sagte sie aufgebracht. »Diese verdammten Alligatoren tun ja gerade so, als wären wir überhaupt nicht vorhanden. Da sind mir ihre irdischen Verwandten in den Everglades von Florida noch lieber, denn bei denen weiß man wenigstens, woran man ist. Sie wollen einen fressen, klar – aber sie sind zumindest nicht so stur wie die hier.«

Ehe sie jemand daran hindern konnte, ging sie auf eine Echse zu, die etwa fünf Meter seitwärts vor einem Busch stand und dabei war, die orangefarbenen Früchte zu pflücken und sorgsam in ihren Korb zu legen. Atemlos sahen die Männer, wie das Teufelsgirl der PLUTO-Crew ihr energisch auf die Schulter klopfte, und sofort rissen Peter und Björn die Lähmstrahler heraus, um sie beschützen zu können.

Verblüfft ließen sie die Waffen wieder sinken, als sie beobachteten, was dann geschah.

Geschmeidig wandte sich die Echse um, ihre vier Augen richteten sich voll auf Elaine Tacled. Die Kinnlade öffnete sich und ließ ein kräftiges Gebiß sehen, das vorzüglich geeignet schien, blitzschnell zuzupacken, und nun wich das Mädchen unwillkürlich einen Schritt zurück. War sie doch etwas zu weit gegangen? Fast schien es so.

Doch dann wandte sich der grünliche Schuppenkörper wieder ab, ohne irgendwie auf den Annäherungsversuch zu reagieren! Gleichmütig begann die Echse wieder mit der Arbeit und ließ Elaine unbeachtet stehen …

Geschlagen kehrte diese wieder zu ihren Gefährten zurück, in ihrem Gesicht zeichnete sich tiefe Fassungslosigkeit ab. »Das gibt es doch gar nicht!« sagte sie mit schwankender Stimme. Peter Lorre grinste leicht.

»Das war ein Männchen, und trotzdem haben deine Reize es nicht beeindrucken können … Im Ernst, ich komme da auch nicht mehr mit. Wir dachten schon, der Ally wollte dich anknabbern, als er den Rachen aufriß, und dann hätten wir dich zusammen mit ihm paralysieren müssen, denn du standest genau in der Schußlinie. Doch er hat dich behandelt, als wärest du schlechte Luft. – Doc, was sagen Sie jetzt dazu?« wandte er sich an den Arzt.

Stater wiegte den Kopf. »Ich habe den Eindruck, als wäre mein Gedanke tatsächlich richtig, Peter. Alle Symptome dieser Wesen deuten auf eine kollektive psychische Störung hin, die so tief greifend ist, daß sie die Allys – nennen wir sie einmal so – dazu bringt, alles zu ignorieren, was nicht in ihr gewohntes Weltbild paßt. Worauf diese allerdings zurückzuführen ist …«

Er unterbrach sich, denn plötzlich klang von der Straße her, die sich von der Siedlung zu den Feldern hinzog, das Geräusch einer lauten Sirene auf.

Die Echsen kannten dieses Zeichen, denn sie reagierten prompt. Peter Lorre, der seinen Antigrav-Gürtel aktiviert und sich einige Meter in die Luft erhoben hatte, sah, wie sie zu den Körben mit Früchten eilten, sie aufnahmen und zur Straße hin transportierten. Dort standen zwei jener kastenförmigen Fahrzeuge, die man bereits in der Umgebung der Städte der Allys gesehen hatten und die nun mit den Körben beladen wurden.

Dieser Vorgang vollzog sich mit beachtlicher Schnelligkeit, die Echsen arbeiteten rasch und geschickt. Kaum zehn Minuten nach ihrer Ankunft waren beide Transporter beladen und setzten sich mit summenden Antriebsmaschinen wieder in Bewegung.

Peter nickte den anderen zu, die sich inzwischen ebenfalls in die Luft erhoben hatten und zusahen. »So, dann wollen wir mal den beiden Wagen folgen und sehen, was sich drüben in dem Ort tut. Vielleicht finden wir dort jemand, der intelligent genug ist, um sich mit uns unterhalten zu können.«

»Du meinst, die Allys hier wären nur so etwas wie Arbeitstiere ohne wirkliche Intelligenz?« fragte Elaine Tacled. »Hm, das wäre schon möglich, seltsam genug benehmen sie sich ja.«

Doc Stater zog ein zweifelndes Gesicht, fand aber keinen Punkt, der ausreichte, um gegenteilige Ansichten zu rechtfertigen. So schloß er sich den anderen an und flog zusammen mit ihnen zu der Ansiedlung hinüber.

Im Gegensatz zu den Städten gab es dort keine Spiralbauten, sondern nur niedrige barackenähnliche Gebäude mit flachen Dächern und runden Fenstern ohne Scheiben. Zwischen ihnen war es vollkommen ruhig, alle Bewohner des Ortes schienen sich draußen auf den Feldern zu befinden. Nur aus einem Gebäude waren helle, quietschende Laute zu hören, deren Vielfalt darauf hinwies, daß sich darin eine größere Anzahl vom Echsenwesen aufhielt.

»Ein Kindergarten, möchte ich behaupten«, sagte der Arzt, nachdem sie auf der Hauptstraße niedergegangen waren. »Die erwachsenen Allys sind bei der Arbeit, und der Nachwuchs hält sich unter Aufsicht in jenem Gebäude auf, bis sie wieder zurückkehren.«

»Schon möglich, Doc«, meinte Peter. Er orientierte sich kurz und schlug dann die Richtung ein, in der sich das kastenförmige Bauwerk befand. Es war etwa zwanzig Meter hoch und überragte alle anderen Gebäude des Ortes, besaß aber im Gegensatz zu diesen keinerlei Fensteröffnungen. Seine Oberfläche glänzte im Licht der Morgensonne wie poliert, während alle anderen Bauten aus einer stumpfen grauen Masse erbaut waren, die Ähnlichkeit mit Plastbeton hatte.

»Das sieht sehr nach Fertigbauteilen aus«, stellte Björn Grenell fest. Er näherte sich einer Tür, die nicht anders aussah, als Türen in irdischen Häusern, suchte aber in der glatten Holzfläche vergeblich nach einer Vorrichtung, mittels der man sie öffnen konnte. Er stemmte sich dagegen, doch sie ging nicht auf, und so warf er einen Blick durch eines der runden Fenster.

Er sah in einen Raum, der offenbar als Schlafzimmer diente, denn er enthielt nur einige matratzenähnliche Gebilde, die auf dem Boden ausgebreitet waren. Zu weiteren Nachforschungen kam er nicht mehr, denn Peter Lorre rief bereits nach ihm, und so beeilte er sich, die anderen wieder einzuholen.

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