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Die Ruflampe des Normalfunkgerätes in der PLUTO 2 begann zu flackern, und Patrick Liffey tastete den Apparat ein. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht von Peter Lorre. Liffey schaltete erneut und legte das Gespräch in die Kommandozentrale.

Aron Lubor sah auf, als der Sichtschirm des Zweitgerätes hell wurde und das Gesicht Peter Lorres darauf auftauchte. Er hob grüßend die Hand und fragte: »Alles okay, Peter?«

Der Freund nickte. »Bis jetzt ja, aber viel haben wir noch nicht herausgefunden. Die Bewohner von Dry scheinen jener Spezies anzugehören, die einst das Galaktische Archiv eingerichtet hat, die Übereinstimmung mit den Plastiken seiner Erbauer ist unverkennbar.«

Der Ramoner zog die Stirn unter dem Silberhaar kraus. »Das ist aber reichlich merkwürdig, finde ich. Diese Welt liegt doch mindestens sechstausend Lichtjahre von B-143 entfernt, und ausgerechnet hier sollten sich die Nachkommen dieser Echsen niedergelassen haben?«

»Warum nicht?« meinte Lorre. »Sie waren auf der Flucht vor den Schwarzen Schiffen und mußten natürlich bestrebt sein, sich möglichst weit vom Schauplatz des großen Galaktischen Krieges zu entfernen: Im Übrigen glaube ich, daß Dry nur eine Kolonialwelt ist, Aron. Wenn die Allys ähnlich fruchtbar sind wie die Alligatoren der Erde, müßte Beta III sonst nach Ablauf von mehr als 1350 Jahren erheblich dichter bevölkert sein, als das der Fall ist.«

»Die Allys?« fragte Aron. »Ah, ich verstehe, ihr habt ihnen diesen Namen gegeben. Allerdings hätte ich von einer Spezies, die so etwas wie dieses Archiv schaffen konnte, etwas mehr erwartet, als wir hier zu sehen bekommen.«

»Ich auch«, nickte Peter Lorre. »Die Allys von Dry verfügen zwar über Konverteranlagen und eine Anzahl leistungsfähiger Transportfahrzeuge, aber das scheint auch alles zu sein. Ihr ganzes Verhalten paßt in keiner Weise dazu, denn sie arbeiten mit primitiven Hacken in den Plantagen, wo man als Äquivalent eigentlich Robotmaschinen erwarten dürfte, die ihnen diese Arbeit abnehmen. Außerdem benehmen sie sich, gelinde gesagt, wie Schwachsinnige; so stur können doch normale Lebewesen kaum sein, daß sie Fremde einfach ignorieren, die plötzlich unter ihnen auftauchen.«

»Das ist wirklich ziemlich seltsam«, gab der Ramoner zu. »Selbst die Besatzung des alten Ramonischen Schiffes, das wir letzthin treibend aufgefunden und nach langer Odyssee vor dem Untergang bewährt haben, bat sich ganz anders benommen.«

»Eben diese Diskrepanz gibt mir zu denken«, sagte Peter mit gerunzelter Stirn. »Der Doc tippt auf irgendeine Art von kollektiver psychischer Störung, aber etwas genaues kann er auch noch nicht sagen. Es könnte eventuell sich um Degenerationserscheinungen handeln, doch diese Annahme …«

Er unterbrach sich und fuhr dann fort: »Die Transporter, die eben eine Ladung Früchte zu dem Kastenbau gebracht haben, kommen zurück. Wir werden uns unsichtbar machen, bis sie vorbei sind, und dann dieses Bauwerk einmal unter die Lupe nehmen. Bis später also.«

Die Bildfläche wurde dunkel, doch schon Sekunden später erhellte sich die des Interkom. Auf dem Schirm erschien das Gesicht des Astro-Experten Reza Katte.

»Wir haben eben die Beobachtung des Mondes abgeschlossen, Aron«, meldete er. »Dieser Trabant ist weitgehend uninteressant, eine Kraterwelt ohne Atmosphäre und Leben. Allerdings gibt es genau auf seinem Nordpol etwas, das vielleicht von Bedeutung sein könnte. Von diesem Punkt geht eine schwache Strahlung aus, die ganz am Rande des elektromagnetischen Spektrums liegt und durch unsere Instrumente nur andeutungsweise zu erfassen und nicht zu analysieren ist. Es könnte sich um eine natürliche Erscheinung handeln, aber ich glaube nicht recht daran.«

Aron Lubor hob die silberfarbenen Brauen. Er kannte die Tüchtigkeit Reza Kattes und seiner Assistenten und ihren sechsten Sinn in Bezug auf alle Phänomene. Wenn diese ausgezeichneten Fachleute Bedenken hatten, war meist etwas dran, das wußte er aus langer Erfahrung.

»Warum nicht?« fragte er knapp.

Katte hob die Schultern. »Die exponierte Lage genau auf dem, Pol gibt uns zu denken, Aron. Normalerweise dürfte es dort nichts geben – ich schlage vor, daß wir einmal hinfliegen und uns diese Gegend aus der Nähe ansehen.«

Der Ramoner schüttelte den Kopf. »Das geht nicht, solange sich unsere Leute noch auf Dry befinden, Reza. Sie könnten dort in Schwierigkeiten kommen, also müssen wir in der Nähe bleiben, um gegebenenfalls in Erscheinung treten zu können. Vielleicht kann ich Ihnen helfen, ich komme gleich zu Ihnen.«

Er überließ Icinu den Pilotensitz und beorderte Karl Noleg zu ihrer Unterstützung in die Kommandozentrale. Eine seltsame Unruhe hatte ihn gepackt und beflügelte seine Schritte auf dem Weg zum Astro-Lab. Es war wie eine Vorahnung kommender Gefahren, doch unwillig schüttelte er diese Regung ab.

»Unsinn!« knurrte er vor sich hin. »Katte sieht bestimmt nur Gespenster mit seiner ominösen Strahlung, und es gibt keine Spur irgendeiner Gefahr …«

Er konnte nicht wissen, wie berechtigt seine Vorahnung war.

Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer

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