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Sie rannten wirklich um ihr Leben.

Aron Lubor hatte nach etwa fünfzehn Minuten entschieden, daß die ganz links liegende Schalttafel allein für die Stillegung des Konverters in Frage kam. Er hatte alle Schalter auf Null gerissen und war dann sehr blaß geworden, als sich das Summen der Anlage über ihren Köpfen noch verstärkte, anstatt aufzuhören …

Dafür kam ein Anruf von Björn Grenell, der inzwischen verständigt worden war.

»Gratuliere, ihr habt es geschafft – der Schirm ist weg! Jetzt aber schnell, wir sind bereits gelandet, das Schiff steht fünfzig Meter von der Kuppel entfernt.«

Mit keuchenden Lungen hetzten die vier Personen durch das Gebäude, wanden sich um die Maschinenblöcke und waren darauf gefaßt, jeden Moment in einer atomaren Explosion zu vergehen. Immer bösartiger wurde das Arbeitsgeräusch des alten Reaktors, der noch immer die großen Energiemengen produzierte, die zur Erstellung des Schirmfeldes nötig gewesen waren.

Sie erreichten den Ausgang, jagten ins Freie – und prallten dann abrupt zurück.

Gleißende Strahlenbündel stachen in die Umgebung des Kuppelgebäudes, sie mußten ihre Augen mit den Händen schützen, um nicht geblendet zu werden. Plötzlich wimmelte es auch draußen von Mutanten, und die Lasergeschütze der PLUTO 2 belegten die freie Fläche um den Bau mit Sperrfeuer, um sie von einem Angriff auf die Gruppe abzuhalten, die aus ihm kam!

Schreiend flüchteten die mißgestalteten Wesen, als der Boden vor ihnen zu glühen und zu brodeln begann. Sofort stellte Björn Grenell den Beschuß wieder ein, und eiligst handelte Peter Lorre.

»Die Antigrav-Gürtel ein! Wir geben das Beiboot auf und fliegen direkt in die Schleuse der PLUTO 2.«

Das brauchte er nicht zweimal zu sagen, Sekunden später erhoben sich alle vier in die Luft und schossen mit Höchstgeschwindigkeit auf das Schiff zu, dessen Hauptschleuse bereits geöffnet war.

Sie setzten darin auf, und sofort schloß sich das Außenschott hinter ihnen. Erschöpft lehnten sie sich gegen die Wände und schnappten nach Luft, während ihnen ein Vibrieren verriet, daß die Triebwerke der PLUTO 2 bereits anliefen und das Schiff dabei war, diesen Planeten des Unheils zu verlassen.

Keiner sprach ein Wort, alle waren wie ausgelaugt, vor allem Elaine Tacled. Rekle Yah stützte sie auf ihrem Weg ins Innere des Schiffes, und als sie auf den Hauptkorridor kamen, tauchte dort auch bereits Doc Stater auf, begleitet von seinem Gehilfen.

Die beiden nahmen Elaine in ihre Obhut und brachten sie in die Medo-Station, während die anderen sich mit dem Expreß-Laufband zur Kommandozentrale befördern ließen. Als sie dort ankamen, zeigte ihnen ein Blick auf die Bildschirme, daß sich die PLUTO 2 bereits wieder an der Grenze zum Weltraum befand – die Gefahr war endgültig vorüber.

»Da sind wir ja wieder einmal mit dem berühmten blauen Auge davongekommen«, meinte Peter Lorre und warf sich aufatmend in einen Kontursitz. »Unser Beiboot ist zwar verloren, aber besser das als wir!«

»Irrtum, Peter«, lächelte Björn Grenell und sah diskret weg, als Icinu ihrem Mann um den Hals fiel. »Sibbig und ein Crewmen haben in einem Blitzeinsatz N-II in Sicherheit gebracht, als wir kaum gelandet waren. Ihr konntet das nicht sehen, weil sich das Schiff vor dem Boot befand. Wie geht es Elaine?«

»Relativ gut«, sagte Peter und zündete sich eine Zigarette an. »So, wie ich sie kenne, kreuzt sie in ein paar Stunden wieder putzmunter hier auf und macht dir das Leben schwer …«

In diesem Moment blitzte es weit unter dem Schiff grell auf, und gleich darauf erhob sich der typische Pilz einer atomaren Explosion über der Stelle, an der der Kuppelbau gestanden hatte. Automatisch verdunkelten sich die Bildschirme, um der Lichtflut Herr zu werden, und Lorre wandte sich erschüttert ab …

»Die bedauernswerten Wesen da unten!« flüsterte er heiser. »Sie mußten sterben, damit wir vier gerettet wurden – es ist einfach furchtbar.«

Icinu kam zu ihm hinüber und legte ihm den Arm um die Schultern. »Sie haben ja gar nicht richtig gelebt, Peter. Sie haben dahinvegetiert, schlimmer als Tiere, ohne jeden Sinn und Zweck und unter unerträglichen Verhältnissen. Wenn es nicht so banal klänge, könnte man sagen, daß der Tod eine Erlösung für sie war.«

Peter schüttelte den Kopf. »Du meinst es gut, Icinu, aber ich kann dir nur unter Vorbehalten zustimmen. Zumindest ein Teil von ihnen war noch intelligent, und jedes intelligente Wesen hat ein Recht auf sein Leben!«

»Das stimmt schon«, warf Björn Grenell ein. »Andererseits waren sie aber ausgesprochen bösartig und haben keine Bedenken gekannt, euch anzugreifen. Würdest du es lieber sehen, von ihnen umgebracht und vielleicht verspeist zu werden?«

»Beenden wir das Thema«, meinte Aron Lubor schließlich. »Es ließe sich noch vieles dafür und dagegen aufführen, aber dadurch wird nichts ungeschehen. Sie waren die Angreifer und sind als Folge ihres eigenen Handelns umgekommen, uns kann niemand einen Vorwurf machen. Damit wären wir aber wieder bei der Frage: weshalb regiert auf diesem Planeten die Gewalt? Warum haben sich die Vorfahren dieser Wesen gegenseitig umgebracht, so gründlich, daß wir bisher außer den Mutanten nirgends lebende Planetarier entdeckt haben?«

»Darüber zerbreche ich mir schon die ganze Zeit den Kopf«, sagte Grenell. »Der Krieg, der hier vor etwa 150 Jahren getobt hat, scheint mit einer solchen Erbitterung geführt worden zu sein, daß es nur unter dem Schutzschirm dieser Kraftstation noch Überlebende gegeben hat. Früher oder später mußten sie aber den Schirm abschalten und nach draußen gehen, um sich Nahrung zu verschaffen, und damit wurden sie doch noch Opfer der Radioaktivität. Jeder Krieg ist sinnlos, aber dieser hier scheint es in besonders hohem Maße gewesen zu sein.«

»Vielleicht erfahren wir etwas über seine Ursachen, wenn wir auch den anderen Kontinent aufsuchen«, überlegte Peter Lorre. »Möglicherweise gibt es hier tatsächlich eine Parallele zur Welt der Zirras, und der Angriff erfolgte von dort.«

»Das ist nicht ganz auszuschließen«, meinte Aron Lubor. »Zuerst sollten wir aber noch diese Landmasse absuchen, es kann auch woanders noch Überlebende gegeben haben.«

Lorre stimmte zu, Grenell bremste das Schiff ab und führte es wieder zu dem Planeten zurück. Inzwischen rief Peter die Medo-Station an und erfuhr von Doc Stater, daß Elaines Gehirnerschütterung nicht ernster Natur war.

»Ich habe ihr die nötigen Medikamente gegeben, jetzt liegt sie unter dem Regenerator im Tiefschlaf«, sagte der Arzt mit einem Lächeln auf seinem rosigen Gesicht. »Sie sollten ihr aber einmal zureden, daß sie sich in Zukunft in Bezug auf Expeditionen ins Unbekannte etwas zurückhält, Peter.«

»Den Vorschlag machen Sie ihr am besten selbst, Doc!« gab Lorre grinsend zurück – er kannte schließlich seine Jugendfreundin lange genug.

Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer

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