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Elfter Februar

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Eins plus Eins macht Zwei. Doppelt hält besser, das weiß jedes Kind. Auch ich wusste es. Nur bekam ich das mit dem Eins und Eins nicht wirklich hin.

Damals als ich in der Schule war, hatte ich eine Freundin. Eine feste Freundin. Nachdem ich die Schule wechselte, lernten wir uns in der dritten Klasse kennen, es war nicht die Liebe auf den ersten Blick. Wir mochten uns zwar von Anfang an, doch Liebe war es nicht. Noch nicht.

Wir verbrachten viel Zeit miteinander. Wir lernten gemeinsam und verbrachten auch außerhalb der Schule Zeit miteinander. Das lag wohl auch daran, dass sich ihre und meine Eltern kannten. Oft kamen ihre Eltern zu uns oder wir zu ihnen. Ab und zu ging es auch ins Kino. Nicht alle waren dabei. Sie und ich waren dabei. Unsere beiden Eltern nicht immer. Entweder waren ihre Eltern dabei oder meine. Entweder war ihr Vater dabei oder meine Mutter.

Einmal durften wir alleine ins Kino gehen. Wobei durfte nicht das richtige Wort war. Eigentlich war geplant, dass sie, ich und meine Mutter ins Kino gehen sollten. Doch meiner Mutter kam etwas dazwischen. Wir hatten keine Lust, deswegen das Kino sausen zu lassen. Wir hätten Zuhause bleiben müssen. Wir hätten kaum gewusst, was mir machen sollten. Kino klang besser. Viel besser.

So gingen sie und ich allein ins Kino. Etwas Geld bekam ich von meiner Mutter spendiert. Es sollte für die zwei Kinokarten reichen. Popcorn war auch noch drin. Am Kino angekommen, konnten wir uns entscheiden. Zwei kleine Portionen Popcorn oder eine große? Zwei kleine ergaben nicht den Inhalt der großen. Es war weniger. So entschieden wir uns gemeinsam für eine große Popcorntüte.

Nachdem ich alles bezahlte, gingen wir in den Kinosaal. Das Kino war groß. Es gab sieben Kinosäle. Unser Film, den sie aussuchte, lief nicht in Kino Eins. Auch in Kinosaal Zwei oder Drei lief er nicht. Wir mussten in den letzten. Im siebten Kinosaal lief unserer Film. Wir nahmen Platz. Sahen uns die Werbung an. Dann folgte der Film.

Während des Films naschten wir vom Popcorn. Unsere Hände griffen in die Popcorntüte. Unsere Hände berührten sich. Einmal, zweimal. Beim dritten Mal sahen wir uns an. Wir lächelten uns an und plötzlich war da etwas zwischen uns. In diesem Moment funkte es zwischen uns. Wir wurden ein Paar.

Sie war meine erste Freundin. Sie war meine einzige Freundin. Bis heute. In der achten Klasse gingen wir getrennte Wege. Wir blieben Freunde. Doch mehr lief zwischen uns nicht mehr. Sie war ein schönes Mädchen. Sie blieb eine schöne Frau. Sie hatte immer wieder einen Freund. So lange wie mit mir hielt es aber nicht. Nach spätestens zwei Jahren war in der Regel Schluss.

Ich fand keine neue Freundin. Mittlerweile bin ich zweiunddreißig. Ziemlich alt. Ob ich noch einmal eine Freundin finde? Ich weiß es nicht. Ich tue eigentlich nichts dafür. Ich müsste in Clubs und Diskotheken gehen. Dort könnte ich jemanden kennenlernen. Dort könnte ich eine Freundin finden.

Ich könnte mich auch bei einer Partnerbörse anmelden. Dort mein Glück versuchen. Doch dafür habe ich nicht wirklich das Interesse. Dort alles von mir preiszugeben und doch vielleicht nicht die Eine zu finden. Ach, nein, da gehe ich morgen lieber in einen Club.

Erzählen-AG: 366 Geschichten

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