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Zwölfter Februar

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Nicht noch einmal werde ich mich auf Dich einlassen. Da bin ich mir sicher. Mit Dir bin ich fertig. Endgültig.

Ich habe Dich geliebt. Vom ersten Moment, als ich Dich sah, wusste ich, Du bist der Richtige. Mit Dir wollte ich Zeit verbringen. Jeden Tag und jede Nacht.

Ich wollte am Morgen neben Dir aufwachen. Wenn die Sonne ins Zimmer schien, machten wir gemeinsam die Augen auf. Sahen uns an. Wussten, dass der Tag nicht besser beginnen konnte. Wir standen zusammen auf. Wir frühstückten zu zweit in der Küche. Manchmal brachtest Du das Frühstück ans Bett. Gemeinsam frühstückten wir im Bett.

Wir verbrachten den Morgen zusammen. Wir bereiteten das Mittagessen vor. Gemeinsam kochten wir Spaghetti. Zusammen kochten wir die Tomatensoße. Gemeinsam speisten wir von den Spaghettis. Gemeinsam machten wir den Abwasch. Mal wusch ich ab und Du trocknetest das Geschirr. Mal war es umgekehrt.

Den Nachmittag verbrachten wir zusammen. Wir gingen spazieren. Wir hörten Musik. Wir aßen zum Abend. Wir sahen danach fern. Ich schlief oft neben Dir ein. Kuschelte mich an Dich und bekam nichts mehr mit. Ich träumte, mit uns könnte es ewig so weiter gehen. Wenn ich vor dem Fernseher einschlief, brachtest Du mich ins Bett. Seite an Seite schliefen wir in der Nacht, bis der Morgen uns weckte und ein neuer Tag begann.

Kein Traum wurde Realität. Zu mindestens nicht zu hundert Prozent. Auch mein Traum erfüllte sich nicht. Mit ihm ging es einige Jahre gut. Doch irgendwann kommen immer Probleme auf. Ich dachte wir waren glücklich. Er und ich. Doch ich musste mich eines besseren belehren lassen.

Mein Freund ging fremd. Dies erfuhr ich nicht von ihm. Ich erfuhr es über dreizehn Ecken. Ich konnte es kaum glauben. Ich wollte es nicht glauben. Doch irgendwann ließ es mir keine Ruhe. Ich musste meinen Freund zur Rede stellen. Ihn fragen, ob es wahr war.

Nach kurzem Zögern gab er es zu. Er sagte mir nicht, weil es ein Ausrutscher war. Er war wegen der Arbeit frustriert. Ich war nicht da und da ist es irgendwie passiert. Er gab gute Gründe an, warum er fremdging. Ich liebte ihn. Da musste ich ihm doch verzeihen, oder?

Ich verzieh ihm. Ein Ausrutscher kann jedem einmal passieren, sagte ich zu mir. Doch es blieb nicht bei diesem einen Ausrutscher. Etwas später erfuhr ich von einem zweiten. Wieder wollte ich es nicht glauben. Meine rosarote Brille wollte ich nicht absetzen. Ich wollte ihn nicht verlieren. Ich wollte mit ihm weiterhin morgens aufwachen, gemeinsam frühstücken. Ich wollte mit ihm den Tag verbringen, soweit unsere Arbeit es zu ließ. Ich wollte weiterhin in seinen Armen einschlafen.

Doch irgendwann ging es nicht mehr. Das erste Mal kam er nicht zu mir. Auch das zweite Mal erfuhr ich es nicht von ihm. Wieder stellte ich ihn zur Rede. Wieder gab er es nicht direkt zu. Wieder erst nach einigen Minuten. Ich wollte ihm noch einmal eine Chance geben. Doch ich tat es nicht.

Ich musste nachdenken. Als ich über Ecken von einem dritten Ausrutscher erfuhr, ging es nicht mehr. Ich trennte mich von ihm. Er versuchte alles, mich umzustimmen. Doch genug war genug. Mindestens dreimal ging er fremd. Vielleicht war es nur die Spitze vom Eisberg. Vielleicht ging er viel öfter noch fremd. Ich konnte ihm nicht mehr vertrauen. Ihm nicht noch einmal verzeihen, auch wenn ein Teil in meinem Herzen es gern getan hätte. Irgendwann ist immer Schluss. Nichts hält ewig. Auch eine Beziehung nicht.

Erzählen-AG: 366 Geschichten

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