Читать книгу Nur ein Tropfen Leben - Christina M. Kerpen - Страница 11
Geschäfte, Geschäfte
ОглавлениеCarol erholt sich erstaunlich rasch von den Strapazen der Geburt und schon mit Einzug des Frühlings ist der jungen Frau die Niederkunft nicht mehr anzumerken. Sie hat sogar ihre zarte, knabenhafte Figur zurück und wirbelt mit ungebrochenem Temperament herum.
Sie ist bei jeder passenden Gelegenheit hoch zu Ross unterwegs und reist von Viehauktion zu Viehauktion, von Informationsveranstaltung zu Informationsveranstaltung. Sie erwirbt sich ein immenses Wissen über Schafhaltung und Milchwirtschaft und wird beinahe zur Expertin in Sachen Zucht.
Sie ersteht Schafe und Milchkühe und kommt dabei nicht im leisesten durcheinander, für welchen Teil des Betriebes sie unterwegs ist. Sie wechselt ganz mühelos von der Willow-Tree zur Johnson-Ranch Arbeiterin.
Meistens wird sie auf ihren Reisen von John oder David, manchmal sogar von beiden begleitet. Einige Male ist es Perkins, der die scheinbare Verantwortung für die junge Frau übernimmt und ein wachsames Auge auf seine junge Chefin wirft. Unverhohlen macht er der hübschen, wieder gertenschlanken Frau den Hof, ohne jemals den Versuch zu wagen, ihr zu nahe zu treten.
Die junge Mutter genießt die kleinen Aufmerksamkeiten ihrer zahlreichen Verehrer aus tiefstem Herzen und sie hat auch ihren Angetrauten mit ihrer erotischen Ausstrahlung schnell wieder aus seiner anfänglichen Reserve gelockt, auch wenn er jeden Morgen nach einer heißen Liebesnacht reuevoll an die möglichen Folgen denkt.
Carol ist da viel unbekümmerter. Sie lebt ihr Leben und genießt es, ihre große Liebe an ihrer Seite zu haben und das Glück der drei Kinder mit ihm teilen zu können. Bisher sind alle ihre Zukunftsträume schöner in Erfüllung gegangen, als sie es sich gewünscht hat und sie glaubt, der glücklichste Mensch auf der Welt zu sein.
Mr. Mansfall hält Wort und wird Pate bei den Widefieldschen Zwillingen.
Er reist bereits einige Tage vor der Taufe an und wundert sich über alle Maßen über die mannigfachen Veränderungen, die auf der Ranch in dieser kurzen Zeit die zwischen seinen Besuchen vergangen ist, erfolgt sind.
Voller Begeisterung erklärt die junge Verwaltersfrau ihm ihre Pläne bezüglich der Umstellung von einem reinen Fleischzuchtbetrieb auf einen Mischbetrieb mit Milchwirtschaft.
Der junge Mann staunt nicht schlecht, wie viel fundiertes Wissen in dem hübschen, kleinen Köpfchen steckt und er fragt verblüfft: „Wie machen Sie das nur? Das große Haus zu führen, Ihrer immerhin fünfköpfigen Familie gerecht zu werden und gleichzeitig so viele große Ideen zu verwirklichen?“
Lachend zuckt die Gefragte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht so genau, aber ich denke mal, weil ich alles mit Liebe und viel Freude mache und vor allen Dingen bei allem, was ich tue, mit dem Herzen dabei bin, klappt es leidlich. Außerdem, vergessen Sie nicht, ich mache wirklich gar nichts alleine. Ines und David unterstützen mich in allem, was Haus und Familie betrifft und ansonsten haben wir ja ein gutes Dutzend Cowboys hier rumspringen. Ich brauche nur zu piepsen, da hüpft schon irgendwer.“
Mansfall nickt: „Das stimmt zwar, aber trotzdem, ich finde, Sie sind phänomenal.“
Von ihrer kleinen Affäre sprechen beide nicht und der junge Mann macht keinerlei Anstalten, sich der jungen Frau in irgendeiner Weise zu nähern. Er hätte es allerdings auch sehr schwer, denn der Indianer wacht mit Argusaugen über seine Kleine.
Carol ist nach der Geburt der Zwillinge scheinbar endgültig erwachsen geworden, denn es hat sich das regelmäßige Unwohlsein eingestellt und sie kann fast die Uhr nach deren Pünktlichkeit stellen. Allerdings wenn sie seither das Wehklagen anderer Frauen darüber hört, tippt sie sich theatralisch an die Stirn und meint, die Frauen würden nur jammern, damit sie mal einige Tage Zeit zum Ausspannen hätten. Carol dagegen ist hart im Nehmen und so machen ihr die paar Tage alle vier Wochen nicht das Geringste aus. Sie lebt und arbeitet auch an diesen Tagen weiter, als wäre nichts.
Seit einigen Tagen jedoch ist die junge Frau ein wenig beunruhigt, eben weil die Beschwerden plötzlich ausgeblieben sind und sich stattdessen die typische morgendliche Übelkeit eingestellt hat.
Am Abend vor der Taufe von Carl und Poana gesteht sie ihrem Mann den Verdacht und nach dem ersten Schreck wird es die heißeste und für beide befriedigendste Liebesnacht seit langem.
„Wenn doch eh schon wieder alles zu spät ist“, brummelt der Indian, welchen der Gedanke daran, dieses süße Wesen schon wieder geschwängert zu haben, zu ungeahnten Kräften führt.
„Du bist ein richtiges Teufelchen. Ich weiß nicht, was Du mit mir machst. Ich hätte nicht gedacht, dass Du mich auch nach drei Jahren Ehe noch immer körperlich so anstachelst, dass ich alle Vorsicht vergesse und mich nur mit Dir vereinigen und mich in Dich ergießen will.“
„Das ist doch ganz einfach zu erklären, Liebster. Unsere Körper und unsere Seelen sind süchtig nacheinander. Ich kann ohne Deine Liebe nicht leben. Ich möchte Dich ständig bei mir wissen, Dich sehen, Dich riechen und vor allem Dich spüren. Du und die Kinder, die Du mir gemacht hast, Ihr seid mein ganzes Glück.“
„Ich weiß nur nicht, Liebling, ob das alles so richtig ist. Wenn ich ehrlich bin, ich habe das Gefühl, unser kleiner Wald wächst viel zu schnell. Ich habe vier Bäumchen gepflanzt und ich habe Angst, Dich zu verlieren, nur weil ich zu schnell nacheinander Bäume pflanzen muss.“
Carol küsst seine Brustwarzen und wandert mit ihren Lippen und ihrer Zunge abwärts. „Eigentlich müssten wir ja aufstehen, aber erst will ich noch einmal den Rausch spüren, den Du in mir entfachst.“
„Ich sage es ja, du bist ein Teufelchen!“
Die Taufe der Zwillinge ist natürlich eine riesige Sensation, denn bisher hat es noch keine Mehrlingsgeburten in Ebony Town gegeben. Eine kleine Sensation ist auch das Patengeschenk, welches Mr. Mansfall im Gepäck hat.
Strahlend berichtet er von seiner Idee, einen Handel zu eröffnen, in dem Menschen, die in abgelegenen Gegenden wohnen, bei ihm per Post etwas bestellen und kaufen können. Er präsentiert einen Bogen Papier, auf dem sein, wie er sagt, noch recht bescheidenes Warenangebot aufgelistet ist und er versichert, dass er zukünftig noch viel mehr Dinge listen will.
„Nun gut“, schmunzelt er bescheiden, „die Idee ist nicht auf meinem Mist gewachsen, die hatten andere vor mir, aber ich habe finanziell die Möglichkeiten auch nicht unbedingt alltägliche Waren, zum Beispiel aus Übersee, anbieten zu können und das für die Kunden ganz bequem liefern zu lassen.“
Alle Zuhörer sind beeindruckt und lassen sich das Konzept genau erklären. Schließlich schlägt Widefield dem jungen Mann auf die Schulter. „Mann, Sie haben ja da was richtig Anständiges auf die Beine gestellt und echt etwas aus sich gemacht. Das hätte ich Ihnen, ehrlich gesagt, nie im Leben zugetraut.“
Er grinst: „Ich erinnere mich an Ihren teuren, ausländischen Anzug, den meine Frau gründlich kaputt gemacht hat, mit dem sie sich aber nicht auf fremdländisch unterhalten wollte.
Mein Kompliment zu Ihrer Wandlung vom unnützen, arroganten, reichen Söhnchen zu einem sehr wertvollen Mitglied unserer Gesellschaft.“
Mansfall strahlt vor Stolz über dieses Kompliment und gibt offen zu: „Ohne Sie und vor allen Dingen ohne Ihre Frau hätte ich es auch niemals geschafft. Ich hätte das Geld meines Vaters weiterhin sinnlos verprasst und meine Zeit nur vergeudet. Voriges Jahr, wie ich zum ersten Mal hier sein durfte, hat sich eine endgültige Wandlung in mir vollzogen.“
Carol wird es gleichzeitig heiß und kalt. Hoffentlich sagt er nicht, dass da etwas zwischen ihnen passiert ist und er aus lauter verschmähter Liebe zum Nachdenken gezwungen worden ist. Es war ihr doch so gut gelungen, dieses Erlebnis zu verdrängen, als wäre es niemals geschehen.
Die junge Frau bemüht sich, ein möglichst unbeteiligtes Gesicht zu machen, spielt mit Poanas Fingerchen und brummt, um von allen Gedanken an den Besuch im vorigen Jahr abzulenken: „Das haben weder mein Mann noch ich zu verantworten. Wenn Sie jemandem danken wollen, Mr. Mansfall, dann danken Sie der Klapperschlange, die mit ihrem fiesen Biss ein vermeintlich gutes Werk an Ihnen getan hat und dafür ihr Leben aushauchen musste.“
Sie grinst schief und Mansfall lacht: „Stimmt, ich habe den Knall noch in den Ohren. Und erst habe ich gedacht, Mr. Widefield hätte mich angeschossen.“
Carol wiegt den Kopf: „Das hätte auch passieren können, immerhin waren sie und die Schlange sich verdammt nahe. Das Biest war halt schneller als der Schuss.“
„Und dafür bin ich ihr dankbar, auch wenn mich bestimmt niemals ein freundschaftliches Gefühl mit diesen vermaledeiten Reptilien verbinden wird. Aber wenn das Vieh mich nicht gebissen hätte, wäre ich nicht im Krankenbett gelandet und Sie hätten mich nicht besucht. Dann wären wir nach dem Ausflug auseinander gegangen und sie hätten sich nur mit Abscheu an mich erinnert.“
Carol zieht die Unterlippe zwischen die Zähne und schüttelt grinsend den Kopf: „Och nö, bestimmt nicht nur, denn wir hätten immer wieder was zu lachen gehabt. Ihre Großspurigkeit war nur mit Humor zu ertragen. Tut mir leid, dass sagen zu müssen...“
Mansfall nickt eifrig und unterbricht die junge Frau: „Sie haben recht, ich war bestimmt kaum zu ertragen. Besonders für so besondere Menschen wie sie es sind.“
Er holt tief Luft und murmelt: „Aber die ganze Sache hat dazu geführt, dass ich Ihnen im vergangenen Jahr einen Besuch abstatten konnte.“ Er schaut David an und schließt an seine von Carol unterbrochene Rede an: „Und dieser Besuch hat eine endgültige Wandlung in mir vollzogen. Sehen Sie, Sir, wie Ihre Gattin so freundlich war, mir das wunderschöne Anwesen hier zu zeigen und mir dabei gleichzeitig vermittelt hat, ...“
‚Scheibenkleister, jetzt kommt’s!’, denkt Carol voller Panik und würde am liebsten im nächsten Mauseloch verschwinden.
„... und mir dabei gleichzeitig vermittelt hat, dass sie hier rundherum glücklich und scheinbar mit allem zufrieden ist, dachte ich mir plötzlich, wie hart doch aber das tägliche Leben trotz allem Glück, aller Gemütlichkeit sein muss.“
‚Oh, nicht doch, nicht doch’, Carol hat noch immer keinen Weg gefunden, sich unsichtbar zu machen.
„Alleine jeder Einkauf muss genau überlegt und sorgfältig durchdacht werden, denn bis zur Stadt sind es doch etliche Meilen und besonders bei schlechten Witterungsverhältnissen wird die einfache Grundversorgung schon zu einer Belastung, die sich ein Stadtmensch nicht im Leben auszumalen versteht.
Hinzu kommt, dass alle anderen Arbeiten gleichzeitig auch noch verrichtet werden müssen und eine genaue Planung erforderlich ist, um nicht alles im Chaos versinken zu lassen.“
‚Ach darauf will der hinaus’, denkt Carol erleichtert und senkt den Kopf, wobei sie sich ein Grinsen nicht verkneifen kann.
‚Mann und was der geschwollen daherreden kann, irgendwie hat der seine Erziehung doch nicht ablegen können, aber besser nur geschwollen reden, als ständig mit Nichtigkeiten anzugeben.’
Mansfall, der nichts von Carols Gehirnpurzelbäumchen ahnt, geschweige denn diese bemerkt, redet unbeirrt weiter. „Irgendwie hat damals mein Gehirn angefangen produktiv zu arbeiten, vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben; und dieser kleine Einkaufshandel per Postkurier ist dabei herausgekommen.
Es ist sicherlich noch einiges verbesserungswürdig, aber die Grundidee ist schon ganz gut angelaufen, auch wenn natürlich bei miesen Witterungsverhältnissen nicht viel mehr läuft, als es die Bewohner abgelegener Farmen oder Ranches selber bewerkstelligen könnten.
Aber alleinstehende, ältere Menschen haben bisher ziemlich positiv reagiert. Ich will daher, wenn alles halbwegs gut weiter läuft, Filialen in verschiedenen Städten errichten, um eine möglichst schnelle Versorgung zu gewährleisten.“
„Klingt nicht schlecht“, brummt Carpenter, der sich bisher aus dem Gespräch herausgehalten und nur mit nachdenklich gerunzelter Stirn zugehört hat, „nur ehrlich gesprochen kann ich mir das ‚Wie’ noch immer nicht so recht vorstellen. Ich kann doch auch alles Notwendige im Store bestellen, was nicht vorrätig ist.“
Mansfall wird ein wenig rot und verlegen. „Sie haben recht, Sir. Aber überlegen Sie, wie viel Zeit Sie vergeuden um Ihre Waren zusammenzutragen. Und genau das soll mit meinem Handel vermieden werden. Und es soll dem Besteller so Zeit für andere Dinge lassen.
Aber es ist schon wahr, es sind unglaublich viele Kleinigkeiten und Einzelheiten zu beachten, aber ich baue auch auf die Entwicklung neuer Techniken. So wird, wenn ich das recht sehe, bald in jeder Stadt und auch auf jeder entlegeneren Ranch oder Farm ein Telefonapparat stehen. Es muss lediglich noch das kleine Problem mit der Vermittlung überbrückt werden, aber glauben Sie mir, Sir, bis ich mein Gesamtkonzept verwirklicht habe, werden auch Sie hier so ein Gerät besitzen.“
Carol schaut ein wenig skeptisch unter ihren Ponyfransen hervor, doch Sheriff Fawkes meint nachdenklich: „Sie könnten recht haben, Mister. Es könnte sich bei diesen Telefonapparaten wirklich um eine Technik der Zukunft handeln. Der Bürgermeister und der Sheriff von Rawlins haben sich auch schon so ein Dings angeschafft. – Es ist eine merkwürdige Sache, man spricht mit einem Kasten und hört die Stimme seines Gesprächspartners ziemlich deutlich, obwohl er viele Häuser weit entfernt ist.“
Begeistert nickt Mansfall. „Genau und ich sage Ihnen, das ist die Zukunft. In zwanzig oder dreißig Jahren wird fast jeder so einen Sprechapparat haben, ganz sicher!“
Carol studiert derweil das Blatt mit dem Warenangebot und stutzt plötzlich, dann quiekt sie auf, hält ihrem Mann das Blatt aufgeregt unter die Nase und tippt immer wieder auf eine bestimmte Stelle.
Der Indian, der bei diesem nervösen Wedeln nichts erkennen kann, nimmt seiner aufgeregten Frau das Blatt aus der Hand, liest und erbleicht. „Aber, aber das sind ja die Namen unserer Kinder.“
Mansfall strafft sich und sagt stolz: „Stimmt, die beiden sind meine Miteigentümer, bis zu ihrer Volljährigkeit natürlich durch Sie vertreten und ich hoffe, dass die beiden damit einmal sehr reich sein werden.“
Carol schießen die Tränen in die Augen und der Indianer schluckt gerührt. „Das können wir aber doch gar nicht annehmen, Sir“, brummt er schließlich heiser.
„Stimmt!“, antwortet Mansfall trocken. „Sie können das auch nicht annehmen, denn es gehört Ihren Kindern. Alles notariell beglaubigt und schriftlich bei Richter Harrods im Gericht hinterlegt.“
Der junge Mann grinst, schaut zu Carol hinüber und flüstert: „Sie haben mir das Leben gerettet, meine Augen geöffnet, lassen mich als Paten an Ihrem Glück teilhaben und sind auch sonst in jeder Hinsicht wundervoll.“
Carol versteht, was er mit dem letzten Teil seines Satzes andeuten will und eine leichte Röte überzieht zart ihre Wangen, was jedoch keiner der andere Anwesenden wahrnimmt und wenn doch, dann hält er es für ein Zeichen ihres Glücks.
Nach der Taufe der Zwillinge bleibt der junge Mansfall noch einige Tage auf der Ranch und es werden fast nur noch geschäftliche Dinge besprochen und er staunt nicht schlecht, welch konstruktiven Vorschläge seitens seiner Bekannten gemacht werden. Carol wird für ihn immer mehr zu einem Füllhorn guter Ideen und er ist mehr als dankbar, dass eine Klapperschlange sie seinerzeit zusammengeführt hat. Wenn das Vieh ihn nicht gebissen hätte, wären sie voller hässlicher Erinnerungen auseinander gegangen und hätten sich nie wieder gesehen. Für Carol und den Indian wäre das kein Verlust gewesen, für ihn aber schon, denn dann würde er noch immer als nichtsnutziger Lebemann durch die Weltgeschichte reisen und hätte niemals auch nur einen Pluspunkt auf seinem Lebenskonto vorzuweisen gehabt.
Der junge Mann plant eine größere Zentrale für sein Geschäft in Cheyenne zu errichten und es gelingt ihm, Carol als Geschäftspartnerin zu gewinnen. Der Indian und Mr. Carpenter sind nicht wenig verblüfft über das kleine Wesen, das noch immer nicht in der Lage ist, drei und drei zusammen zu zählen, welches aber mit Leichtigkeit jeden möglichen Geschäftspartner kalt lächelnd über den Tisch zu ziehen versteht.
Wenn Mansfalls Geschäftsidee in den nächsten Jahren nicht den Bach hinunter geht, ist die Zukunft für die Willow-Tree-Ranch genau so gesichert, wie für die Johnson-Ranch und zwar auf Jahrzehnte hinaus, denn der junge Mann gedenkt, die Vermarktung der hochwertigen Rancherzeugnisse in seinen Handel aufzunehmen und er verspricht sich davon ein gutes Umsatzplus.
Und sollte wider Erwarten doch alles zusammenbrechen, hat die junge Frau immer noch andere lukrative Dinge im Auge, die sie nicht zu vernachlässigen gedenkt.
In diesen Tagen reist Johns Verlobte Ruth McIntire an und plötzlich werden Carols Verhandlungen noch härter, doch von Mansfall kommt kaum Widerspruch.
Als er dann endlich abreist und die Widefields ihre Unterlagen sortieren, staunt der Indian nicht schlecht darüber, was Carol alles vertraglich mit dem jungen Mann geregelt hat.
„Sag mal, Liebste“, meint er plötzlich ironisch, „hast du ihm auch noch die Ziegel und das Holz des Herrenhauses verkauft oder behalten wir wenigstens unser Dach über dem Kopf?“
Carol grinst vergnügt. „Mein Gott, Du tust ja so, als wäre ich habgierig. Aber selbst Du musst zugeben, dass wir eine Menge an Geld brauchen. Schon die Unterhaltung der Ranch alleine verschlingt Unsummen, vier Kinder wollen auch gekleidet und ernährt werden.“ Sie legt die Hände auf ihren wieder ganz flachen und festen Bauch und fährt fort: „Die Jungs wollen pünktlich ihren Lohn und außerdem müssen wir am Vormann-Haus was tun. Ruth ist wesentlich anspruchsvoller, als ich es war, das habe ich in den letzten paar Tagen schon ganz schnell feststellen müssen.
Wenn die erste Liebe zwischen ihr und John ein wenig geschrumpft ist und womöglich ein kleiner Blake durch das Zimmerchen wuselt, wenn Blacky konzentriert arbeiten muss, dann kannst Du heute schon davon ausgehen, dass ein Riesenkrach vorprogrammiert ist.
Deshalb müssen wir unbedingt vergrößern. Das Vormann-Haus braucht einen Anbau, wenigstens ein Zimmer und einen eigenen Abtritt. Du kannst von Ruth sicherlich nicht verlangen, dass sie neben den Jungs ihre Notdurft verrichtet; und eine eigene kleine Küche sollten die beiden auch bekommen, obwohl ich bezweifle, dass Ruth kochen kann.
Allerdings das mit dem Abtritt ist am wichtigsten, denn es kann der verwöhnten jungen Lady sicher nicht auf Dauer zugemutet werden, mit den Jungs das Klo zu teilen.“
Nachdenklich betrachtet Widefield seine Fingernägel. „Ich wollte Dir das aber alles zumuten.“
Unwirsch wehrt Carol ab. „Das war was ganz anderes. Meinen nackten Po haben die Jungs bestimmt alle schon gesehen, das lässt sich beim Viehtrieb nicht immer vermeiden, hinzu kommt, dass ich ja allein durch meine Herkunft nicht gerade das Besondere gewöhnt bin. Und schließlich wolltest nicht du das, sondern ich habe dir eingeredet, dass mir das durchaus zuzumuten ist.
Bei Ruth ist das anders, die hatte schon bei ihrer Geburt das Silberbesteck in der Hand.“
Die junge Frau seufzt. „Ich hoffe nur, dass die Liebe der beiden so groß und stark ist, wie unsere, sonst sehe ich keine lange Zukunft für die beiden.“
Widefield erwidert nichts auf diese Bemerkung, aber insgeheim gibt er seiner Frau uneingeschränkt recht. Ruth ist eine intelligente junge Frau, die einen guten Beruf hat und von ihrer Herkunft her zwei Stufen über einem Cowboy steht. Es könnte wirklich Schwierigkeiten geben, wenn die erste, große Verliebtheit dahin und die rosarote Wolke dem Sturm des Alltags gewichen ist. Aber was soll er dazu sagen? Das müssen die Betroffenen mit sich selber ausmachen, alle anderen können nur dafür sorgen, dass die Bedingungen im Umfeld nicht allzu ungünstig sind.