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Dummheiten

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„Uff“, aufatmend schließt Carol die Hintertüre hinter sich und grinst. „Das wäre geschafft. Mann, das ist ja gerade noch mal gutgegangen. Wissen Sie, Mr. Mansfall, ich bin mir durchaus dessen bewusst, dass es sich für die Hausherrin nicht gehört, einfach so durch den Hinterausgang zu verschwinden, wenn Besuch kommt, aber diese Frau ist echt die personifizierte Langeweile, gepaart mit einer unglaublichen Dummheit. Die redet und redet und redet. Aber es gibt zu meinem Leidwesen kein wirkliches Thema, über welches man sich mit ihr unterhalten könnte. Diese Person nervt mich schon, wenn ich nur ihren Namen höre.“ Carol seufzt. „Meine Freundin Susan war da wesentlich diplomatischer und höflicher. Sie konnte ihr freundlich zuhören und sogar Antwort geben, ohne zwischendrin einzuschlafen. Ich dagegen werde schon nach ein paar Minuten kribbelig und dann bleibt es nicht aus, dass ich leider Gottes immer ein wenig pampig werde. Deswegen geschieht meine Flucht also nicht nur aus Unhöflichkeit, sondern sie ist meine einzige echte Möglichkeit der Verteidigung.“

Mansfall schmunzelt. „Das glaube ich Ihnen gerne, dass jemand, der sie mit unsinnigen Dingen zuredet nicht unbedingt Ihre große Freundschaft genießen kann, besonders, wenn dieser Mensch dann auch noch langweilig ist.“

Carol nickt heftig. „Danke für Ihr Verständnis. Aber es kommt noch heftiger. Der Typ, den die Millers bei sich haben, war lange Zeit mein glühendster Verehrer, dabei ist er, auch wenn er ein hervorragender Banker ist, in meinen Augen einfach total lebensuntüchtig. Wenn der auf einem Pferd sitzt, bekommt das arme Tier blaue Flecken, weil er es ununterbrochen stößt.“

„Was war das mit der Bergtour, von welcher der blonde junge Mann in Bezug auf ihn gesprochen hat?“ Neugierig blickt Mansfall die junge Frau an.

„Ach, Du liebes bisschen, das ist eine lange Geschichte!“ Die junge Frau lacht und erzählt in knappen Worten von ihrem Abenteuer, während sie durch den Küchengarten, den Carol im Laufe des Frühjahres um einiges vergrößert hat, gehen.

Nachdem sie ihren Bericht beendet hat, bleibt der Gast stehen und dreht sich um. „Hier ist es wunderschön, so ruhig, man sollte nicht meinen, dass Sie solche gefährlichen Erlebnisse haben. Alles wirkt so ordentlich, aber dennoch urgemütlich.“

Carol lacht. „Die Ereignisse haben sich ja auch nicht hier, sondern auf einer Bahnstrecke in den Bergen zugetragen, obwohl es auch hier auf der Ranch nicht immer so friedlich zugeht.“

Mansfall schaut zu der Rückfront des Hauses. „Das Gebäude ist ja unglaublich riesig. Sollte das mal ein Hotel werden? Wie viele Personen leben darin?“

Carol lächelt. „Nein, als Hotel war es sicher nie gedacht, aber hier in dieser ländlichen Gegend braucht man Mehrgenerationenhäuser. Sie sollen ja nicht nur einer, sondern möglichst vielen Familien Platz bieten, auch wenn das dann letztlich doch nicht immer der Fall ist.

Zurzeit leben im Herrenhaus von Willow-Tree nur fünf Personen. Ines, unser Hausmädchen, hat ihr Zimmer im Erdgeschoss neben der Küche. Im ersten Stock wohnt Mr. Carpenter und im zweiten Stock leben mein Mann, mein Sohn und meine Wenigkeit. Allerdings haben sowohl Stacy, als auch Susan als die Enkel von Mr. Carpenter und auch seine einzigen Erben, ein lebenslanges Wohnrecht und eigentlich sollten beide mit ihren Familien auch hier im Haus wohnen. Allerdings ließ sich das bisher nicht einrichten. Susans Mann hat eine Augenarztpraxis in Boston und dort geht sie richtig gut. Hier auf dem Land gibt es zu wenig Menschen und damit auch zu wenige Patienten. Eine spezielle Augenarztpraxis würde sich nicht rentieren. Und Stacy ist mit Leib und Seele Soldat. Er tut nichts lieber als seinem Land zu dienen. Auch wenn er hier aufgewachsen ist, so ist er für ein Rancherdasein nicht geschaffen. Und die Armee ist nun mal auch nicht hier in Ebony Town, deswegen ist der Knabe nach Washington gegangen.

Die Zimmer von Stacy und Susan sind im ersten Stock, genauso wie die Gästezimmer. Und das sogenannte blaue Zimmer, welches mein ureigenes Refugium ist, auch wenn ich es nicht mehr brauche, der Rancher möchte derzeit nichts daran ändern.“

Carols Augen wandern ebenfalls an der Rückfront des Hauses entlang, dann murmelt sie: „Das Haus ist zwar für hiesige Verhältnisse ein richtiger Palast und alles in allem sehr gemütlich und heimelig, aber es fehlt ihm irgendwie jeglicher Komfort.

Wir haben weder fließendes Wasser aus einer Leitung noch Elektrizität, dafür fehlen hier in der Gegend einfach alle Voraussetzungen, halt plattes Land. Wir holen unser Wasser noch immer aus dem Brunnen und unsere Cowboys waschen sich unter der Pumpe auf dem Vorplatz und bis wir vielleicht mal ohne Petroleumlampen leben können, bin ich sicherlich nicht mehr auf dieser Welt.“

Mansfall schüttelt den Kopf. „Welcher Bürger kann sich schon mit solchem Luxus umgeben? Das werden immer nur ein paar ganz wenige Privilegierte sein, die sich da ansiedeln, wo es die Möglichkeiten gibt, Elektrizität und Wasser aus einer Leitung zu bekommen. Sie dürfen eigentlich schon froh sein, das wenigstens alles kennen gelernt zu haben. Die allermeisten Menschen können nicht einmal das.“

Die beiden setzen ihren Weg durch den Garten fort und der junge Mann betrachtet das unbekümmert wirkende junge Ding neben sich verstohlen. „Aber Sie scheinen sich dennoch hier sehr wohl zu fühlen“, nimmt er den Faden des Gesprächs wieder auf.

Das junge Mädchen bleibt stehen und nickt ernsthaft. „So wohl, wie nirgendwo auf der Welt. Ich will es gar nicht anders haben und wenn wir nicht voriges Jahr unsere Hochzeitsreise in die fremde Welt des Luxuslebens gemacht hätten, würde auch ich an Leitungswasser und Licht aus einer Glaskugel gar nicht denken, weil ich es eben nicht kennen würde.

Sie müssen wissen, ich habe sehr früh meine Eltern verloren und wurde hier wie ein eigenes Kind aufgenommen, obwohl mein Bruder hier nur zufällig als Cowboy angestellt gewesen ist.“

„Hm, da haben Sie wirklich großes Glück gehabt. Der Rancher scheint ein überaus großherziger Mann zu sein.

Und wie ist das mit ihrem Mann? Wenn Sie, wie Sie sagen, Ihre Eltern so früh verloren haben, ist er wohl so etwas wie ein Vaterersatz für Sie, oder?“

Carol lächelt sanft. „Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen. Sie denken wie alle anderen, dass der Altersunterschied zwischen uns zu groß ist, aber damit liegen Sie völlig falsch. Ich liebe meinen Mann wahnsinnig. Er ist der beste Freund meines Bruders und er ist der beste Mann, den ich bekommen konnte.“

„Aber er ist doch, wenn ich das richtig mitbekommen habe, ein Halbblut, haben Sie damit keine Probleme?“

In Carols Augen tritt ein belustigtes Funkeln. „Haben Sie damit etwa Probleme? Ich jedenfalls nicht. Im Gegenteil, die ‚Wilden’ ", sie betont das Wort auffällig, „sind wahrscheinlich die besten und ausdauerndsten Liebhaber, die man finden kann.“

Sie lacht laut auf. „Nein, im Ernst, mein Mann ist so sehr Weißer, wie Sie und ich. Er hat zwar eine indianische Mutter, aber sein Vater war ein Weißer und er hat eine weiße Erziehung genossen, wenn es denn so etwas gibt. Ich wollte ihn und nur ihn! Ich hätte zum Beispiel auch den Enkel von Mr. Carpenter heiraten können, einen Antrag hatte er mir gemacht.“

Sie schmunzelt. „Der Sheriff übrigens auch, einen Antrag meine ich. Und das sind beides Weiße!“

Die junge Frau muss sich ein Grinsen verkneifen, als sie die ungläubigen Augen des Mannes sieht und tritt an den Zaun, hinter dem sich Dutzende von Hühnern tummeln. „Hier sehen Sie unsere Eierlieferanten, einen Teil unseres Fleischvorrats und außerdem die Füllung unserer Federbetten und unserer Winterbekleidung.“

„Wahnsinn, das muss doch alles unheimlich viel Arbeit machen.“

„Klar macht das Arbeit, aber das gehört eben zu diesem Job dazu. Na ja und ganz ehrlich gesagt, so schlimm ist der Aufwand mit dem Gackervolk gar nicht und wenn es hart auf hart kommt, muss eben auch einer der Cowboys mal mit ran und helfen. Die werden gut bezahlt, da können sie sich ruhig auch mal um die Hühner, die Karnickel und den Garten kümmern, was sie auch ohne zu Murren machen.“

„Wohnen die Cowboys auch mit im Haus?“

„Aber nein, das würden die auch gar nicht wollen. Das war sogar mir anfangs etwas komisch, mit der Herrschaft unter einem Dach zu leben, aber irgendwie wollte keiner, dass ich als einzige Frau mit lauter Männern zusammen wohne.

Die Cowboys haben ihre eigene Behausung. Das ist zwar eine Gemeinschaftsunterkunft, aber bisher hat sich noch nie jemand beschwert. Lediglich der Vormann hat seine eigene kleine Wohnung. Er bewohnt das sogenannte Vormann-Haus, welches allerdings eine Einheit mit der Cowboyunterkunft bildet, nur dass es eben abgetrennt ist.“

„Der Vormann ist Ihr Bruder, habe ich das richtig mitbekommen?“

„Ja, haben sie. Er ist seit einem Jahr hier der Vorarbeiter, da hat er den Job von meinem Mann übernommen. – Wollen wir weitergehen oder haben Sie schon genug gesehen?“, will Carol dann mit einem unauffälligen Blick auf Mansfalls Bein wissen.

„Ach, Sie meinen wegen meiner kleinen Behinderung? Die macht mir nichts mehr, ich habe mich daran gewöhnt. – Was ist das?“ Sein Blick bleibt an einem hölzernen Gebilde mit lauter viereckigen, drahtbespannten Öffnungen hängen.

„Das sind unsere Kaninchenställe, die ‚Villa Rabbit’. Hat einer unserer Jungs so getauft.“

„Du meine Güte, diese Ranch ist die reinste Wundertüte“, staunt der junge Mann bewundernd.

„Nun, das ist wohl jede Ranch, aber bei Willow-Tree ist das auch kein Kunststück“, sie hebt den rechten Arm und beschreibt einen großen Kreis. „Das ganze Gebiet gehört alles dazu, bis hinter die Hügelkette dort, den Wald dahinten und, und, und. Sie können an einem Tag kaum das ganze Gebiet umrunden.“

„Unglaublich. Und ich dämlicher Idiot wollte Sie im vergangenen Jahr mit meinem Vermögen und meinen Reiseerfahrungen beeindrucken.“

Die junge Frau schaut ihm tief in die Augen, ergreift seinen Arm und brummt nachdenklich: „Sie dürfen mir eins unbesehen glauben, mich beeindruckt so leicht nichts. Ich habe dafür in meinem Leben einfach schon viel zu viele unterschiedliche Menschen kennen gelernt und viel zu viel gesehen.

Unbeschreiblich grausame Dinge, aber auch zum Träumen schöne. Mich kann so leicht gar nichts erschüttern, nicht mal ein Treffen mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten.“

Schwatzend setzen die beiden jungen Leute den Weg in Richtung Wäldchen fort, bis sich der Mann plötzlich umdreht und mit großen Augen um sich blickt. „Mein Gott, ist das herrlich hier, ein wundervolles Fleckchen Erde, ein richtiges Paradies. Wissen Sie, dass Sie die glücklichsten Kinder der Welt haben werden? So ein großartiges Gelände zum Spielen.“

Leise setzt er hinzu: „Ich hatte nur einen Park, wo die Gärtner streng darauf geachtet haben, dass ja kein Beet oder gar der Rasen betreten wurde. Er war mit hohen Mauern umgeben und ich war darin trotz allen Reichtums oder wahrscheinlich gerade deswegen, gefangen, wie in einem goldenen Käfig.

Ich hatte eine Gouvernante, die mir aber einen Spielkameraden nicht ersetzen konnte und mich hat niemals ein anderes Kind zum Spielen besucht. Ich glaube, hier wäre ich glücklicher gewesen, als in all dem verlogenen Reichtum. Dann wäre ich sicher nie so ein dummer Angeber geworden und hätte echte Freunde.“

Energisch dreht er sich wieder um und stapft, leicht hinkend, den Hügel zum Wäldchen hinauf.

Mit leicht hochgezogenen Augenbrauen folgt Carol ihm. Wie weit entfernt ist dieser einsame junge Mann doch von dem noch viel einsameren Mann, den sie im vergangenen Jahr im Death Valley kennen gelernt hat. Kaum zu glauben, dass sich ein Mensch so sehr verändern kann.

Den weiteren Weg den Hügel hinauf setzen sie schweigend fort und schließlich führt die junge Frau den Gast auf die kleine Lichtung mit dem zauberhaften Ausblick. Dort setzt sie sich auf die Bank, die John und David vor einigen Tagen dort aufgestellt haben.

„Was für ein herrliches Plätzchen zum Verweilen, meine Liebe!“, murmelt Mansfall und schaut mit sehnsuchtsvollen Augen in die Ferne.

Carol schmunzelt: „Hat Ihnen das Schlangengift im Kopf geschadet? Oder sind Sie der Zwillingsbruder von dem widerwärtigen, arroganten Zausel, den wir zu unserem Missvergnügen voriges Jahr kennenlernen mussten?“

Mit traurigen Augen, den Blick noch immer in die Ferne gerichtet, flüstert er: „Ich habe mich ein Leben lang dumm benommen und erst durch meine lebensgefährliche Verletzung habe ich erkannt, was im Leben wirklich zählt.

Mein gesamtes Leben rauschte an mir vorüber und die Erkenntnis der Sinnlosigkeit und der Leere traf mich wie ein Keulenschlag. Ich war sehr lange krank und dadurch hatte ich immens viel Zeit um nachzudenken. Mir wurde bewusst, dass ich endlich etwas mit meinem Leben anfangen musste, endlich etwas Nützliches auf die Beines stellen musste. Und noch eines wurde mir klar, ich begriff, dass ich mich in Sie verliebt hatte.“

Carol schluckt und schaut betroffen zu Boden.

„Bitte verzeihen Sie mir diese Offenheit. Ich weiß, dass sich solche Worte einer verheirateten Frau gegenüber nicht gehören, aber der Fieberwahn zeigte Sie mir mal als verlockenden Engel, dann wieder als kleinen Teufel, der allerdings nicht weniger verlockend war, - Und heute“, er schaut nun auch zu Boden, druckst ein wenig herum, dann schaut er ihr geradewegs in die schimmernden grünen Augen, „heute, hier in Ihrer gewohnten Umgebung merke ich es noch viel intensiver, dass Sie ein überaus wundervolles Wesen sind. Ich liebe alles an Ihnen. Ihre Augen, von dem schönsten Grün, welches ich jemals gesehen habe, Ihre Haare, leuchtend, wie ein romantischer Sonnenuntergang, Ihre Figur, schlank und verführerisch wie die Sünde und sogar Ihr impulsives Wesen mit all seiner Ehrlichkeit erscheint mir begehrenswert. Ihr Mann muss der glücklichste Mensch der Welt sein, all dies zu besitzen.“

Carol hat bei diesen Worten einen roten Kopf bekommen und kichert verlegen. „Das will ich doch wohl hoffen. Nur im Augenblick ist er, glaube ich, gar nicht so besonders glücklich. Er fühlt sich im Moment wohl ein wenig überrumpelt, weil ich schon wieder schwanger bin. Das war so nicht geplant und schon gar nicht gewollt. Von daher können Sie das mit der schlanken, verführerischen Figur auch sofort getrost wieder vergessen.“

Sie springt auf, drückt das Rückgrat durch, schiebt den Bauch vor und watschelt breitbeinig ein paar Schritte vor ihm auf und ab. „Das dauert gar nicht mehr lange, da sehe ich wieder so aus und ob Sie das dann noch so verführerisch finden würden, wage ich doch ernsthaft zu bezweifeln, aber trotzdem vielen Dank für Ihre netten Komplimente.“

Mansfall ist ebenfalls aufgestanden. Er tritt zu dem Mädchen, welches gut einen Kopf kleiner ist als er, ergreift ihre Hände und zieht sie an seine Lippen. „Sie bleiben ganz sicher auch mit allen offensichtlichen Zeichen einer Schwangerschaft das verführerischste Wesen der Welt.“

Carol schmunzelt: „Das sagt mein Mann auch immer. Ich glaube, er steht auf üppigere Formen, auch wenn er ständig das Gegenteil behauptet. Er wird mit zunehmender Leibesfülle bei mir immer leidenschaftlicher.“

„Meinen Sie im, im ...?“, druckst Carols Begleiter.

„Klar, ich meine im Bett!“, lacht das Mädchen über Mansfalls etwas betroffen wirkendes Gesicht. „Das wollten Sie doch fragen, oder? Und wenn Sie jetzt noch wissen wollen, wie oft ein junges Mädchen und ihr so viel älterer Ehemann es miteinander machen, kann ich nur antworten: „Fast jede Nacht seit wir verheiratet sind und dann mindestens vier Mal, sonst bin ich nicht zufrieden.“

Der Junge schluckt trocken, sagt nichts auf diese provozierende Mitteilung, sondern presst nur die Lippen fest aufeinander.

Carol bereut ihre Offenheit schon, als sie den Satz gerade beendet hat und schielt nun aus den Augenwinkeln zu ihm hinüber. „Sind Sie jetzt schockiert, wie schamlos ich bin?“

„Nein, nein, eigentlich nicht“, versucht er mit belegter Stimme zu versichern. „Es ist nur so, selbst wenn mir eine Frau unheimlich gut gefällt und mich sehr anspricht, schaffe ich es höchstens zwei Mal und bin dann hinterher mehr tot als lebendig. – Sie haben sich offenbar gesucht und gefunden.“

„Das haben wir!“, bestätigt Carol trocken. „Und wir sind so fruchtbar, dass wir immer sofort ein Kind machen, wenn wir uns lieben.“ Sie schmunzelt und führt den Mann zu einem Bäumchen.

Staunend liest er die Gedenktafel, dann flüstert er tonlos: „War das etwa auch ihr Kind?“

Carol nickt ernst. „Das war mein erstes Kind. Ich war gerade sechzehn und es ist passiert, wie David und ich uns das erste Mal geliebt haben. Der erste Schuss war quasi gleich ein Volltreffer.

Ich war damals sehr im Zwiespalt mit meinen Gefühlen. Ich wollte das Kind zuerst gar nicht haben und war dann furchtbar verzweifelt, wie es kurz nach der Geburt gestorben ist. Es hat nur wenige Minuten gelebt und war viel zu klein und schwach, um eigenständig atmen zu können. Aber diese wenigen Minuten seines Daseins haben genügt, dass ich mich hoffnungslos in das Kerlchen verliebt habe. Mein Mann und ich haben dann auch unverdrossen gleich das nächste produziert.“

„Und jetzt schon wieder eins. Warum habe ich Sie bloß nicht früher kennengelernt?“

„Tja, Schicksal mein Lieber. Außerdem hätte Ihnen das auch nichts genutzt, denn früher waren Sie unerträglich und ich hätte mich im Leben nicht in Sie verlieben können. Ich hätte Sie höchstens erschossen.“ Carol lacht. „Ich weiß nicht, was es ist, was ich an mir habe. Alle Männer wollen mit mir ins Bett. Ich weiß zwar wirklich nicht, warum, aber es ist so. Ich bin einmal fast und einmal richtig vergewaltigt worden und die weniger gewalttätigen Kerle säuseln alle, dass sie unheimlich gerne der Vater meiner Kinder sein möchten. Das geht durch alle Altersschichten, von zwanzig bis über achtzig. – Als Hure hätte ich eine Menge Kohle machen können.“

Der Mann nimmt all seinen Mut zusammen und sagt, ohne die junge Frau dabei anzusehen: „Fast schade, dass Sie es nicht geworden sind. Ich möchte Sie unheimlich gerne lieben. Seit dem Tag im Death Valley kann ich kaum noch an etwas anderes denken. Fühlen Sie, wie sehr ich Sie lieben möchte?“

Hart hat der Mann ihr Handgelenk gegriffen und führt ihre Hand an seine schwellende Männlichkeit. „Ich begehre Sie. Ich will Sie Ihrem Mann nicht wegnehmen, aber ich begehre Ihren Körper.“

Mit einer raschen Bewegung hebt er ihren Rock und zieht ihre Unterhose so schnell herab, dass ihr keine Gelegenheit zur Gegenwehr bleibt.

„Es gehört sich nicht, schon gar nicht, wo ich Ihre Gastfreundschaft genieße. Ich weiß, dass ich diese jetzt grob missbrauchen werde und ich weiß, dass Sie nur zu Ihrem Mann gehören, aber ich kann nicht anders. Ich bin eigentlich nicht gewalttätig, aber wenn Sie sich nicht von mir lieben lassen, dann hat mein Leben überhaupt keinen Sinn mehr.“

Carol sträubt sich, doch er hält sie fest. „Sei nicht so prüde. Du warst es als Kind doch schon nicht und außerdem kann doch gar nichts passieren, so schwanger, wie Du schon wieder bist.“

Er ist in die Knie gegangen und küsst ihre seidigen Schenkel, dann wandert seine Zunge immer höher und das Girl stöhnt leise. Sie liebt David sehr, aber sie wüsste auch gerne, wie es mit anderen Männern ist und sie beschließt diese Neugier zu befriedigen, denn an das Zusammensein mit John hat sie keine Erinnerung mehr, außer dass es geschehen ist. Sie spürt die Finger des Mannes und hört: „Du willst es auch, du bist klatschnass!“

Schnell öffnet er die Knöpfe seiner Hose und holt seine Männlichkeit hervor. „Ich übernehme die Patenschaft für das in Dir wachsende Kind, wenn Du das möchtest und es wird Ihm und Euch allen niemals an etwas mangeln, das verspreche ich Dir.“

Carol streicht mit der linken Hand über sein Glied, welches viel kleiner ist, als Davids und öffnet mit der rechten ihre Bluse. Sofort schnappen seine Lippen nach ihren Brustwarzen. „Oh, was für eine herrliche Flüssigkeit.“ Verzückt saugt er die Muttermilch ein, während er das Girl in Richtung Bank schiebt.

Carol wehrt sich nicht, sie hat jeden Gedanken an David beiseitegeschoben und fragt sich nur, ob sie etwas fühlen wird, denn der Unterschied zu Davids Männlichkeit ist gewaltig.

Sie wird eines Besseren belehrt und genießt den Augenblick. Die Erlösung kommt für beide mit einer Wucht, die ihnen fast das Bewusstsein raubt, doch als Mansfall, dessen Vornamen Carol noch immer nicht weiß und im Moment auch gar nicht wissen will, weil er ihr nach wie vor ein völlig Fremder ist, heiser stöhnt: „Ich liebe Dich, Carol, ich liebe Dich und Du bist enger wie eine Jungfrau. Dein Mann ist sicher nicht so stark gebaut“, ist die junge Frau schlagartig wieder nüchtern. Der Angeber scheint wieder da zu sein und ihre alte Abneigung ist auch wieder da.

Leise murmelt sie: „Vergessen Sie es, es ist niemals etwas geschehen, alles hat sich nur in Ihrer Phantasie abgespielt, Mr. Mansfall!“

„Ich heiße ...“, will er einwenden, doch Carol legt ihm ihre kleine Hand auf den Mund. „Ich will es gar nicht wissen! Es ist nie etwas zwischen uns geschehen! Haben Sie das verstanden? Es ist nichts, aber auch gar nichts passiert, dann können wir da anknüpfen, wo wir waren, als wir den Hügel hier hochgelaufen sind.“

Der junge Mann ist zuerst etwas verwirrt, dann begreift er langsam, dass seine Liebe nicht auf Gegenliebe stößt und das die Vereinigung ihrer Körper nicht das Geringste mit tiefer gehenden Gefühlen zu tun hatte.

Carol trocknet sich mit einem Taschentuch gründlich ab, richtet dann gewissenhaft ihre Kleidung und Haare und murmelt leise, aber immerhin schon wieder lächelnd: „Was halten Sie davon, wenn wir langsam zurückgehen, dann zeige ich Ihnen noch die Ställe und die Unterkünfte der Cowboys.“

Der junge Mann nickt langsam und ein wenig mechanisch, dann schließt er ebenfalls seine Hose und streicht sich die Haare glatt. „Sie haben sicherlich recht, Mrs. Widefield. Man wird uns bestimmt schon vermissen.“

Das glaubt Carol eher weniger, denn mit einem hinkenden Mann ist man halt langsamer, als auf einem Pferd und alle auf der Ranch wissen, dass sich Carol lieber irgendwo eine Stunde verstecken würde, als freiwillig auf Kathy Miller und Gerrit Fisher zu treffen. Schweigend kehren die beiden zur Ranch zurück, wobei der Mann die junge Frau verstohlen von der Seite her betrachtet. Sie wirkt so frisch und unschuldig, als wäre nichts geschehen und er fragt sich, ob er nicht doch alles nur geträumt hat.

Nur ein Tropfen Leben

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