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J.Die Bereitschaftspolizei
ОглавлениеDie Einrichtung von Bereitschaftspolizeien geht auf ein Verwaltungsabkommen zwischen Bund und Ländern aus den 1950er-Jahren zurück.72 Darin haben sich die Länder verpflichtet, organisatorisch verselbstständigte Polizeieinheiten für besondere Aufgaben bereitzuhalten. Die Gründung der Bereitschaftspolizeien fand ihre Ursache in der damaligen expansiven Politik der Ostblock-Staaten und war insbesondere Reaktion auf die Aufstellung der kasernierten Volkspolizei in der DDR. Dies erklärt auch die traditionell militärähnliche Struktur der Bereitschaftspolizeieinheiten73.
Heute dient die Bereitschaftspolizei vor allem der Bewältigung von Großeinsätzen (z.B. Demonstrationen, Fußballbundesligaspiele), bei denen der Einsatz geschlossener Polizeiverbände notwendig ist74, aber auch der Unterstützung des polizeilichen Einzeldiensts. Im überregionalen Katastrophennotstand (Art. 35 Abs. 3 GG), im inneren Notstand (Art. 91 Abs. 2 GG) und im Verteidigungsfall (Art. 115 ff. GG) stehen die Bereitschaftspolizeien der Bundesregierung zur Verfügung. Die Einsatzeinheiten gliedern sich bundeseinheitlich in Abteilungen, Hundertschaften, Züge und Gruppen.
In Nordrhein-Westfalen ist die funktionale Sonderstellung der Bereitschaftspolizei als ehemals eigenständige Polizeieinrichtung seit dem 1.4.1996 durch Eingliederung in die Polizeipräsidien beseitigt. Es gibt keine zentral geführte Bereitschaftspolizei mehr. Die 18 Einsatzhundertschaften und die drei „Technischen Einsatzeinheiten“ (TEE) gehören organisatorisch zu den im Erlass „Neuorganisation der Bereitschaftspolizei des Landes NRW“75 genannten Polizeipräsidien. Die „Bereitschaftspolizei“ der Polizei Nordrhein-Westfalen besteht insoweit aus drei Abteilungsführungen, drei technischen Einsatzeinheiten (PP Bochum, PP Wuppertal, PP Köln) und 18 Bereitschaftspolizeihundertschaften, die auf 14 Polizeipräsidien verteilt sind: Aachen, Bielefeld, Bochum, Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Köln, Mönchengladbach, Münster, Recklinghausen und Wuppertal.
1Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union aufgrund des am 1.12.2009 in Kraft getretenen Vertrags von Lissabon (konsolidierte Fassung bekannt gemacht im ABl. EG Nr. C 115 vom 9.5.2008, S. 47).
2Grundlegend zur Rolle von Europol bei der Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität Schröder, Kriminalistik 2018, 410 ff.
3Gesetz zur Anwendung der Verordnung (EU) 2016/794 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Mai 2016 über die Agentur der Europäischen Union für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Strafverfolgung (Europol) und zur Ersetzung und Aufhebung der Beschlüsse 2009/371/JI, 2009/934/JI, 2009/935/JI, 2009/936/JI und 2009/968/JI des Rates.
4Beschluss des Rates vom 6.4.2009 zur Errichtung des Europäischen Polizeiamts (Europol), 2009/371/JI.
5In deutscher Sprache abrufbar unter https://www.fedpol.admin.ch/dam/data/fedpol/polizeizusammenarbeit/international/interpol/cgr_d.pdf.
6Uhle, in: Maunz/Dürig, 2017, Art. 73 Rn. 231 ff.
7Dazu Degenhart, NVwZ 2006, 1209.
8Krit. Roggan, NJW 2009, 257; Baum/Schantz, ZRP 2008, 137.
9Das Gesetz wurde seinerzeit als wichtigstes Sicherheitsgesetz der laufenden Legislaturperiode bezeichnet und war stark umstritten, vgl. die Einwände von Roggan, NJW 2009, 257.
10Hierzu Uhle, DÖV 2010, 989 ff.
11BVerfGE 141, 220 (263).
12BVerfG NVwZ 1998, 495 ff.
13BVerfG NJW 2016, 1781 ff.
14Zur Abgrenzung von Zentralstelle und Bundesoberbehörde: Burgi, in: von Mangoldt/Klein/Starck, 2018, Art. 86 GG, Rn. 49 und Art. 87 GG, Rn. 36 ff.
15Übersicht über die einzelnen beim BKA geführten Dateien bei Petri/Schwabenbauer, in: Lisken/Denninger, 2018, Kap. G Rn. 390 ff.; zur Rechtslage auch Schenke, 2018, Rn. 211; vgl. auch Zöller, 2002, S. 135 ff.
16Gesetz über das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Länder in kriminalpolizeilichen Angelegenheiten (Bundeskriminalamtgesetz – BKAG 2018) v. 1.6.2017, BGBl. I S. 1354.
17Vgl. dazu die Anmerkung von Durner, DVBl 2016, 770.
18https://rsw.beck.de/aktuell/meldung/bundeskabinett-beschliesst-entwurf-zur-reform-des-bka-gesetzes.
19BVerfG NJW 2016, 1781 LS 6 u. passim.
20Dazu Albrecht, jurisPR-ITR 16/2016 Anm. 2 und jurisPR-ITR 21/2016 Anm. 2.
21Zu Kompetenzproblemen in einzelnen Aufgabenbereichen: Pieroth, VerwArch 88 (1997), 568 (570 ff.).
22BVerfG NVwZ 1998, 495.
23Zur Historie Walter, Die Polizei 2014, 181.
24Hierzu Scheuring, NVwZ 2005, 903.
25Wagner, JURA 2009, 96.
26Speziell zur bahnpolizeilichen Zuständigkeit Gnüchtel, NVwZ 2015, 37; Neumann, jurisPR-BVerwG 22/2014 Anm. 2; Kastner, Die Strafverfolgungsaufgabe der Bundespolizei im Spannungsfeld zwischen Bundes- und Landeszuständigkeiten, 2016, 15 ff.
27Zur Anwendung von unmittelbaren Zwang Albrecht/Braun, VR 2018, 18 ff.; 109 ff.
28Verwaltungsabkommen zwischen dem Bundesministerium des Innern und der Bayerischen Staatsregierung über die Wahrnehmung von Aufgaben des grenzpolizeilichen Einzeldiensts in Bayern vom 17. April 2008, BAnz. AT Nr. 61 vom 22. April 2008, S. 1448.
29Dazu Gade/Kieler, 2008, S. 140; Heesen/Hönle/Peilert/Martens, 2012, § 3 Rn. 22 f.; zur strittigen Frage der Zuständigkeit der Bundespolizei an Bahnhofsvorplätzen BVerwG, Urt. v. 28.5.2014 – 6 C 4.13, NVwZ 2015, 91; zuvor OVG Koblenz, Urt. v. 24.1.2013 – 7 A 10816/12, JUS 2014, 191.
30Zur bahnpolizeilichen Zuständigkeit insbesondere in Abgrenzung zur Landespolizei Braun, in: Kober/Frevel, 2016, S. 39 ff.
31Gade/Kieler, 2008, S. 146 ff.
32Heesen/Hönle/Peilert/Martens, 2012, § 3 Rn. 27 ff.; a.A. Gade/Kieler, 2008, S. 147 ff. unter Bezugnahme auf Mantel, Die Polizei 1999, 223.
33Heesen/Hönle/Peilert/Martens, 2012, BPolG, § 3 Rn. 24.
34Gade/Kieler, 2008, S. 147 ff.
35Vgl. dazu Graulich, in: Schenke/Graulich/Ruthig, 2014, BPolG § 11 Rn. 1 ff.
36Hierzu Gade/Kieler, 2008, S. 182 ff.
37VGH Mannheim NJW 2000, 3658 ff.; VG Freiburg VBlBW 2002, 130; Breucker, NJW 2004, 1631.
38Rachor/Roggan, in: Lisken/Denninger, 2018, Kap. C Rn. 82 ff.
39Hierzu Fehn, Kriminalistik 2003, 751.
40Rachor/Roggan, in: Lisken/Denninger, 2018, Kap. C Rn. 82.
41Rachor/Roggan, in: Lisken/Denninger, 2018, Kap. C Rn. 84.
42Gesetz über das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Länder in kriminalpolizeilichen Angelegenheiten – Bundeskriminalamtgesetz v. 7.7.1997 (BGBl. I 1650).
43Verordnung über die Wahrnehmung von Aufsichtsaufgaben durch das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei, das Landeskriminalamt und das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste, Art. 2 VO v. 2.7.2007; GV. NRW S. 214.
44Verordnung über weitere polizeiliche Aufgaben des Landeskriminalamts bei der Gefahrenabwehr sowie der Erforschung und Verfolgung von Straftaten (Aufgabenverordnung LKA – LKAAufgVO) v. 16.4.2015, GV. NRW S. 413. Zu den Grundlagen der Polizeiorganisation in NRW Mokros, PSP 1/2014, 40 ff.
45Keller, in: Möstl/Kugelmann, 2018, § 13 POG, Rn. 6.
46LT-Drs. 14/3018, S. 23.
47RdErl. d. Innenministeriums v. 3.2.2005, MBl. NRW. 2005, 340, geändert durch RdErl. v. 3.9.2012, MBl. NRW. 2012, 634.
48Vgl. dazu Mokros PSP 1/2014, 40 (41).
49Vgl. auch § 1 Vereinsrechts-Zuständigkeitsverordnung NRW; LT-Drs. 14/3018, S. 23.
50Hierzu Keller, in: Möstl/Kugelmann, 2018, § 13 POG, Rn. 17 ff.
51Näher dazu Keller, in: Möstl/Kugelmann, 2018, § 13 POG Rn. 17 ff.
52Dazu Mokros PSP 2014, 40 (41).
53RdErl. d. IM v. 5.6.2007 (MBl. NRW. 568); Neuorganisation des LKA durch Erlass des Ministeriums für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen (MIK NRW) vom 26.5.2017, 401-58.15.02.
54Zuletzt geändert mit Wirkung vom 19.10.2013 durch Gesetz v. 1.10.2013 (GV. NRW. S. 566).
55Verordnung v. 19.11.2002 (GV. NRW. 2002, 562), zuletzt geändert durch VO v. 27.11.2012 (GV. NRW. 614).
56Das heißt, dass sich eine Behörde des Organs einer anderen Behörde zur Erfüllung einer eigenen Aufgabe bedient, hierzu Zähle, JUS 2014, 315.
57Vgl. Pieper, 2017, Rn. 227.
58Nach dem sogenannt Direktionserlass Erlass des MIK NRW v. 21.12.2010 – 43.1 – 58.08.01.
59Keller, in: Möstl/Kugelmann, 2018, § 2 POG Rn. 20 ff.
60Zur Leistungsfähigkeit einer Organisation der Polizei als „Spartenpolizei“ oder „Einheitspolizei“ Reuter, Kriminalistik 2010, 225 ff.
61Hierzu Reuter, Die Polizei 2007, 356 (359).
62Vgl. dazu die Kritik von Keller, in: Möstl/Kugelmann, 2018, § 2 POG Rn. 23.
63Nach Maßgabe der Verordnung über die Zuständigkeit des Präsidiums der Wasserschutzpolizei zur Erforschung und Verfolgung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten v. 14.11.2002 (GV. NRW. 562/SGV. NRW. 205); instruktiv zum Ordnungswidrigkeitenrecht Nowrousian, 2019.
64Zur Doppelzuständigkeit Bick/Kiepe, NZV 1990, 329 (331).
65Gusy, 2017, Rn. 157.
66OVG Münster, DAR 1973, 334.
67BVerfG, NJW 2009, 3293 – Geschwindigkeitsmessung durch Videoaufzeichnung.
68BayObLG, NJW 1987, 1094 (1095).
69Gusy, 2017, Rn. 157.
70Thiel, 2016, Rn. 80.
71KHSt-VO v. 26.8.2013 (GV. NRW. S. 502).
72Verwaltungsabkommen über die Errichtung von Bereitschaftspolizeien der Länder vom 27.10.1950 zurück, erneuert 1970/71 /MBl. NW 1971, 906.
73Dazu Rachor/Roggan, in: Lisken/Denninger, 2018, Kap. C Rn. 61.
74Hierzu Groß, APuZ 48/2008, 20 (22).
75Runderlass des IM v. 8.1.1996 – MBl. NRW, 413.