Читать книгу 100 besondere Orte in Celle - Cosima Bellersen Quirini - Страница 15
Оглавление9 Das Luftbrückendenkmal
Wietzenbruchs Platz in der Weltgeschichte
Der Stadtteil Wietzenbruch gehört nicht zu Celles feinsten Gegenden und wird gerne auch mal respektlos als „Wietzenbronx“ betitelt. Doch von dem Ort aus wurde einmal ganz große Politik betrieben. Denn hier war und ist heute noch der Heeresflugplatz aus dem Jahr 1936 gelegen. Die „Gummiwiese“, wie das Flugfeld von den Piloten früher aufgrund des moorigen und oft nassen Bodens, der seinerzeit nur unzureichend befestigt werden konnte, bezeichnet wurde, war während des Zweiten Weltkrieges Luftfahrtschule, später Stützpunkt der britischen Alliierten und wurde schließlich schnöde zur Abstellfläche für Möbel und Panzer degradiert. Doch dann kam die Berlin-Blockade: Aus sowjetischer Sicht waren die Westalliierten im Bezug auf das Potsdamer Abkommen vertragsbrüchig, und so sperrten sie kurzerhand vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 sämtliche Straßen und Eisenbahnverbindungen nach West-Berlin. In dieser Zeit musste die Bevölkerung Berlins mittels Flugzeugen versorgt werden – es entstand die „Berliner Luftbrücke“. Man entsann sich neben zwei weiteren Standorten eilig des eingemotteten Flugplatzes in Celle, der eine strategisch überaus günstige Lage vorwies: sehr kurze Distanz zu Berlin und direkt am mittleren Luftkorridor gelegen. Kurzerhand wurde der Flugplatz zur „RAF Station Celle“ befördert und mit britischem Oberkommando in US-amerikanische Verwaltung übergeben. Für die Durchführung der Versorgungsflüge musste der Flugplatz ausgebaut werden und bekam unter anderem einen Gleisanschluss mit einer etwa 300 Meter langen Verladerampe und direkter Anbindung zum Flugfeld sowie eine befestigte Start- und Landebahn. Kohle und Lebensmittel, zum Schluss waren es 1000 Tonnen, wurden von da aus täglich zur eingeschlossenen Bevölkerung Berlins geflogen. Von dieser großen und historischen Bedeutung des Fliegerhorstes Celle zeugt heute noch das weithin von der Straße aus sichtbare Luftbrückendenkmal, das, etwas kleiner und unscheinbarer als die beiden Denkmäler in Berlin und Frankfurt am Main, an die Versorgung der Berliner durch die Luftbrücke erinnert. Es wurde am 24. Juni 1988, exakt 40 Jahre nach Beginn der Blockade, mit Vertretern der Stadt und Gästen aus Deutschland, den USA, Großbritannien und Frankreich feierlich eingeweiht.