Читать книгу 100 besondere Orte in Celle - Cosima Bellersen Quirini - Страница 9

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3 Das Barocktheater

Und sieh, er hat sich neu verjüngt!

1674: Düfte, schwül und schwer, raschelnde Seide, dunkles Frauenhaar zu verspielten Löckchen gedreht, vor Aufregung flirrende Luft . . . gleich beginnt die erste Theaterpremiere im neu erbauten Theater in Celle! Éléonore Desmier d’Olbreuse schaut freudig zu ihrem Gatten Georg Wilhelm, Herzog zu Braunschweig–Lüneburg–Celle, auf. Er, der Liebhaber der Schauspielkünste, hatte die Idee gehabt, das Theater auf einem gekappten Wehrturm des Schlosses zu erbauen. Ohne ihn wäre das Projekt niemals zustande gekommen, doch ohne ihr Zutun erst recht nicht! Sie hat schließlich die feine Lebensart nach Celle gebracht und was lag näher, als der hiesigen Gesellschaft nicht nur Manieren und Esskultur beizubringen, sondern sie auch mit gehobener Kunst, Gesang und Schauspiel zu unterhalten? Dankbar blickt die fünfunddreißigjährige Éléonore, die kleine Tochter Sophie Dorothea fest an der Hand, im neu erbauten Theater um sich, als sie sich an der Seite Georgs nun hoheitsvoll und unter dem Applaus der Gäste, Höflinge und ihrer Familien in der mit rotem Samt ausgekleideten Fürstenloge niederlässt. Sie hat etwas geschaffen, das der Nachwelt erhalten bleiben würde!

Das Theater ist ihr Werk!

1774 – 100 Jahre später: Schauspielvorführungen – ein Lichtblick in den Tagen des Exils. Die blutjunge dänische Exilkönigin und Ururenkelin Éléonores, Caroline Mathilde, hat mit Hilfe ihres Bruders Georg III. von England dem etwas angestaubten Theater zu neuem Glanz verholfen. Es erstrahlt neu in Gold und zartem Bleu, mit feinen Mustern und Motiven verziert, zeigen sich die weißen Säulen! Von nah und fern strömen die Menschen, Schauspieltruppen aus Bremen, Hannover und Braunschweig geben nun wieder ihr Stelldichein im Celler Schlosstheater. Dank Caroline und Bruder Georgs Finanzspritze blüht das Theater förmlich wieder auf! 2012 – 338 Jahre später: „Und sieh! Er hat sich neu verjüngt, ihn hat die Kunst zum heitern Tempel ausgeschmückt, und ein harmonisch hoher Geist spricht uns aus dieser edlen Säulenordnung an und regt den Sinn zu festlichen Gefühlen“, so äußerte sich auch Schiller einst einmal zu einem Theaterbetrieb.

Nach zweijähriger Umbauzeit, gründlicher Renovierung, dem Einbau modernster Bühnentechnik und mit einem Kostenaufwand im zweistelligen Millionenbereich ist das barocke Schlosstheater von Grund auf neu saniert worden. Raus sind der rote Plüsch und der Mief der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts, raus alles Überflüssige, was in der Vergangenheit unnütz verbaut wurde. Neu und uralt zugleich ist das Erscheinungsbild zu Zeiten der dänischen Königin Caroline Mathilde, tradiert der Wunsch nach gehobener Kunst sowie der Geist des Gründerpaares, welches sicherlich seine Freude daran hätte, dass das Celler Schlosstheater heute das älteste noch bespielte Barocktheater Deutschlands mit festem Ensemble und der unumstrittene kulturelle Mittelpunkt der Stadt ist!

Willkommen im schönsten Theater Deutschlands!


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