Читать книгу 100 besondere Orte in Celle - Cosima Bellersen Quirini - Страница 26

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20 Das Neue Rathaus

Zeugnis der ehemaligen Garnisonsstadt

Lange Flure, laute Stimmen, Stiefelknechte vor den Stubentüren . . . Als das Neue Rathaus noch Heidekaserne und, ganz korrekt, „Große Infanterie-Kaserne“, hieß, gab es darin weder Teppichboden noch schallisolierte Fenster und der Bau beherbergte Bataillone des traditionsreichen Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 77, die im Volksmund liebevoll als „Heideregimenter“ tituliert wurden. Diese kämpften seit 1866, dem Beginn des Deutschen Krieges (Preußisch-Deutscher Krieg) für das Königreich Preußen gegen den „Deutschen Bund“ unter der Führung Österreichs. Zunächst in einer kleinen Kaserne und teils auch in Privatquartieren untergebracht, bezogen die Bataillone ab September 1873 ihr Quartier, das in den Jahren von 1869 bis 1872 auf dem Gelände „Wildgarten“ (heute heißt eine Straße in der Nähe wieder so) errichtet worden war. Der Bau, 181 Meter lang und viereinhalbgeschossig auf 25 Metern bis Firsthöhe gebaut, bot Raum für 1.200 Personen in 300 Räumen. Die Mannschaftsräume hatten ein Ausmaß von fast sechs auf neuneinhalb Metern für jeweils 24 Soldaten, die in drei übereinander angeordneten Betten in Reihen untergebracht waren. Die Seitenflügel waren den Offizieren und deren Familienangehörigen vorbehalten. Die Heidekaserne galt als die zweitgrößte Kaserne im Deutschen Reich. Sie wurde in wechselvoller Geschichte und mit nur kurzen Unterbrechungen (zum Beispiel im Dezember 1918, als die Demobilisierung erfolgte) bis zur neuen Nutzung als Rathaus als Garnisonsstandort genutzt. 1999, nach umfassenden Umbau- und Sanierungsarbeiten, hat die Stadtverwaltung ihren Sitz dahin verlegt. Ein Ehrenmal, in den frühen Zwanzigerjahren von dem schlesischen Bildhauer Hans Dammann geschaffen und von ehemaligen „77ern“ gestiftet, befindet sich im Stadtgarten direkt vor dem Rathaus. Das Mahnmal zeigt einen knieenden und bis auf einen Stahlhelm unbekleideten Soldaten, der in seiner Rechten ein Schwert hält. Ursprünglich als Denkmal für das „Hausregiment“ geschaffen, mahnen mehrere Gedenktafeln auch an die Toten beider Weltkriege. In Celle gab es alles: Infanterie, Kavallerie und Artillerie. Zu den Spuren der Zeit als große Garnisonsstadt (ab 1617, als Herzog Christian 50 Reiter und 200 Fußgänger anwerben ließ) gehören auch: Torhaus und die alte Exerzierhalle, die 77er Straße, der Langensalzaplatz, die berühmte Cambridge-Dragoner-Kaserne des 3. Dragoner-Regiments des Herzogs von Cambridge und des Westfälischen Kürassierregiments (heute: CD-Kaserne mit vielerlei Nutzung), Garnisonskirche, Offizierskasino (heute: Stadtpalais), das Garnison-Museum, einige Denkmäler sowie die „Freiherr-von-Seeckt-Kaserne“, welche einst eine „Nebel-, Lehr- und Versuchsabteilung“ beherbergte.


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