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3.3 Christof Bäumler: Charismatische Gemeinde als geschichtliches Paradigma kommunikativer Gemeindepraxis

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Christof Bäumler ist ein Befürworter einer volkskirchlich-konziliaren Gemeindepraxis und rezipiert zu ihrer theoretischen Begründung die paulinische Charismenlehre.[445] Damit unterscheidet er sich zum Beispiel von der EKD-Studie «Christsein gestalten», deren pneumatologische Basis sich in einer formalen Feststellung der Unverfügbarkeit des Geistes erschöpft.[446] In ähnlicher Weise spielt die Charismenlehre auch für Wolfgang Lück keine konstitutive Rolle. Er hat nach Herbert Lindner erstmals den Gedanken der Konziliarität auf die konkrete Ortsgemeinde übertragen und ein konziliares Gemeindemodell vertreten.[447] Lück widerspricht sogar ausdrücklich dem Evangelischen Erwachsenenkatechismus, der das paulinische Bild der charismatischen Gemeinde als «Idealbild einer lebendigen Gemeinde» versteht und in ihrem Licht die volkskirchliche Praxis als defizitär bezeichnet.[448] Lück hält dem in einseitiger Rezeption von Käsemanns Aufsatz zu «Amt und Gemeinde im Neuen Testament» entgegen, dass Paulus alle Aussagen über die Gemeinde «nur nebenbei» mache und es ihm in der Charismenlehre nur um die Herrschaft Christi gehe. Daher könne die «lebendige Gemeinde […] kein Programm»[449] des Paulus sein, ihm gehe es eher um ein «religionsloses Christentum». Die paulinische Charismenlehre hat folglich für Lück weder normativen Gehalt noch oikodomische Relevanz. Ganz im Sinne des konziliaren Modells plädiert er aber dafür, auch in der Volkskirche den Gruppen einen Raum zu geben, «die sich selbst einem Programm von ‹lebendiger Gemeinde› usw. verschreiben».[450] Die charismatische Gemeinde wird bei Lück zur Option ohne normativen Gehalt.[451]

Christof Bäumler greift im Gegensatz zur EKD-Studie und Wolfgang Lück die paulinische Charismenlehre auf, sieht ihre oikodomische Relevanz und weist ihr einen Ort in der theologischen Begründung der «Kommunikativen Gemeindepraxis» zu. Sie gilt ihm als Paradigma konziliarer Realisierung von Freiheit.

Charisma als Grundbegriff der Praktischen Theologie

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