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3.4.1 Koinoniarealisierung zwischen Positionalismus und Orientierungslosigkeit

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Der kairologische Ausgangspunkt der oikodomischen Reflexion ist für Ralph Kunz das «Faktum Pluralität».[493] Denn die christliche Gemeinde, zu deren Aufbau, Stärkung und Erhaltung die Gemeindeaufbautheorie durch theoretische Reflexion ihrer Grundlagen beitragen will, ist weder «abschließend theologisch rekonstruierbar», noch ist ihre soziale Realität «klar fassbar».[494] Es verbiete sich daher ein «Positionalismus», der das Wesen der Gemeinde aus Absoluta deduziert oder die tatsächliche Komplexität von Gemeinde auf eine Sozialgestalt reduziert. Da aber prinzipieller Pluralismus zwangsläufig zur Orientierungslosigkeit führe, zielt die «Theorie des Gemeindeaufbaus» auf «pluralitätsrelevante Orientierungssätze»[495], die in jeder volkskirchlichen Frömmigkeitsrichtung «das prinzipiell Gemeinsame zu entdecken»[496] helfen und «zwischen Positionalismus und Orientierungslosigkeit […] eine pluralismusbereite Vision der gemeinsamen Kirche geben»[497].

«Konziliarität» und «Koinonia» sind daher für Kunz die beiden konstitutiven Gestaltungsprinzipien kirchlicher Praxis und die entscheidenden Grundbegriffe seiner Gemeindeaufbautheorie. Das Prinzip «Konziliarität» ist Ausdruck der pluralistischen These, nach dem die größere Wahrheit jeder Einzelposition vorausliege und man sich ihr nur im konfliktfähigen Diskurs nähern kann. Die Option «Koinonia» bewahrt die «Konziliarität» vor einer zum Verlust des Wahrheitsbezuges führenden Verabsolutierung des pluralistischen Prinzips und bringt den «Sachbezug» des Gemeindeaufbaus zum Ausdruck:[498] die Realisierung von Koinonia. Sie ereignet sich konstitutiv als «Gemeinschaft mit Gott» und konsekutiv als «Gemeinschaft von Glaubensgeschwistern»[499]. Da Konziliarität in der Koinonia konstitutiv mitgesetzt ist, gilt: Gemeindeaufbau ist «Koinoniarealisierung»[500].

Kunz entfaltet die Gemeindeaufbautheorie in drei «aspektivisch aufeinander bezogene Grundfragerichtungen»[501]: In prinzipieller Hinsicht rekonstruiert er die theologische Begründung der Koinoniarealisierung (→ 3.4.2). In formaler Hinsicht untersucht er deren soziologische Bedingungen (→ 3.4.3) und klärt dabei den Beitrag des Charismabegriffs. Schließlich fragt er in materialer Hinsicht nach den frömmigkeitstheoretischen Gestaltungsmöglichkeiten der Koinonia (→ 3.4.4).[502]

Charisma als Grundbegriff der Praktischen Theologie

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