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3.4.2 Koinonia als heilende Partizipation am Leib Christi

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Die prinzipielle Begründung der Koinoniarealisierung geht vom «inkarnatorische[n] Prinzip»[503] aus. Das «Sich-Ereignen der Weltzuwendung Gottes, das sich in der Person Jesu ereignet hat, sich im Christus praesens weiterereignet und in der Zukunft zur Vollendung kommen wird»[504], ist der konstitutive Realgrund und bleibende Aktualisierungsgrund der Koinonia. Die Koinonia ist daher nicht nur «eine von der Gemeinde verantwortete Aufgabe», sondern zugleich «eine der Gemeinde entzogene Gabe».[505] Daher ist Gemeindeaufbau kein gesetzliches Werk. «Denn der menschgewordene Gott ist das principium, Gott realisiert Koinonia. Und das ist Evangelium.»[506] Die Aktualisierung der christologisch begründeten Koinonia ist ein geistgewirktes Geschehen.[507]

Im paulinischen Motiv des «Leibes Christi» ist das Prinzip der gemeinschaftstiftenden Menschwerdung Gottes in Christus mit der Frage nach der gegenwärtigen Sozialgestalt des Glaubens ursächlich und wesenhaft verbunden.[508] Nicht «‹Gemeinschaftlichkeit›, Korpsgeist oder Solidarität»[509] bestimmen das Wesen der Koinonia, sondern die gemeinsame Teilhabe an dem einen Leib. Der «Leib Christi» wird somit zum Konzentrationspunkt der inhaltlichen Qualifikation von Koinonia. Kunz formuliert zusammenfassend: «Koinonia ist die heilende Partizipation am ‹Leib Christi›.»[510]

Diese Bestimmung enthält die Elemente «Heilung» und «Beteiligung» (Partizipation). In ihnen kommt die konzentrische und exzentrische Dynamik der Koinonia zum Ausdruck:[511]

«Koinonia ist Heilung»[512]: Im «heilenden Wirkungsbereich des Leibes Christi»[513] ereignet sich fragmentarisch und antizipatorisch Heil, das sich nicht auf körperliche Restitution beschränkt, sondern eine soziale und politische Dimensionen beinhaltet.

«Koinonia ist Beteiligung»[514]: Die Konziliarität, die dem partizipativen Element der Koinonia entspricht, wird durch den Bezug zum Leib-Christi-Motiv theologisch qualifiziert. Partizipation am Leib Christi bedeutet mehr als nur ein «formaldemokratisches Miteinander», das den «Pluralismus der Ansprüche» und die «subjektiven Bedürfnislagen» der Einzelnen im Diskurs regelt.[515] Teilhabe am Leib Christi bedeutet «Beteiligung des Menschen an der Seinsmächtigkeit des lebendigen Christus»[516]. Christen begegnen einander als «Bringer der Heilsbotschaft»[517]. Realisierung von Koinonia ist in dieser Hinsicht nichts anderes als die Verwirklichung des allgemeinen Priestertums.

Die inhaltliche Bestimmung der Koinonia als heilender Beteiligung am Leib Christi lässt den Gemeindeaufbau nach der Entwicklung partizipativer Strukturen fragen, die der «Pluralität der Charismen» gerecht wird und die «Teilnahme der Einzelnen am organisch verstandenen Ganzen» ermöglichen.[518] Unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen diese Strukturen entwickelt werden können, untersucht Kunz unter dem formalen Aspekt der Gemeindeaufbautheorie. In diesem Zusammenhang greift er grundlegend auf den Begriff des Charismas zurück, der in der bisherigen Argumentation noch keine tragende Rolle einnahm.[519]

Charisma als Grundbegriff der Praktischen Theologie

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