Читать книгу Mein Weg zur gesunden Ernährung - Dr. med. Matthias Riedl - Страница 15
10. Warum sind Kohlenhydrate für die meisten von uns ungünstig?
ОглавлениеDas Wort „Kohlenhydrate“ bezeichnet sämtliche Zuckerstoffe unserer Nahrung. Über Jahrhunderttausende hinweg sicherten diese unserer Art das Überleben. Heute essen wir jedoch so viele davon, dass die einstigen Vorteile zur Gefahr werden – und zwar zu einer, die uns wirklich krank machen kann.
Für unsere Vorfahren waren Kohlenhydrate aus Wurzeln, Knollen und Früchten eine seltene und wertvolle Sache: Denn die Zuckerstoffe liefern unserem Körper schnelle Energie, was es den Menschen erst ermöglichte zu sprinten, also flüchten und jagen zu können. Zudem nutzt der Körper Kohlenhydrate als Baustoff für Speicherfett – und dieses ließ unsere Ahnen die regelmäßigen Notzeiten ohne Nahrung überstehen. Zwei perfekte Eigenschaften also für eine Umgebung des Mangels. Im heutigen Schlaraffenland allerdings, in dem hinter jeder Ecke anstelle von Säbelzahntigern Schokolade, Chips und Pommes lauern, verwandeln sich diese in eine üble Falle.
Wir essen mehr Kohlenhydrate, als wir verbrennen
Morgens Sesambrötchen mit Marmelade, mittags Nudeln, nachmittags Kekse, abends Salamibrot: Anders als unsere Vorfahren essen wir heute vor allem „leere“ Kohlenhydrate – leer deshalb, weil Zuckerstoffe aus verarbeiteten Lebensmitteln nichts liefern außer schnell verfügbarer Energie. Damit sorgen sie für einen rasanten Blutzuckeranstieg, eine hohe Insulinausschüttung und später einen steilen Blutzuckerabfall. Das Problem: Insulin stoppt die Fettverbrennung und der sinkende Blutzucker sorgt für Heißhunger, sodass wir neue Kohlenhydrate essen wollen. Da sich die meisten von uns dazu extrem wenig bewegen, nehmen wir an fast jedem Tag mehr Zuckerstoffe auf, als wir verbrennen. Die übrige Energie lagert der Körper als Fett ein, besonders in der Leber und am Bauch. Bauchfett wiederum sorgt für chronische Entzündungen und diese hemmen die Fettverbrennung zusätzlich. Ein Teufelskreis, der uns mit den Jahren dick macht – selbst die Dünnen setzen Bauchfett an. Eine hohe Kohlenhydratzufuhr steht damit am Anfang beinahe aller Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Diabetes, Herzkrankheiten, Arthrose und Krebs. Ich sage es daher ganz deutlich, auch wenn es schmerzt: Jede Tüte Gummibärchen, deren Energie wir nicht direkt verbrennen, beschleunigt in der Masse unseren Gang Richtung Grab. Das heißt umgekehrt: Es gibt keine einfachere und wirkungsvollere Gesundmaßnahme, als an den – leeren – Kohlenhydraten zu sparen!
Leere Kohlenhydrate gegen komplexe tauschen
Komplexe Kohlenhydrate bestehen, anders als die leeren Einfach- und Zweifachzucker, aus mindestens drei Zuckermolekülen: Die Verdauung braucht Zeit, um sie aufzuspalten. So geht die Energie nach und nach ins Blut, der Zuckerspiegel steigt langsam, der Sättigungseffekt ist höher und Heißhungerattacken bleiben aus. Ein Tausch leerer gegen komplexe Kohlenhydrate stärkt also die Gesundheit! Die schlechten Zuckerstoffe stecken vor allem in Weißmehlprodukten, Reis, Toast, Limonaden, Kuchen, Süßigkeiten, Fertigprodukten und Fast Food. Komplexe Kohlenhydrate finden sich in Vollkorn, Hülsenfrüchten, Gemüse (besonders Kohl) und Pseudogetreide wie Buchweizen. Diese Lebensmittel liefern zudem weitere wertvolle Inhaltsstoffe wie pflanzliche Eiweiße und Ballaststoffe.
WIE VIEL DARF’S DENN SEIN?
Die DGE empfiehlt, mehr als 50 Prozent des Energiebedarfs über Kohlenhydrate zu decken. Doch die folgenden Mengen, abhängig vom individuellen Gesundheitszustand und Aktivitätslevel, haben sich in der Praxis zur Prävention und Behandlung von Krankheiten bewährt:
•Gesunde, sehr aktive Menschen (z. B. Leistungssportler): 250–300 g KH pro Tag – oder mehr, je nach Pensum
•Gesunde, aktive Menschen (z. B. joggender Sachbearbeiter): 200 g KH
•Übergewichtige, ansonsten aber gesunde Menschen: 150 g KH
•Übergewichtige Menschen mit Folgeerkrankungen/Diabetiker/
Menschen mit entzündlichen Krankheiten wie Rheuma: 120 g KH