Читать книгу Mein Weg zur gesunden Ernährung - Dr. med. Matthias Riedl - Страница 23
17. Welche prominenten Ernährungsmythen sind längst widerlegt?
ОглавлениеBis heute halten sich zahlreiche Annahmen zur richtigen und falschen Ernährungsweise, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren oder die Forscher sogar bereits als falsch enttarnt haben. Hier fünf Beispiele für besonders langlebige Mythen, die Sie fortan getrost vergessen können.
Gehören Sie auch zu den Menschen, die ein schlechtes Gewissen haben, weil sie auf ihr Frühstücksei nicht verzichten wollen? Dann werden Sie die nächsten Zeilen sicher nur zu gern lesen. Denn diese zeigen: Ihr ungutes Gefühl beruht auf Annahmen, die einfach nicht stimmen.
„Eier erhöhen den Cholesterinspiegel.“
Weil Eigelb Cholesterin enthält, standen Eier lange unter Verdacht, den körpereigenen Cholesterinspiegel stark nach oben zu treiben und damit das Risiko für Herzkrankheiten zu erhöhen. Inzwischen ist klar: Cholesterin aus Lebensmitteln beeinflusst die Konzentration des fettähnlichen Stoffes im Blut kaum. Das meiste Cholesterin bildet der Körper selbst, denn die Substanz ist wichtig: Sie steckt etwa als Bauteil in den Zellwänden und in vielen Hormonen. Ein Ei pro Tag kann laut einer Meta-Analyse daher sogar günstig sein, vorausgesetzt, das Umfeld stimmt. Wer sein Spiegelei etwa mit Bacon serviert, nimmt viele gesättigte Fette auf, die Herz und Gefäße tatsächlich belasten.
„Wenn wir Durst spüren, ist es eigentlich schon zu spät.“
Unser Körper besitzt viele faszinierende Features, die uns helfen, gesund durchs Leben zu kommen. Eines davon ist der Durst: Bemerkt das Gehirn eine milde Dehydrierung, sendet es uns den „Trinken! Jetzt!“-Befehl. Zugleich tritt ein Hormon in Aktion, das die Nieren anregt, den Urin zu konzentrieren und so mehr Wasser im Körper zu halten. Wer also ab und an erst trinkt, wenn er durstig ist, wird keinen Schaden nehmen. Wäre es anders, müsste unsere Art längst ausgestorben sein. Schließlich ist Leitungswasser eine junge Erfindung. Indes: Das Gehirn selbst dankt es, wenn wir auch mal nur auf Verdacht trinken. Denn es arbeitet schon bei unmerklichen Dehydrierungen schlechter.
„One apple a day keeps the doctor away.“
Äpfel gehören zu den gesunden Lebensmitteln, keine Frage! Ein Exemplar pro Tag ist aber nicht der Richtwert, um uns gesund zu halten. Im Gegenteil: Ist der Apfel sehr groß, nehmen wir damit schon mehr Fruchtzucker auf, als uns guttut. 150 Gramm Obst genügen nämlich völlig, um von den wertvollen Inhaltsstoffen zu profitieren. „400 Gramm Gemüse am Tag halten den Arzt fern“, so müsste es stattdessen heißen. Reimt sich zwar nicht, trifft die Erkenntnisse der modernen Ernährungswissenschaft aber deutlich besser.
„Proteine sorgen für Muskelwachstum.“
Muskeln bestehen zwar zum Großteil aus Eiweiß, doch das heißt nicht, dass ein hoher Verzehr von Fleisch, Fisch und Milchprodukten uns zu mehr Muckis verhilft. Denn diese wachsen nur, wenn wir sie mechanisch reizen, etwa mit Krafttraining. Wer über den Tag hinweg dann die generell empfohlenen 1,0 bis 1,2 Gramm Protein pro Kilo Körpergewicht zu sich nimmt, hat genug Baumaterial für zusätzliches Muskelgewebe. Ein Mehr bringt nichts: Je nach Größe kann der Körper 30 bis 50 Gramm pro Mahlzeit verwerten, den Rest baut er in Fett um.
„Abends essen macht dick.“
Würde dieser Mythos stimmen, wären Italiener, Spanier und Griechen ausnahmslos übergewichtig. Schließlich essen sie ihre Hauptmahlzeit traditionell zu später Stunde. Vielmehr gilt hauptsächlich: Die über den Tag insgesamt aufgenommene – und verbrannte – Energiemenge entscheidet darüber, ob einer lange eine gesunde Figur bewahrt oder sich in die Adipositas futtert. Wenn wir also zum Frühstück nur einen Espresso trinken und mittags einen Salat essen, können wir abends durchaus zulangen. Lediglich Diabetiker sollten das Abendessen schmal halten, insbesondere an Kohlenhydraten – ihr Blutzuckerspiegel bleibt dann über den Tag stabiler. Das Körnchen Wahrheit: Wer sehr spät zu Abend isst und morgens relativ früh, gönnt dem Körper nur eine kurze Zeit der Nahrungskarenz und nimmt dadurch tendenziell schneller zu.