Читать книгу Ein naheliegendes Opfer - Elisa Scheer - Страница 14
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ОглавлениеKomisch war das ja schon, fand Carina, die etwas unruhig durch das Haus strich. Sonst kam er am Montagmorgen angebraust, erzählte, wie erholsam das Wochenende ohne ihr ewiges Geplapper war, duschte, warf ihr die getragenen Klamotten hin (sie hatte ja sonst nichts zu tun), schlüpfte in Businesskleidung und fuhr in die Firma.
Viertel nach zwölf – und immer noch nichts? Gut, vielleicht hatte er den Anzug ja schon mitgenommen und war gleich in die Firma gefahren.
Eigentlich war das nicht ihr Problem, er würde nur wieder behaupten, sie mische sich in Dinge ein, die sie nichts angingen. Und es war ja nun nicht so, als vermisste sie ihn – im Gegenteil, es war himmlisch ruhig im Haus. Sie schüttelte hier und da ein Sofakissen auf, verräumte die Zeitung vom Donnerstag ins Altpapier, goss die Blumen und beschloss dann, einen kleinen Stadtbummel zu unternehmen und sich vielleicht danach mit Rico auf einen Kaffee zu treffen.
Das Telefon läutete. Sie schaute aufs Display – na bitte, die Firma! Wahrscheinlich sollte sie Hans Peter irgendwelchen vergessenen Kram hinterhertragen.
„Carina? Jonathan hier – ist Vater noch zu Hause? Wir vermissen ihn hier allmählich.“
Das entsprach so sehr ihren eigenen Gedanken, dass sie lachen musste. „Ach, tatsächlich? Aber es tut mir leid, hier ist er auch nicht. Ich dachte, er ist vielleicht gleich von der Hütte in die Firma gefahren.“
„Hm… gut, richtig vermissen tue ich ihn auch nicht, aber das hat er wirklich noch nie gemacht. Weißt du eigentlich genau, wo diese dämliche Hütte ist? Ich war so lange nicht mehr dort, dass ich das echt nicht mehr auf die Reihe kriege.“
„Hm… ich war ein paar Mal dabei, als wir noch sozusagen jung verheiratet waren, aber das ist auch schon länger her. Ich glaube, du fährst nach Geresing und dahinter etwa noch zwanzig Kilometer Richtung Süden, dann steht da links so ein kleines Kapellchen und daneben zwei Marterl, dahinter geht ein Feldweg ab, auch nach links, und dann kommst du in den Latschenwald. Und dann… verflixt! Weiter weiß ich auch nicht mehr – kennt denn sonst niemand mehr die Hütte?“
„Hat er eine aktuelle Mieze, weißt du das?“
„Nein, leider. Die letzte, die er mir so richtig reingerieben hat, war diese Wieheißtsiegleich, aber das ist auch schon Jahre her, und die hat er bestimmt nicht dorthin mitgenommen, die hatte nämlich selbst ein Häuschen am Eulenburger See und da war er immer mit ihr. Er hat noch gesagt, sie ist genauso ein Plappermaul wie ich, aber immerhin muss er sie nicht durchfüttern, sie füttert ihn durch. Und so hämisch gelacht, du kennst ihn ja.“
„Weiß Gott! Warum suchen wir ihn eigentlich?“
Carina lachte. „Sehr wahr. Eigentlich kann er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Weiß deine Mutter nicht vielleicht, wo diese Hütte ist?“
Jonathan seufzte. „Glaube ich nicht, bei ihr muss es doch noch länger her sein… aber ich frage sie mal.“