Читать книгу Ein naheliegendes Opfer - Elisa Scheer - Страница 8
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Оглавление„Was gibt´s denn, Vater?“ Sebastian legte eine genau berechnete Mischung aus Misstrauen, Abneigung und Belästigtsein in seine Stimme, aber wie immer war sein Vater für solche subtilen Nuancen eher unempfänglich.
„Muss es denn immer etwas geben, wenn ich meinen Sohn sehen möchte?“
Hui, Vorsicht – diese seidige Stimme: Vater im Manipulationsmodus… Sebastian legte den Kopf schief. „Du hast mich noch nie sehen wollen, ohne damit eigene Interessen zu verfolgen, also lass das Gesülze.“
„Wie redest du denn mit deinem Vater?“
„Wie es mir passt. Ich kann auch wieder gehen, wenn dir das nicht recht ist, ich bin ja nicht freiwillig hier. Also, was willst du von mir?“
Creutzer setzte sich und bot seinem Sohn mit einer eleganten Handbewegung den Besucherstuhl an. Sebastian blieb stehen.
Sein Vater seufzte gramgebeugt. „Jonathan hat mich schwer enttäuscht.“
„Ach was! Sag bloß, er hat endlich mal aufgemuckt? Höchste Zeit war´s ja.“
Auf diesen Nebenkriegsschauplatz ließ sich sein Vater nicht locken. „Seine Entscheidungen schaden unserer Firma.“
„Deiner Firma“, verbesserte Sebastian. „Das ist nur deine Firma, nur du hast darin etwas zu entscheiden, alle anderen sind mindere Kreaturen, Befehlsempfänger und Sklaven. Mich wundert es nicht, dass deine besten Leute zur Konkurrenz abwandern.“
„Was? Wer sagt das?“
„Jonathan? Ihr verliert doch regelmäßig die wichtigsten Mitarbeiter, an DE, an XAM!, an alle möglichen Konkurrenzfirmen.“
Creutzer ärgerte sich sichtlich, lächelte dann aber schlau: „Du nimmst ja direkt Anteil an der Firma, das freut mich.“
„Mit einer gewissen hämischen Befriedigung, ja.“
„Ich biete dir Jonathans Position an.“
Sebastian starrte seinen Vater an. „Bist du jetzt endgültig übergeschnappt? Erstens habe ich schon einen Beruf. Zweitens habe ich von Jonathans Aufgaben keine Ahnung. Drittens interessieren sie mich auch nicht. Und viertens könnte ich keinen Tag für dich arbeiten, ohne dich zu erschlagen.“
„Beruf? Was hast du denn schon für einen Beruf? Das bisschen Gekleckse kann man ja wohl nicht ernstnehmen.“ Alles Übrige hatte er wohl wieder ausgeblendet, typisch für ihn, fand Sebastian. Der Alte hörte doch nur, was er hören wollte! War das wohl schon krankhaft?
„Ich nehme es ernst, und was du davon hältst, ist vollkommen irrelevant. Und die Tatsache, dass Jonathan BWL studiert hat, ich aber nicht, ist nicht irrelevant. Hast du langsam ein Problem damit, die Realität wahrzunehmen?“
Creutzer sprang auf. „Bist du wahnsinnig?“
Sein Sohn grinste böse. „Ich nicht… ich glaube, ich gehe jetzt besser, dieses Gespräch ist vollkommen sinnlos.“
„Du willst die Firma also vor die Hunde gehen lassen?“
Sebastian drehte sich an der Tür noch einmal um. „Warum nicht? Was geht sie mich denn an? Die Leute finden schon wieder etwas. Wenn CE eingeht, expandieren ja die anderen. Und so, wie du deinen Laden führst, bist du doch selbst schuld.“
Die Tür schloss sich hinter ihm und Creutzer starrte ihm erbost hinterher. Unverschämtheit!