Читать книгу Ein naheliegendes Opfer - Elisa Scheer - Страница 9
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ОглавлениеKira legte befriedigt den Hörer auf: Wieder eine interessante Information – der stellvertretende Fertigungschef bei CE hatte viel Potential und war unzufrieden, weil sein Vorgesetzter, wie der alte Creutzer ein Mann der alten Schule, ihn nichts selbst entscheiden ließ und ihn wirklich nicht entwickelte. Hm… bei DE konnten sie den Mann leider nicht wirklich brauchen, sie hatten eine perfekt besetzte Fertigung. Aber Chiefs würde schon etwas Passendes für ihn finden, die fanden immer etwas. Und damit hätte Creutzer wieder jemanden verloren, der für die Zukunft der Firma wichtig war. Sie lächelte zufrieden und wandte sich wieder ihren Aufgaben zu.
Eigentlich ging es ihr doch richtig gut: Dr. Söltl verließ sich sehr auf sie – zu Recht, wie sie selbst sagen musste, auch wenn Eigenlob stank -, sie hatte eine hübsche Wohnung, einige gute Freunde und Freundinnen, Mama ging es auch prima (sie hatte sogar einen netten neuen Freund, endlich mal wieder!) und das Wetter war schön. Und am besten: CE ging langsam so richtig vor die Hunde.
Nach dem, was man aber so hörte, schien Creutzer das gar nicht so richtig wahrzunehmen. Selbstbetrug? Realitätsverlust?
Außerdem lag ein schönes langes Wochenende vor ihr, und das würde sie in London verbringen – um fünf ging ihr Flieger, das Hotel war gebucht, Karten für zwei Musicalbesuche waren vorbestellt, und eine Einkaufsliste hatte sie sich auch schon geschrieben. Und heute Abend würde sie mit Britta irgendwo in Soho zu Abend essen und ein bisschen Tratsch austauschen… Britta arbeitete für Chiefs, einen Londoner Headhunter, und wusste immer interessante Einzelheiten zu verschiedenen Wirtschaftsskandalen. Über Britta konnte sie die Leute, die sie CE abspenstig gemacht hatte, sehr oft anderweitig unterbringen. Auslandserfahrung kam schließlich immer gut an. Da würde sie sich gleich nach freien Positionen erkundigen…
Eine Kollegin schaute durch die spaltbreit geöffnete Tür. „Kira? Schönes Wochenende, ich gehe jetzt!“
„Dir auch ein schönes Wochenende, danke! Was machst du?“
„Mei, mit den Kindern wahrscheinlich in den Funpark, die freuen sich seit Wochen darauf. Wenn das Wetter mitspielt… und du?“
Kira grinste breit. „Drei Tage London.“
„Boah, schick! Dann viel Spaß…“
Der Kopf verschwand wieder aus dem Türspalt und Kira schaute auf die Uhr. Zwölf… gut, noch eine Stunde, dann nach Hause, den Koffer holen und ab zum Flughafen. Sie liebte London – die Geschäfte in Regent und Oxford Street, die Parks, die Themse, die Busfahrten (die Underground weniger) – überhaupt alles. Und sehr gutes indisches Essen und herrliches englisches Frühstück…
Es würde mal wieder fantastisch werden!