Читать книгу Ein gefährliches Alter - Eva Ashinze - Страница 24
Оглавление20 «Los, kommt.» Nina stürmt aufgeregt voraus. «Lasst uns da drüben läuten.» Sie deutet auf die alleinstehenden Häuser auf der anderen Strassenseite.
Mathilda bleibt stehen, wirft einen unruhigen Blick auf ihre Uhr. Es ist kurz vor zehn. «Ich muss nach Hause, Nina. Ich bekomme sonst Ärger.»
«Nur noch da. Komm schon, Matti.»
«Geht ihr allein. Ich hab mehr als genug Süssigkeiten.» Mathilda hebt die volle Tüte hoch.
«Nina, lass es. Wir waren lange genug unterwegs.» Alisar ist wie immer die Stimme der Vernunft.
«Nur noch an einer Tür. Bitte. Es macht solchen Spass.»
Mathilda seufzt. Wenn Nina sich etwas in den Kopf gesetzt hat, bringen sie keine zehn Pferde davon ab. Aber für sie läuft die Uhr. Ihre Mutter versteht überhaupt keinen Spass, was Unpünktlichkeit anbelangt. «Wisst ihr was? Ich gehe nach Hause, und ihr bleibt noch.»
«Aber es ist dunkel.» Nina schaut sie an.
Mathilda muss grinsen. «Es ist Ende Oktober und beinahe zehn Uhr abends. Da ist es üblicherweise dunkel.»
«Hast du keine Angst, allein zurückzugehen?» Alisar schaut von Mathilda zu Nina. «Ich weiss nicht, Nina. Sie ist erst vierzehn.»
Widerstand regt sich in Mathilda. «Vierzehneinhalb», sagt sie kühl. «Ich bin kein Baby, Alisar. Ich schaffe das. Ich wohne fünf Minuten von hier.» Alisar benimmt sich immer, als sei sie, Matti, völlig unfähig. Sie geht zu Nina, küsst sie auf die Wange, macht dasselbe bei Alisar. «Viel Spass noch ihr beiden.» Sie dreht sich resolut um, geht los.
«Bist du sicher?», ruft Nina ihr hinterher. Mathilda hebt im Gehen die Hand, winkt. Sie muss nur die nächste Querstrasse nach links und dann alles die Museumstrasse entlang. Sie biegt ab, wirft einen Blick zurück. Nina und Alisar sind nicht mehr zu sehen. Mathilda beschleunigt ihre Schritte. Etwas unheimlich ist es schon, so allein unterwegs in der Nacht. Und hat sie nicht gerade ein Geräusch gehört?
«Süsses oder Saures!» Eine Gestalt im blutbefleckten weissen Hemd und Zombiemaske kommt aus dem Nichts, schneidet ihr den Weg ab. Matti stösst einen erstickten Schrei aus, die Tüte mit Süssigkeiten fällt zu Boden.
Der Zombie krümmt sich vor Lachen. «Heute ein bisschen schreckhaft unterwegs, Mathilda?»
Er kennt ihren Namen. Sie muss keine Angst haben. Sie will nach ihrer Tüte greifen, aber der andere ist schneller.
«Besten Dank, schöne … Was bist du überhaupt?» Er mustert ihr Kostüm durch die Augenhöhlen seiner Maske.
«Lass sie in Ruhe.» Ein Sensenmann hat sich von links genähert. Er nimmt dem Zombie die Süssigkeiten aus der Hand, hält sie Mathilda hin. «Hier.»
«Danke», flüstert Mathilda. Ihr ist noch immer unbehaglich zumute.
«Mann, was soll das?», fragt der Zombie. «Die Beute habe ich mir verdient.» Er will wieder nach der Tüte greifen.
Der Sensenmann schüttelt den Kopf. «Lass sie in Ruhe.»
«Stehst du etwa auf die Braut, Kevin? Ich mein, die Haare sind ja ganz geil, aber der Rest …»
Mathilda schiesst die Schamröte ins Gesicht. Sie macht einen Bogen um die beiden.
«Mathilda», sagt der Sensenmann, «ich …»
Mathilda lässt ihn nicht ausreden. «Ich muss los», sagt sie und stürmt davon.