Читать книгу Ein gefährliches Alter - Eva Ashinze - Страница 27
Оглавление23 «Du redest also noch immer nicht mit mir.»
Nina lag auf ihrem Bett und drehte mir den Rücken zu. Sie trug einen dieser unsäglichen Ganzkörperanzüge mit Einhornkapuze, die bei den Jungen gerade angesagt waren. War sicher ganz kuschelig, dieses Ding, aber es sah total albern aus.
Ich sah mich in Ninas Zimmer um. Es sah aus wie ein typisches Mädchenzimmer. Kleider lagen auf allen möglichen Flächen, das Poster einer mir unbekannten jungen Sängerin zierte eine Wand, und auf dem Schreibtisch standen und lagen Parfumflakons, Schminkutensilien, Hefte, Stifte und Süssigkeiten kreuz und quer.
«So ist sie seit gestern», flüsterte Frau Behrens. «Sie hat kein Wort mit mir geredet. Nicht einmal, als ich ihr angedroht habe, ihr Handy und ihr Notebook zu konfiszieren, hat sie den Mund aufgemacht.»
«Haben Sie?»
«Habe ich was?»
«Handy und Notebook konfisziert.»
Frau Behrens nickte. «Ohne Erfolg», sagte sie. «Bis jetzt auf jeden Fall.»
Nina warf uns einen bitterbösen Blick zu und setzte demonstrativ Kopfhörer auf.
Ich machte einen Schritt ins Zimmer hinein, betrachtete die Fotos, die an die Pinnwand neben ihrem Schreibtisch geheftet waren. Fotos von Nina als kleinem Mädchen, von einem Mann, der wohl Ninas Vater gewesen war, er hatte die gleichen Augen, Fotos von Freundinnen. Ich griff nach einem der Bilder, entfernte die Stecknadel, mit dem es befestigt war. Drei Mädchen waren darauf abgebildet. In der Mitte Nina mit ihrem rundlichen Gesicht und dem breiten Mund, rechts von ihr eine aparte Schönheit mit dunklen Augen und Haaren, links eine Wesen mit langer rotgoldener Mähne, durchscheinender Haut und riesigen blassgrauen Augen. Das Mädchen war nicht hübsch im eigentlichen Sinn, trotzdem konnte ich den Blick kaum von ihm wenden. Und das lag nicht allein an diesem wunderbaren Haar. Etwas an ihr fesselte mich. Die drei hielten sich eng umschlungen, grinsten in die Kamera.
Ich setzte mich auf Ninas Bett. Sie musste die Bewegung der Matratze wahrgenommen haben, ignorierte mich aber weiterhin. Ich zog ihr die Kopfhörer von den Ohren, hielt ihr das Foto hin.
«Das sind Alisar und Mathilda, nicht?»
Frau Behrens hatte mir eine Liste mit Namen gegeben – Freundinnen, Mitschüler, Lehrer von Nina – und explizit auf Alisar und Mathilda hingewiesen.
«Wenn jemand etwas weiss, dann die beiden», hatte sie gesagt.
«Alisar und Mathilda, deine besten Freundinnen», fuhr ich fort. «Ich werde mich mit ihnen unterhalten müssen.»
Nina setzte sich auf und starrte mich mit wilden Augen an. «Wagen Sie es ja nicht», fauchte sie mich an.
«Du oder sie», sagte ich.
Einen Moment dachte ich, sie würde sich auf mich stürzen. Dann wurde ihr Gesicht ausdruckslos.
«Versuchen Sie es», sagte sie höhnisch. «Die werden Ihnen nichts sagen.»