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5.2 Analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie heute

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Thomä und Kächele (2006, S. 37) kritisieren, dass an den Ausbildungsinstituten so gut wie keine nennenswerte Forschung betrieben worden ist, vor allem wurden zu wenig Evaluationen durchgeführt. Die Erkenntnis, dass Psychoanalyse immer Krankenbehandlung und Forschung ist, ist zwar hinsichtlich von hermeneutischer Forschung richtig, genügte aber nicht mehr, seit psychoanalytische Behandlungen Bestandteil der kassenärztlichen Versorgung geworden sind. Die traditionelle Empiriefeindlichkeit führte zu Versäumnissen, der geforderte Nachweis für wissenschaftliche Fundierung konnte nicht ausreichend erbracht werden (Seiffge-Krenke 2007, S. 350).

In einzelnen Instituten in Deutschland sind heute bestimmte Schulrichtungen (vor allem von Klein/Bion und C.G. Jung) vertreten. Gelegentlich haben sich auch Gruppierungen etabliert, die eine spezifische Lehre vertreten und sich nach außen abgrenzen. Bereits die Dauer von Behandlungen lässt institutseigene (damit natürlich auch theoretische und behandlungstechnische) Unterschiede deutlich werden. In einer Untersuchung konnte beispielsweise festgestellt werden, dass analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten im Durchschnitt zwischen 75, an anderen Instituten bis zu 148 Stunden für eine Kinder-Behandlung benötigten (vgl. Hirschmüller u. a. 1997).

Die Großgruppe der analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, auch der analytisch arbeitenden Psychologen und Ärzte, ist jedoch nicht schulgebunden und bezieht behandlungstechnische Neuerungen vieler Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker in ihre psychoanalytische Arbeit ein; sie partizipieren somit an der Pluralität der Psychoanalyse, entwickeln jedoch vor dem Hintergrund der eigenen Persönlichkeit ihre ganz persönliche Sichtweise und ihren persönlichen Stil. Die zugrunde liegenden theoretischen und behandlungstechnischen Überzeugungen sind allmählich im Rahmen persönlicher Entwicklungsprozesse, durch Auseinandersetzung, Aufnahme und Abstoßung, durch Identifizierung und Unverträglichkeit mit wichtigen Personen und Theorien gewachsen und bedürfen darum immer auch der Anerkennung und Respektierung anders denkender und argumentierender Kolleginnen und Kollegen. Sie sollten grundständige Tugenden aller Diskussionen sein (vgl. Will 2006, S. 69). Pine (1990) nennt vier psychoanalytische Psychologien, die der heutigen Psychoanalyse zugrunde liegen: Trieb-, Ich-, Objektbeziehungs- und Selbstpsychologie, sie sind genauso die zentralen Grundlagen der Psychoanalyse des Kindes- und Jugendalters.

Psychische Störungen in Kindheit und Jugend

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