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Überraschendes Wiedersehen

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»Haaallo!«, rief Marius und sah sich erstaunt um. »Wo seid ihr alle hin?« Verlassen lag der Platz vor ihm, nur der Wagen des Billigen Jakob stand auf der Lichtung, und die Pferde hoben die Köpfe, als sie ihn aus dem Wald treten sahen.

Die Plane des Wagens wurde geöffnet. »Marius!«, rief Xenia, als sie ihn erblickte. »Wo bist du gewesen? Alle suchen dich!«

»Na, man wird sich doch mal kurz in die Büsche schlagen dürfen, oder?« Marius trat näher.

»In die Büsche schlagen? Heißt das, du hast dich ganz alleine von uns entfernt?«

»Klar war ich alleine. Manchmal will man eben alleine sein.«

»Aber das ist gefährlich!«, schimpfte Xenia ihren Vetter vorwurfsvoll, obwohl sie froh war, ihn wohlbehalten wiederzusehen. »Was, wenn wir dich nicht mehr gefunden hätten?«

»Also hör mal, ich war doch bloß ein paar Schritte hinter den Bäumen ...«

»Mist!«, tönte eine Stimme aus dem Wald. »Jetzt bin ich voll in was reingetreten.«

»Siehst du«, sagte Marius und grinste. »Spätestens jetzt hätte er mich gefunden.« Xenia konnte nicht anders: Sie grinste mit. Marius hielt den Finger vor den Mund. Musste ja niemand wissen, dass er dort etwas hinterlassen hatte.

Xenia hielt sich die Hände zum Trichter vor den Mund und rief: »Kommt alle her! Marius ist wieder da!«

Kurz darauf umringten die Ritter, die jungen Mönche, Faustus Füchslin und Ludovico wieder das Fuhrwerk. »Und jetzt?«, brummte einer. »Was machen wir jetzt?« – »Ja, bleiben wir oder ziehen wir weiter?« – »Sollen wir Ritter Tuck zurücklassen?« – »Oder sollen wir warten, bis einer nach dem anderen von uns gefangen und ausgeraubt wird?« – »Ja, ich finde ...«

Ludovico hob die Hand. »Ruhe!«, befahl er und seine Begleiter verstummten sogleich. »Ich habe nachgedacht. Was immer wir machen, ist richtig und falsch zugleich. Was wir wohl sicher sagen können, ist, dass es hier gefährlich ist. Also tun wir gut daran, diesen Ort zu verlassen. Dass wir zusammengeblieben sind und Wachen aufgestellt haben, hat uns nichts gebracht. Wir müssen uns deshalb überlegen, ob es nicht besser wäre, wenn wir in mehreren Gruppen reisen.«

»Ich bleibe bei Euch, Herr«, sagte einer der Ritter.

»Ich auch«, schloss sich ein anderer an.

»Natürlich bleibe auch ich bei Euch, Herr«, sagte ein Dritter. Und als Golo sich gleichfalls anschließen wollte, hob Ludovico erneut die Hand: »Moooment!«, sagte er. »So kommen wir nicht weiter. Dann trotten wir ja wieder alle hintereinander her. Wer mit wem reist, habe ich mir bereits sorgfältig überlegt.« Er blickte in die Runde, nickte dann und erklärte: »Zwei der Ritter begleiten den Wagen mit den Brüdern Goldberg und Bleibtreu und mit dem Händler Jakob auf dem Weg, den wir sowieso gefahren wären. Doktor Faustus, wäret Ihr bereit, gemeinsam mit Xenia Londri – natürlich in Begleitung zweier weiterer Ritter – zurück zur Burg zu reisen, um dem Herzog Bescheid zu geben über alles, was geschehen ist?«

Füchslin nickte, auch wenn ihm anzusehen war, dass er bedauerte, nun womöglich gar nicht nach Faucas zu kommen, jedenfalls aber sehr viel später als geplant.

»Marius Tyk, der Conte Golondrini und ich werden auf den schnellsten Pferden, die wir haben, den Weg nach Faucas oder jedenfalls bis zum Ende des Rabenwaldes ohne Pause nehmen. Es gibt eine Strecke, die kürzer, für Fuhrwerke aber nicht geeignet ist. Wenn wir uns auf diese Weise aufteilen, so können wir diese Strecke mit den Pferden, aber ohne Wagen nehmen und werden schneller in Faucas sein. Darf ich davon ausgehen, dass alle mit meinen Vorschlägen einverstanden sind?«

Es herrschte betretenes Schweigen. Keiner war glücklich mit der Lösung, die sich Ludovico überlegt hatte. Doch jeder wusste, dass etwas dran war an diesem Plan: Eine Räuberbande konnte schlecht drei Gruppen verfolgen und jede in einen Hinterhalt locken. Wenn Ludovico selbst den Weg in kürzerer Zeit hinter sich brachte, so gab er auch den Wegelagerern weniger Zeit, ihn zu überfallen. Die Botschaft auf der Burg würde zudem einen großen Rittertrupp in Marsch setzen. Der Herzogssohn selbst würde hoffentlich längst aus dem Wald sein, wenn die Ritter auf jene Gruppe mit dem Wagen trafen, die sich den unsicheren Weg bahnen musste und naturgemäß ein verlockendes Ziel für Räuber war. Ludovicos Plan war nicht so schlecht. Und so wandten sich alle ihren Angelegenheiten zu, verstauten ihre Päckchen, gaben den Pferden noch einmal zu trinken und wechselten letzte freundschaftliche Worte. Bis plötzlich einer fragte: »Wo ist eigentlich Xenia?«

Das Rabenorakel

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