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Ausdifferenzierungen der psychosozialen Krise

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In der Tradition von Gernot Sonneck (2000 und 2016), der das Wiener Kriseninterventionszentrum lange Jahre geprägt hat, nimmt dessen heutiger Leiter Claudius Stein weitere Differenzierungen der Krisenmodelle vor (2019). Zu den »klassischen Krisen« ( Kap. 2.1.1) treten Beschreibungen für die Besonderheiten folgender Subformen:

• Trauer- und Verlustkrise

• Akute Traumatisierung vs posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

• Burnout-Syndrom

• Narzisstische Krise

Als Verlustkrisen werden von Stein solche bezeichnet, die durch einen unumkehrbaren Verlust (von Menschen, Lebenschancen usw.) gekennzeichnet sind, auf den Trauern eine angemessene Reaktion darstellt, die sich jedoch krisenhaft zuspitzen kann.

Cullbergs traumatische Krise überlappt sich mit Erlebensweisen, die heute als akute Traumatisierung beschrieben und als posttraumatische Belastungsstörung F43.1 im Diagnosemanual ICD-10, (Dilling et al., 2015) codiert werden. Die historische Phaseneinteilung Cullbergs (Schock, Reaktion, Bearbeitung, Neuorientierung vs. Chronifizierung) changiert im ICD zwischen den Symptomen der akuten Belastungsreaktion und der PTBS. Diese wird als verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis diagnostiziert, wenn nach Wochen bzw. Monaten das Erlebte sich in Form von Intrusionen aufdrängt, wenn ein Vermeidungsverhalten entwickelt wurde und eine vegetative Anspannung und Übererregung nicht abflaut. Die PTBS erscheint als Folgestörung einer zunächst nicht hinreichend bearbeiteten Traumatisierung und sollte nicht als eine Unterform der Krise eingeordnet werden.

Unter dem Burn-out-Syndrom wird ein Reaktionssyndrom verstanden, bei dem langanhaltende Überlastung und ein Mangel an Ressourcen und protektiven Faktoren zu emotionaler Erschöpfung und vollständiger Leistungseinbuße führen. Diese gehen häufig mit Selbstabwertungen einher. Das Burn-out-Syndrom ist von einer Depression abgrenzbar und führt zu psychischen Labilität, die sich rasch krisenhaft äußern kann, gefördert durch die Verleugnung von Problemen, den Rückzug aus Arbeit und Sozialkontakten oder auch Verlust- und Leeregefühle.

Die narzisstische Krise verortet Stein auf dem Hintergrund schwerwiegender Fehlentwicklungen in Kindheit und Jugend, die in der Folge zu einer (narzisstischen) Persönlichkeitsstörung geführt haben. Kennzeichnend ist die starke Kränkbarkeit durch scheinbar geringe Anlässe, die das Selbstwertgefühl und die gesamte Identität in Frage stellen können. Sie äußert sich oftmals in Suizidalität oder selbstverletzendem Verhalten; Krisenintervention kann sich hier nur kurzfristig um Stabilisierung bemühen.

Praxis Krisenintervention

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