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2.4 Fazit und Ausblick
ОглавлениеNach dieser Zusammenschau der Entwicklungsstränge der Krisenintervention möchte ich dazu einladen, sich den vielfältigen Praxisfeldern und ihren noch vielfältigeren Klient*innen zuzuwenden. Krisenintervention findet immer in der Begegnung (mindestens) zweier Menschen statt, zwischen ratsuchender und helfender Person. Für eine gelingende Beziehungsgestaltung sind wir Helfer*innen in unserer Authentizität und Subjektivität gefragt. Denn Krisen machen unseren Klient*innen regelmäßig Angst; die Anforderungen der Krisenintervention können bei Berater*innen gleichfalls Ängste und Unsicherheiten auslösen, die oftmals im Sinn einer Gegenübertragung mit dem Erleben der Klient*innen korrespondieren. Um die eigenen Ängste nicht auf die Ratsuchenden zu übertragen müssen wir sie in Supervision und Intervision bearbeiten. Es macht jedoch Sinn, über die reflektierte eigene Verunsicherung den Zugang zu unseren Klient*innen zu gewinnen. Die Schweizer Psychologin Verena Kast, formuliert in ihrem frühen Standardwerk (1987) »Der schöpferische Sprung« die der Krise innewohnenden Chancen und prägt diesen Leitsatz:
»Krisenintervention meint zunächst einmal, mit der Krise in Kontakt zu kommen« (S. 11).
Alle ausgefeilten Theorien und Konzepte nützen nichts oder können sogar kontraproduktiv sein, wenn wir uns dahinter verschanzen, anstatt uns von den Menschen in ihrem oftmals verzweifelnden Bemühen berühren zu lassen. Entsteht eine emotionale Resonanz in uns, wirkt diese auf die Ratsuchenden zurück.
Trotz unserer Expertise sollten wir Berater*innen die Ergebnisse einer Befragung von Psychiatrie-Erfahrenen (Nouvertné, 1993), was sie an Krisenberater*innen am meisten schätzen, als Leitschnur nehmen: Unser Fachwissen stand an letzter Stelle, an erster dagegen wurde die persönliche Krisenkompetenz genannt. Damit ist die Fähigkeit der Profis gemeint, Ratsuchende am Überwinden selbst erlebter Krisen angemessen teilhaben zu lassen. Darüber hinaus werden die Fähigkeit von Berater*innen zur menschlichen Anteilnahme, der Offenheit für »fremde« Lebensstile und die hohe Toleranz ungewöhnlichen Verhaltens gewürdigt.
Wir freuen uns, wenn die folgenden Kapitel die in der Krisenintervention Tätigen weiterbilden können, in diesem Sinne mit den Nutzer*innen zu arbeiten.