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Gregory Bateson (1904–1980)

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Gregory Bateson nahm an allen zehn Macy-Konferenzen teil und erwies sich aufgrund seiner vielseitigen theoretischen Orientierungen als eine bedeutende Integrationsfigur des Projekts. Vor allem ist die therapeutische Nutzung kybernetischer Ideen als Ausgangspunkt für die spätere Entwicklung der systemischen Therapie ohne Bateson gar nicht zu denken. Bateson, Sohn des englischen Biologen und Begründers der modernen Genetik, William Bateson, wurde nach dem Studium der Zoologie und Anthropologie in den 1930er-Jahren durch seine ethnologischen Studien in Neuguinea und auf Bali bekannt, die er gemeinsam mit Margaret Mead durchführte, mit der er von 1936 bis 1950 verheiratet war. Seine wissenschaftliche Reputation konnte sich dabei nicht auf eine klassische akademische Karriere stützen, da er – ohne Promotion – niemals eine feste Anstellung an einer Universität hatte, sondern immer nur im Rahmen von Forschungsprojekten beschäftigt war. 1940 siedelte er in die USA über, wo er an unterschiedlichen Forschungsaufträgen von 1943 bis 1945 für das Office of Strategic Services, den Vorläufer der CIA, arbeitete (Pickering 2010, S. 174).

Im Unterschied zu anderen Angehörigen der Macy-Gruppe um Warren McCulloch, John von Neumann et al., die die informationstheoretische Digitalisierung weiter vorantreiben wollten, um noch effektivere Computer bzw. Steuerungs- und Kontrollsysteme entwickeln zu können (Pias 2004b), war Bateson eher an Fragen verbindender Muster von unterschiedlichen biologischen, mentalen und sozialen Phänomenen (»patterns that connect«, vgl. Das Muster, das verbindet, A. Müller 2011), an dem Verhältnis von Natur und Geist, einer Theorie des Selbst usw. interessiert.

Schon im Verlauf seiner Forschungsarbeiten bei den Iatmul, einem früheren Kopfjägerstamm in Neuguinea, entwickelte sich sein Interesse an problematischen Kommunikationsmustern. Das von ihm entwickelte Konzept der »Schismogenese« (1981) beschrieb eskalierende, sich wechselseitig aufschaukelnde Muster des Verhaltens zwischen Gruppen, die sich als symmetrisch (z. B. bei Konkurrenz) bzw. komplementär (z. B. bei Dominanz vs. Unterwerfung) beschreiben ließen, ein frühes »protokybernetisches« Beispiel für destabilisierende positive Rückkoppelungsprozesse im Sinne Wieners. Nach Kriegsende konzentrierte sich Bateson zunehmend auf die Untersuchung pathologischer Kommunikationsmuster, zunächst als Lehrbeauftragter an der Langley Porter Clinic in San Francisco und von 1949 bis 1963 als Ethnologe am Veterans Administration Hospital in Palo Alto (Kalifornien), wo er mit einer Forschungsgruppe die Kommunikation schizophrener Patienten mit ihren Familien beobachtete. Mitglieder dieser Gruppe, aus der 1959 das Mental Research Institute (MRI) hervorging, eines der ersten familientherapeutischen Weiterbildungsinstitute, waren u. a. Jay Haley (ursprünglich Theaterwissenschaftler und Bibliothekar), Don J. Jackson (Psychiater), John Weakland (Chemiker, Ingenieur und Anthropologe), Richard Fish (Anthropologe und Psychiater), William Fry (Arzt), Virginia Satir (Sozialarbeiterin) und Paul Watzlawick (Philosoph und jungianischer Psychoanalytiker). Bereits diese Vielfalt an beruflichen und disziplinären Hintergründen macht deutlich, wie sehr die Entwicklung der systemischen Therapie schon in Frühzeiten transdisziplinär und multiprofessionell angelegt war.

Systemische Therapie und Beratung – das große Lehrbuch

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