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Neue Welten Der Nahe Osten

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Der Nahe Osten war für das mittelalterliche Europa ein vertrauter Raum, jedem Gebildeten durch die antike Geschichte und Geographie, jedem anderen durch die Heilige Schrift bekannt. Über den islamischen Anteil war man durch die (meistens polemische) Auseinandersetzung mit Mohammed und der von ihm gestifteten Religion wenigstens oberflächlich informiert. Die Kreuzzüge fügten dem literarischen Wissen etwas Empirie hinzu. Seitdem galt Jerusalem als die wirkliche Mitte der Welt. Aller Augen richteten sich auf sie. Sie lag außerhalb Europas, konnte aber mit einigem Aufwand erreicht werden, weil das Mamlukensultanat in Syrien und Ägypten den Zugang zu den heiligen Stätten des Christentums offen hielt. Zehntausende von Pilgern machten im 15. und frühen 16. Jahrhundert von der Möglichkeit Gebrauch, und die Wagemutigen unter ihnen ließen sich sogar zum Katharinenkloster auf dem Sinai, nach Kairo und Alexandria führen. Wenn sie ihre Erlebnisse in eine schriftliche Form brachten, wurden ihre Leser nicht nur mit der geistlichen Würde der biblischen Stätten, sondern auch mit den aktuellen Verhältnissen vertraut.

Feindlicher Raum

Dabei blieb der gesamte Nahe Osten ein feindlicher Raum. Wer ihn erkunden wollte, tat das am besten in Verkleidung oder – was auf das Gleiche hinauslaufen konnte – unter dem Schutz eines diplomatischen Status. Die zahlreichen Gesandtschaften zur Hohen Pforte berichteten immer auch über die inneren Zustände und kulturellen Verhältnisse im Osmanischen Reich (z.B. Hans Dernschwam 1553–1555, Ogier Ghislain de Busbecq 1554–1562), und genauso hielten es die Gesandten zu den Safawiden in Persien (z.B. Adam Olearius 1635–1639, Engelbert Kaempfer 1683–1688). Der Augsburger Leonhard Rauwolf verließ sich in Syrien und Mesopotamien auf französische Geleitbriefe (1573–1576), der Österreicher Georg Christoph Fernberger von Egenberg verkleidete sich in Persien als armenischer Kaufmann (1589–1591), der italienische Abenteurer Ludovico de Varthema tarnte sich als ägyptischer Mamluk, als er die verbotene Stadt Mekka besuchte und als erster Europäer den Jemen durchstreifte (1501–1508). Die Vorsichtsmaßnahmen illustrieren, wie gespannt das Verhältnis von Christen und Muslimen seit langer Zeit war. Carsten Niebuhr und den Teilnehmern der dänischen Arabien-Expedition von 1761 bis 1767 wurde daher verboten, mit den Einheimischen über religiöse und theologische Fragen zu diskutieren. Sobald sie es taten, entstanden Probleme. Niebuhr hielt sich an das Verbot und führte die Expedition, die die Kenntnis der Arabischen Halbinsel auf eine neue Grundlage stellen sollte, zu einem erfolgreichen Abschluss.

wbg Weltgeschichte Bd. IV

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