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Südsee und Australien

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Der Pazifische, der Stille Ozean kam im Weltbild der Antike und des Mittelalters nicht vor. Der Name unterschätzt seine Gewalt und wurde aus einer Augenblicksstimmung geboren. Die etwas ältere Bezeichnung „Südsee“ (Mar del Sur) scheint angemessener, sagt aber nichts über deren Ausdehnung bis in den Norden unter dem Pol. Damit konnte vorerst niemand rechnen. Als der spanische Abenteurer Vasco Núñez de Balboa als erster Europäer den Pazifik vor sich sah (1513), vermutete er eine Vielzahl von Inseln in ihm. Tatsächlich besitzt kein anderer Ozean solche Mengen davon. Es sollte mehrere Jahrhunderte dauern, bis sie alle aufgespürt, geographisch verortet und (neu) benannt waren. Nur einen schwachen Begriff davon erhielt Ferdinand Magellan (port. Fernão de Magalhães, span. Fernán Magallanes), als er mit ursprünglich fünf Schiffen und 265 Mann Besatzung die Umrundung der Erde und darin eingeschlossen die Überfahrt über den Pazifik unternahm. Die Fahrt entlang der südamerikanischen Küste bis zum „Kap der 11.000 Jungfrauen“ (Cabo Vírgenes) zog sich hin, die gefährliche Passage durch die von Magellan entdeckte und nach ihm benannte Meeresstraße dauerte sieben Wochen. Doch die größten Strapazen brachte die Weiterfahrt in zunächst nördlicher, dann nordwestlicher Richtung. Niemand rechnete mit 99 Tagen ununterbrochenen Segelns. Erst bei den Marianen stieß man auf Land und fand mit den Philippinen jene unendliche Vielzahl südostasiatischer Inseln, von denen Marco Polo gut zwei Jahrhundert früher erzählt hatte.

Verbindung zwischen Amerika und Asien

Über das geographische Verhältnis Amerikas zu Asien war damit noch gar nichts entschieden. Denn Magellan hatte den südlichen, nicht den nördlichen Pazifik durchquert. Aber obwohl er selbst auf Cebú von Einheimischen erschlagen wurde und am Ende nur 15 Mitglieder der ursprünglichen Mannschaft nach Spanien zurückkehrten, hatte sein Unternehmen den wirklichen – wenn auch damals nicht exakt messbaren – Umfang der Erde erwiesen und eine schiffbare Verbindung zwischen Amerika und Asien gefunden. Später kamen mehrere alternative Routen dazu, darunter auch eine, die von Mexiko ausging (Álvaro de Saavedra Cerón 1527). Der umgekehrte Weg dagegen blieb lange Zeit unklar. Erst 1565 gelang viel weiter nördlich – unter Ausnutzung der dort zuverlässig wehenden Westwinde – die Rückfahrt von den Philippinen nach Mittelamerika (Andrés de Urdaneta). Seitdem kam ein reger interkontinentaler Warenaustausch in Gang: Über Manila, das bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts die Größe Wiens erreichte, wurden chinesische Waren nach Mexiko und von da nach Europa verschifft, im Gegenzug gelangte ein Teil des südamerikanischen Silbers nach China. Außerdem wurde deutlich, dass der Pazifische Ozean viel weiter nach Norden reichte, als man ursprünglich annahm. Der Gedanke an eine breite Landverbindung zwischen Nordamerika und Ostasien schwand zügig dahin. Es ist sicher kein Zufall, dass um die gleiche Zeit die „Straße von Anian“ (die spätere Beringstraße) erdacht wurde, die in der Vorstellung der Europäer nunmehr die beiden Kontinente voneinander trennte.

Der Süden des Pazifiks

Auch im Süden des Pazifischen Ozeans wurde zunächst eine kompakte Landmasse vermutet. Der Gedanke, dass sich dort vor allem Wasser und kein Gegengewicht zu Eurasien befinden könnte, schien wenig plausibel. Die Kartenmacher des 16. und 17. Jahrhunderts zeichneten daher regelmäßig eine terra australis incognita („unbekanntes Südland“) rund um den Pol, teilweise mit Angaben, die noch von Marco Polo herstammten, teilweise mit neueren Informationen besetzt. Wieder einmal verbanden sich Hoffnungen auf reiche Goldfunde damit. Da es aber ein solches Goldland nicht gab, wurde es trotz angestrengter Bemühungen auch hier nicht gefunden. Stattdessen tauchten immer neue Inselgruppen und schließlich auch die Umrisse des australischen Kontinents (zunächst Neu-Holland geheißen, weil die ersten Entdecker in Diensten der VOC standen) mitsamt den vorgelagerten Inseln Tasmanien, Neuseeland und Neuguinea aus dem Ozean auf. Dies alles schien jedoch so wenig Gewinn abzuwerfen, dass die VOC die Erkundungsfahrten um die Mitte des 17. Jahrhunderts einstellte. Auch ein neuerliches Wettrennen, das die Kolonialmächte England und Frankreich seit 1763 um die terra australis begannen, erwies sich bald als „Wettlauf um ein Phantom“ (Eberhard Schmitt). Spätestens mit James Cooks großen Reisen im südlichen Pazifik (1768–1771, 1772–1775) wurde deutlich, dass es jenseits des australischen Festlands kein größeres gab und dass dieses selbst bestenfalls zur Sträflingskolonie taugte. Im Übrigen wurden Cooks Forschungsfahrten so sehr vom Geist der Aufklärung getragen und so sehr von wissenschaftlichem Ehrgeiz bestimmt, dass sie in einem anderen Zusammenhang behandelt werden sollten (s. Band V).

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