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3. Antikes Erbe

a) Misstrauen gegen die Welt

Seit dem ersten Jahrhundert öffnet sich das Christentum der hellenistischen Kultur; kräftige Spuren sind schon in den neutestamentlichen Schriften zu finden. Später wuchs das Christentum in eine gnostisch bestimmte Welt hinein, die Heil und Erlösung in innerer Erleuchtung und auf Heilswegen suchte, die aus dieser Welt hinausführten (Jonas 1937). Heil erwartete man von Mittlern und Vermittlern; allgemein galt das sakrale Opfer noch immer als Heilsweg. Der Mensch leidet an seiner leiblichen Verfassung, wenn er den Leib nicht gar als böse wahrnimmt (Tarnas, 113–173).

Das Christentum reagiert auf diese neue Situation mit einer intensiven spiritualisierenden Reflexion, mit einer sakramental orientierten Liturgie und mit der Ausbildung einer konsequenten Mönchstradition. Es waren die Theologen (in der Regel Bischöfe), die geistliche Erfahrung ausbuchstabierten. Es waren die Bischöfe und Priester, die im Gottesdienst den Glanz der himmlischen Herrlichkeit vorwegnahmen. Es waren die Einsiedler und später die Mönchsgemeinschaften, die ihre Heilszusagen ganz auf die Karte der Selbst- und Weltentsagung setzten. Gott näher zu sein, das hieß mit harter Verachtung das Leibliche zu züchtigen und Höchstleistungen der Askese zu vollbringen. Gott nahe zu sein, das bedeutete zugleich, sich den Verlockungen und den Angriffen der Dämonen (oder der bösen Geister) zu stellen und sich auf den heroischen Kampf mit ihnen einzulassen.

Zwar ist das Christentum gegen allen platten Dualismus zu verteidigen; aber im Ost- wie im Weströmischen Reich wird Erlösung sehr intensiv als Befreiung von der Sphäre des Irdischen verstanden. Während zu Beginn der Epoche das gnostische Motiv vom Leib als dem Grab der Seele (das „sôma-sêma“-Motiv) im Mittelpunkt stand, setzt sich seit dem vierten Jahrhundert der Neuplatonismus durch, der konsequent die ontologisch unbedingte Überlegenheit des Geistigen über allem Materiellen propagiert. Zwar wird das Irdische nicht als das Böse identifiziert, aber es bleibt doch einem kontinuierlichen Anfangsverdacht ausgesetzt. An der Wende zum fünften Jahrhundert (vielleicht auf Grund wachsender politischer Instabilität) entsteht ein Weltpessimismus, der die Überwindung des Bösen zum Programm verschärfter Handlungsappelle macht. Dies war die Stunde des Augustinus (354–430), der für die kommenden 1600 Jahre die Frage des Bösen im westlichen Christentum bestimmend prägen sollte.

Das Böse in den Weltreligionen

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