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Weibliche Askese im Umfeld der Bettelorden

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Im 12. Jahrhundert hatte die Integration von Frauen, die ein religiös bestimmtes Leben führen wollten, ein besonders schwieriges Arbeitsfeld gebildet, auf dem nacheinander die Prämonstratenser und die Zisterzienser gescheitert waren. In der Folgezeit verschärfte sich das Problem nochmals durch die Herausforderung der häretischen Hochflut, zumal im städtischen Milieu: In Südfrankreich lebten Katharerinnen in klosterähnlichen Häusern zusammen. Seit dem frühen 13. Jahrhundert sind, zunächst in Nordfrankreich und Flandern, Frauen aus dem besitzenden Bürgertum bezeugt, die gemeinschaftlich arm und keusch von ihrer Hände Arbeit, aber ohne rechtsgültige Regeln zusammenlebten. Ob dabei die Katharerinnen-Konvente Vorbildfunktionen ausübten, ist nicht zweifelsfrei feststellbar. Sicher ist allerdings soviel: Sie wurden alsbald mit dem Spottnamen „Beginen“ belegt, der wohl von „Albigenserinnen“, also Katharerinnen, abzuleiten ist.

Die früheste greifbare individuelle Exponentin dieser Bewegung ist Maria von Oignies (gest. 1213). Der geschäftige Jakob von Vitry, ihr Seelenführer, schrieb ihre Legende und erwirkte bei Papst Honorius III. die Anerkennung ihrer Lebensform. Jakob stilisiert sein Bild der Maria auch als Argument im Kampf gegen die Häresie: Er schildert sie als Repräsentantin einer unzweifelhaft apostolisch-armen und zugleich genuin katholisch-kirchlichen Lebensform. In der Folgezeit gehörten Beginenhöfe zum normalen Stadtbild im deutschen und französischen Sprachraum. Dennoch bildete diese Lebensform eine kirchenrechtliche Grauzone; die Frauen blieben auf punktuelle Anerkennung angewiesen und waren allerlei Verdächtigungen ausgesetzt.

Konrad von Marburg (ermordet 1233), päpstlicher Kreuzzugsprediger und dann erster päpstlicher Beauftragter für die Ketzerbekämpfung, formte, mit deutlich erkennbaren antihäretischen Intentionen, Elisabeth, die junge Witwe des Landgrafen von Thüringen, zur weithin bekannten Heiligen, indem er sie dazu anleitete, in den letzten Jahren ihres kurzen Lebens (1207–1231) ihr Programm der Radikalaskese in ihrem Marburger Spital zu realisieren; er erwirkte auch ihre Heiligsprechung (1231). Nach ihrem Tode ging das Spital in den Besitz des Deutschen Ordens über, der ihr Grab, eine wichtige Wallfahrtsstätte, mit der ersten gotischen Hallenkirche Deutschlands überbaute.

Weiterhin entstanden im Strahlungsbereich der Bettelorden neue Lebensmöglichkeiten für Frauen, die ihre Frömmigkeit außerhalb von Stand und Familie realisieren wollten. Diese wurden durch päpstliche Rechtsakte erheblich enger an konventionelle Vorgaben gebunden und erlangten deshalb weitaus größere Breitenwirkung und längere Lebensdauer.

Franziskus von Assisi warnte seine Brüder vor jedem außeramtlichen Verkehr mit Frauen und untersagte deren Aufnahme streng (Rnb 12). Dennoch: Zwischen ihm und der jungen Adligen Klara Scifi (1194/95–1253) hat sich eine persönliche Beziehung entsponnen, der die Klara-Legende des Thomas von Celano die zarten Züge einer geistlichen Liebesgeschichte verleiht. Nach heimlichen Gesprächen floh Klara in der Palmsonntagsnacht 1212 aus ihrem Elternhaus und empfing in der Portiuncula-Kapelle (s.o. S. 73) von Franziskus die Tonsur. Nachdem der Versuch, sie in Benediktinerinnen-Konventen unterzubringen, gescheitert war, begab sie sich nahe der von Franziskus instand gesetzten S. Damiano-Kirche in Klausur und zog bald Frauen an, die ihrem Beispiel folgten und in kollektiver Armut und strengster Askese lebten; Franziskus übernahm die Betreuung. Gegen das päpstliche Ansinnen, für weitere Frauenklöster die Verantwortung zu übernehmen, hat sich Franziskus namens seiner Gemeinschaft vehement und erfolgreich zur Wehr gesetzt; seine Nachfolger verfolgten dieselbe Linie, allerdings nicht mehr mit durchgreifendem Erfolg.

1253 erlangte Klaras Regel Rechtskraft, welche die Vorgaben der Regula bullata auf die Verhältnisse klausurierter Frauen übertrug. Bei ihrem Tod (1253, Heiligsprechung 1255) hatten sich 150 Klöster nach dem von ihr vorgegebenen Muster gebildet.

Die entsprechenden Initiativen in der Frühzeit des Dominikanerordens bezeugen stärkeren organisatorischen Willen: 1219 erteilte Honorius III. Dominikus den Auftrag, nicht regulierte Frauenkonvente in Rom im Kloster S. Sisto zusammenzufassen und mit einer festen Ordnung zu versehen. Schwestern aus Prouille (s.o. S. 78) bildeten den Kern der neuen Gemeinschaft, deren Seelsorge männliche Dominikaner übernahmen. Alsbald erfolgten nach demselben Muster Gründungen in weiteren Ordensprovinzen; auch andere Frauenklöster schlossen sich dem Orden an oder wurden ihm unterstellt. Gegen beträchtliche Widerstände aus dem Orden selbst haben die Päpste die Dominikaner in der Folgezeit immer wieder für diese Aufgabe in Anspruch genommen.

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