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Worms erhält ein Kastell und endlich eine Mauer

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Kaiser Julian mit dem Beinamen Apostata, der (dem Christentum) Abtrünnige, suchte von 360 bis 363 die Alamannen zu vertreiben und die Gebiete wieder zu gewinnen. »Kaiser Julian zog bei der Stadt der Vangionen ein Heer zusammen«, schrieb Sulpicius Severus, der Biograf des hl. Martin, der als Offizier im römischen Heer diente. Dem Glauben des späteren Bischofs von Tours, der unbewaffnet den Germanen gegenübertrat, sei der kampflose Sieg über die Feinde zu verdanken gewesen.

In den 360er Jahren erhielt Worms im Zuge der Grenzorganisation Valentinians I. (wieder) eine Garnison, vor allem aber eine teilweise Umwehrung, und diesmal gibt es hierfür eine ganze Anzahl von archäologischen Zeugnissen. Reste des Kastells, zu dessen Erbauung zivile Häuser (die seit der 2. Hälfte des 1. Jhs. bestanden hatten) planmäßig niedergelegt worden sind, haben sich in der Umgebung der späteren St. Pauluskirche gefunden. Die eingangs geschilderten Wohnhäuser müssen systematisch abgerissen worden sein: Die Dachziegel wurden wiederverwendet, der Bruch zum Schluss auf dem planierten Areal verteilt. Man zog die Balken aus den Fachwerkhäusern, deckte die Keller auf und verfüllte sie mit dem Lehm des Fachwerks und dem Bauschutt und stellte eine nur leicht zur Bauhofgasse hin geneigte Fläche her. In leichter Bauweise errichtete man anschließend neue Häuser, mutmaßlich Kasernen. Ein Bau war sogar von einem Praefurnium aus beheizbar.

Parallel zur späteren Bauhofgasse entstand eine im Fundament 1,75 m breite Mauer. Sie durchschnitt den Keller von Haus 1 und fasste offensichtlich die Terrassenkante zur Bauhofgasse. Hier konnte man bei den Grabungen 1987/9 eine Reihe abwechselnd roter und weißer Sandsteine beobachten, die wohl als Schmuckband oder gar als Abschluss gesetzt worden sind. Eine solche Reihe betrachtet man auch an der Westseite der Stadtmauer, zwischen Dom und Heylshofgarten, wo sie über dem älteren römischen Mauerstück sitzt (vgl. Abb. 8 S. 94). Diese Steinreihe lässt vermuten, dass hier im Zuge der mittelalterlichen Stadtmauer die römische Kastellmauer des späten 4. Jahrhunderts fassbar ist77. Die Besatzung des Kastells, eine Truppe mit dem Namen milites II Flaviae, unterstand dem Dux Mogontiacensis, dem Kommandanten in Mainz. Einer der Offiziere trug einen prächtigen, ursprünglich mit vergoldetem Silberblech verzierten leuchtenden Helm, den man in der Schildergasse fand.

Nach der Vertreibung der Alamannen siedelte die Provinzverwaltung im Umkreis der Vangionenstadt gezielt wieder Bauern in Rheinhessen an. Ihre Höfe sind vor allem an den Überlandstraßen zu finden, sie sollten in erster Linie die Versorgung der Garnisonsstädte (außer Worms auch Alzey) übernehmen. Die Bevölkerung suchte man auch durch Menschen germanischer Herkunft zu verstärken. Die Bauern dürften, wie Funde eindeutigen Charakters zeigen, auch militärische Aufgaben erfüllt haben bzw. Soldaten gewesen sein. So stammen aus vielen Orten auf dem Land etwa Teile von Militärgürteln oder bestimmte Fibeln. In ihren kleinen Friedhöfen bestatteten sie die Toten noch Ende des 4. Jahrhunderts mit Beigaben wie Becher und Kanne, als dies in der Stadt offenbar als nicht mehr zeitgemäß galt78.

Geschichte der Stadt Worms

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