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Das Frühmittelalter: Fränkische Neusiedler

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Für die Zeit nach dem faktischen Ende der römischen Verwaltung, als seit etwa 500 eine planmäßige Neubesiedlung Rheinhessens in großem Maßstab durch die neuen fränkischen Herren beginnt, sind wiederum die Gräber unsere einzigen Zeugen. Einige wenige Scherben, Reste von Pressblechbeschlägen und ein Drahtohrring stammen aus der Grabung bei St. Paulus90. Die fränkischen Friedhöfe liegen in der Nähe der römischen, teilweise überlagern sie diese, und nicht selten hat ein Franke den Sarkophag eines Römers für einen Angehörigen einer zweiten Verwendung zugeführt. (Sogar noch in der Saliergruft im Dom finden sich römische Sarkophage wieder). Aus der Lage der Begräbnisstätten schließt man auf eine Besiedlung des Stadtareals wie in der Zeit zuvor.

Besser als in der Stadt Worms lässt sich die fränkische »Landnahme«, die von den Königen der Merowingerdynastie veranlasst und wohl von adeligen Familien organisiert wurde, im Umland nachvollziehen, wobei bislang nirgendwo Siedlungsreste ergraben wurden. Allein aus den Gräberfunden werden die Schlüsse gezogen. Eine fortgesetzte Bewirtschaftung und Nutzung seit der Römerzeit ist nicht für alle bisherigen Standorte von Bauernhöfen und Altsiedlungen gesichert. Vor allem in und bei den Garnisonsorten wie Speyer, Worms, Alzey und Mainz wird mit dem Weiterbestehen der romanischen Bevölkerung in größerem Maße gerechnet.

Sämtliche Orte im Umkreis, die heute noch auf -heim enden, weisen sich durch ihren neuen germanischen Namen als fränkische Neugründungen der Jahre um 500 aus. Andere Ortschaften verloren die »heim«-Endung wie beispielsweise Eich (Echinheim)91. Es scheint aus alldem hervorzugehen, dass einzelne Grundherren bestimmte, ihnen zugewiesene kleinräumige Gebiete mit ihren Angehörigen und weiteren Menschen übernahmen, neue Hofstellen oder kleine Dörfer und zwangsläufig einen Friedhof begründeten. Aus der Zusammensetzung der archäologischen Funde, vor allem der Trachtbestandteile, wird eine Vielfalt dergestalt deutlich, dass es sich bei der »Landnahme« nicht um eine Aktion mit Vertreibung der romanischen Restbevölkerung gehandelt hat, sondern eher um Zusiedlung verbunden mit Verwaltung und Kontrolle. Hierbei erreichten auch Kontingente von Siedlern Rheinhessen, die aus dem heutigen Mitteldeutschland aufbrachen. Funde in den Gräbern mit donauländischem (Flomborn), böhmischem (Schillerstraße), auch angelsächsischem (Flonheim) Charakter lassen diesen Schluss zu.

Am Beispiel von Flonheim92 und Flomborn93, zwei Orten, deren Namen auf einen möglichen gemeinsamen Gründer (etwa Flono) deuten lassen, wurden die zahlreichen Zuwanderer auch der nächsten Jahrhunderte schon herausgearbeitet, für andere rheinhessische Orte und Worms selbst kann man vergleichbare Ergebnisse erwarten. Die Gründergeneration begrub den ersten Anführer mit den Zeichen seiner Stellung und Würde. Eine Goldgriffspatha, die Scheide besetzt mit Almandinen, gehörte in Eich wie in Flonheim zur repräsentativen Ausstattung. Die Waffen waren als solche wohl schon lange nicht mehr funktionstüchtig: Das Flonheimer Schwert war repariert, das aus Eich zu einer Art breitem Dolch umgearbeitet94. Zu Jagd und Kampf verwendeten beide Herren zweckmäßige Schwerter.

Das Gräberfeld bei Abenheim, aus dem die reiche Goldscheibenfibel des 7. Jahrhunderts stammt (Tafel 3), ist durchgehend seit dem 5. Jahrhundert belegt worden. Etwas später setzte wohl das von Hochheim ein. In Pfiffligheim könnte die Siedlung westlich des heutigen Ortes und nördlich der Pfrimm gelegen sein. Die etwa 60 bekannt gewordenen Gräber wurden an der alten Straße Richtung Pfeddersheim von Koehl ausgegraben. Ein Lavezbecher95, im 6./7. Jahrhundert hergestellt im alpinen Raum, stellt einen besonders erwähnenswerten Fund dar.


Abb. 7: Holzbecher überzogen mit Pressblech, christliche Szenen, aus einem fränkischen Grab von Worms-Wiesoppenheim

In Pfeddersheim ist leider die Fundstelle der etwa 17 Gräber nicht mehr bekannt, vermutlich lag sie nördlich der Kirche. Bis auf eine mit Almandinen besetzte Scheibenfibel scheinen die Funde zudem verschollen zu sein. Das Gräberfeld von Wiesoppenheim südlich des heutigen Ortes lieferte besondere Funde: Neben einem seltenen und kostbaren Rüsselbecher aus Glas (einen zweiten besitzt das Museum aus Westhofen) war einem Grab ein Holzbecher mit Pressblechverkleidung aus dem 5. Jahrhundert beigegeben. Vermutlich hatte das Blech ursprünglich ein Holzkästchen verkleidet. In kleinen Feldern sind Szenen aus der Bibel wiedergegeben: Adam und Eva, neben dem Baum mit der Schlange, Christus, der Hahn auf einer Säule mit Petrus, der Christus verleugnet (Luk. 22,34), Daniel in der Löwengrube (?), Christogramm.

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