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Worms – Stadt und Region im frühen Mittelalter von 600–1000 THOMAS KOHL/FRANZ J. FELTEN Einleitung, Quellen und Forschung

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Eine eigentliche Stadtgeschichte des frühen Mittelalters kann mangels Quellen nicht geschrieben werden. Es ist lediglich möglich, eine Stadt wie Worms in ihren Funktionen im Gefüge von Reich und Kirche als Ort eines Bischofssitzes und von Herrscheraufenthalten und Synoden zu betrachten. Nur spärliche Streiflichter erhellen die Verhältnisse in der Stadt und im Umland. Die Zeit der Merowinger, Karolinger und Ottonen war aber für die Stadt und die Region um Worms ein wichtiger Abschnitt, in dem Entwicklungen ihren Ausgang nahmen, die ihr Gesicht bis heute prägen. Im Merowingerreich, das 751 mit der Thronbesteigung Pippins endete, war Worms, wie auch schon im römischen Reich, am Rande gelegen. Der Zerfall der römischen Autorität am Rhein hatte die Stadt und die Region schwer getroffen. Ein Mindestmaß an städtischem Leben wie die Erinnerung an die städtische Rolle blieben aber wohl erhalten und waren eine Voraussetzung dafür, dass hier (wieder?) ein Bistum entstehen konnte. Römische Bauten, unter anderem die Stadtoder Kastellmauer, prägten weiterhin das Stadtbild. In ihrer Randlage wurden Worms, das stets civitas genannt wird, und seine Umgebung von den merowingischen Königen nur wenig beachtet; dies änderte sich jedoch in der Karolingerzeit, als eine Familie die Königswürde erlangte, die aus dem Raum zwischen Maas und Rhein stammte. Mit der Expansion des Reichs nach Osten und Süden rückte Worms von der Peripherie ins Zentrum. Hier fanden regelmäßig Reichsversammlungen statt und insbesondere Karl der Große hielt sich hier häufig und für längere Zeit auf. Auch nach dem Zerfall des karolingischen Großreichs seit 840 blieb Worms einer der wichtigsten Orte im ostfränkischen, später deutschen Reich.

Für die Merowingerzeit haben wir leider nur wenige Quellen, die uns über Stadt und Region unterrichten. In den Geschichtswerken der Merowingerzeit ist Worms nur einmal, beim so genannten Fredegar, erwähnt1. Im Wormser Urkundenbuch gibt es eine einzige merowingerzeitliche Urkunde des Königs Dagobert I., sie ist aber eine Fälschung, die wohl auf einer echten Vorlage beruht, die allerdings eher zu Dagobert III. (711–715) zu stellen ist; dazu kommen noch einige Inschriften2. Entsprechend der gestiegenen Bedeutung der Stadt seit der Karolingerzeit findet sich Worms in den Geschichtswerken der Karolinger- und Ottonenzeit, in denen über Königsaufenthalte und Reichsversammlungen berichtet wird3. Neben den historiographischen Zeugnissen gibt es für die Karolinger- und Ottonenzeit auch urkundliche Quellen, die Schlaglichter auf die Stadtentwicklung und die Tätigkeit der Bischöfe, Könige und Kaiser vor Ort werfen4; seit 767 kennen wir auch Privaturkunden, größtenteils über Schenkungen Wormser Einwohner an die neu gegründeten Klöster Lorsch und Fulda. Für die spätere Karolingerzeit gibt es eine Quelle von besonderer Bedeutung: Die so genannte Wormser Mauerbauordnung des Bischofs Thietlach, die für die Instandhaltung der Stadtmauer sorgen soll und die die früheste ihrer Art sein dürfte5. Ein Prestarievertrag (Vertrag über die Verleihung von Gütern) des gleichen Bischofs von 893 ist kürzlich von Wolfgang Haubrichs wieder entdeckt, ediert und untersucht worden6. Reichlicher als für die Stadt Worms fließen die urkundlichen Quellen für die Region. Die Überlieferung des nahen Klosters Lorsch enthält, neben einem chronikalischen Teil, zahlreiche Traditionsnotizen und Urkunden, meist über Schenkungen, aus dem Wormsgau, dem auf der rechten Rheinseite gelegenen Oberrheingau und dem sich südlich davon anschließenden Lobdengau, aus denen Aufschluss über die Wirtschafts- und Sozialstruktur und die Kultur der Menschen in der Region zu gewinnen ist. Ähnliches gilt, wenn auch in geringerem Umfang, für die Urkunden des Klosters Fulda7. Das in dem Beitrag von Gerold Bönnen behandelte Hofrecht Bischof Burchards sowie dessen Vita können auch für frühere Zustände ausgewertet werden8.

Die nicht sehr reiche Forschungsliteratur über die Stadt Worms im frühen Mittelalter spiegelt das größere Interesse der Stadtgeschichtsschreibung seit dem 19. Jahrhundert vor allem an der Geschichte der ausgeprägten städtischen Gemeinde, der Selbstverwaltung und der urbanen Gemeinschaftsformen wie der Zünfte wider. Das einzige umfassende Werk war bisher die »Geschichte der rheinischen Städtekultur« von Heinrich Boos9; weitere Arbeiten untersuchten schwerpunktmäßig die Pfalz oder die Mauerbauordnung10. Die einzige größere Arbeit zu den Wormser Bischöfen der ottonisch-salischen Zeit stammt von Andreas U. Friedmann11. Aufgrund der für die Karolingerzeit hervorragenden urkundlichen Überlieferung des Umlandes ist der Mittelrhein und damit auch die Wormser Gegend mehrfach das Thema größerer Arbeiten gewesen12.

Geschichte der Stadt Worms

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