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Nicht gefunden: der Hafen

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Eine Stadt in der Nähe des Rheins ist spätestens seit der Römerzeit ohne Hafen undenkbar. Die Kosten für Transporte auf dem Wasser lagen weit unter denen auf dem Land. Selbst das Treideln flussaufwärts war billiger als der Transport auf Ochsenkarren, auch wenn das Straßen- und Wegenetz gut ausgebaut war. Wagen benutzte man für den Personenverkehr, wobei lieber ritt, wer konnte, oder zu Fuß ging, wer ein Reittier nicht besaß. Lastkarren beförderten Waren vor allem im Nahverkehr. Man bediente sich zudem, wie es in nichteuropäischen Ländern noch immer üblich ist, der Tragtiere oder menschlicher Träger, auch wenn das hier archäologisch nicht nachweisbar ist.

In einer Urkunde vom 18. März 858 erhielt das Kloster St. Nazarius in Lorsch das Privileg, frei auf dem Rhein zu verkehren und jederzeit im Wormser Hafen zollfrei anzulegen. Das ist die erste Nennung des als selbstverständlich anzusetzenden Hafens. Aber wo befand er sich? Worms, das sahen wir schon am Beginn der Geschichte, liegt nicht am Rhein, sondern in Rheinnähe. Am Prallhang, dort, wo das Wasser aus Fließrichtung ankommt, ist ein Hafen nicht sinnvoll. Betrachten wir die neuzeitlichen Verhältnisse etwa Mitte des 16. Jahrhunderts in dem Holzschnitt des Monogrammisten HSD in der »Cosmographei« von Sebastian Münster, wo jeweils ein Lastkran am Hauptstrom und am Neuturm im Norden östlich von Liebfrauen dargestellt sind, so bietet sich das rechteckige Becken des Woog, in dem Boote liegen, als Hafen an. Die Fischer nutzten den Woog, um ihren Fang auszuladen und durch das Fischerpförtchen in die Stadt auf den sogleich erreichbaren Fischmarkt zu bringen. War der Woog der eigentliche Hafen? Die Stadtmauer an seiner Westseite entstand um 1200. Der Streifen zwischen ihr und der Bauhofgasse wurde erst im 12. Jahrhundert bebaut, was wegen des feuchten Bodens Gründungen mit Eichenpfählen erforderte, und aus demselben Grund hat noch heute kein Bauherr in diesem Areal Freude an einem Keller.

Die Friesen, die den Juden als Fernhändler vorangingen, seit sie der Mainzer Erzbischof Bonifatius um die Mitte des 8. Jahrhunderts als Kaufleute an den Rhein holte, haben sich vermutlich im Gebiet des nachmaligen Judenviertels niedergelassen. Wenn unsere Datierung der einzelnen Stadtmauerperioden richtig ist (siehe unten), lag ihr Gebiet damit außerhalb des ummauerten Stadtzentrums96. Man kann eventuell im Bereich der späteren Synagoge sogar eine eigene kleine befestigte Anlage vermuten, deren Umriss sich nach ihrer Beseitigung in Wegeform erhalten haben könnte (vgl. Karte 10 unten S. 252f.), denn das heutige Straßennetz ist ja nicht das ursprüngliche.

Nicht allzu weit entfernt dürfte der Hafen gelegen haben. Vermutungsweise ist er im Streifen östlich der ersten Stadtmauer an St. Paulus und damit östlich der hochwasserfreien Terrasse eingezeichnet (Karte 4 Tafel 5). Weiter nördlich liegt das Gelände höher, man hat auch schnell die Ausläufer des römischen Nordfriedhofs erreicht, sodass ein Hafen auf der Nordseite nicht gut möglich scheint. Die Frage nach dem antiken und frühmittelalterlichen Hafen, die Verf. erstmals in die Erforschung der Stadtgeschichte einbrachte, sollte bei künftigen Eingriffen in den Boden berücksichtigt werden.

Geschichte der Stadt Worms

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