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Das Mittelalter, archäologisch betrachtet Die Burg der Grafen von Worms: Die Salierburg

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Die Grafen im Worms- und Speyergau, bekannt als Familie der Salier, besaßen in Worms und in der Region wichtige Rechte sowie Ländereien und Grundstücke. Ihre Grablege hatten sie im Dom St. Peter zu Worms. Die Biografie des herausragenden Bischofs Burchard von Worms (1000–1025) gab den Ort der Grafenburg, die als ein Räubernest geschildert wurde, in dem sich alle Verbrecher sammeln durften, während die Stadt verfiel und Wölfe sich in ihr tummelten, klar und deutlich an: das Stift St. Paulus stehe an ihrer Stelle. Das Stift ließ Burchard aus dem Bauholz und den Steinen der Burg Herzog Ottos errichten, als er die Anlage im Jahr 1002 übernehmen konnte, so liest man in der Lebensbeschreibung. Niemand hätte vermutet, dass der Biograf hierin wörtlich zu nehmen war. Die Stadt beschrieb er ja deswegen als völlig verfallen, um die Bautätigkeit seines Bischofs umso glänzender erscheinen zu lassen. Tatsächlich fanden sich aber an St. Paulus oberhalb der römischen Schichten, unter dem mittelalterlichen Friedhof, Bauspuren, Fundamentgruben von Mauerzügen, eingetieft in nach der Römerzeit angewachsenem Humus, und diese Mauerzüge waren restlos abgerissen worden. Nur Steinsplitter und Mörtelreste füllten die Fundamentgruben an, buchstäblich war kein Stein auf dem anderen geblieben. Man konnte diese Befunde nicht anders deuten als die Reste der Burg, die Bischof Burchard hatte abreißen lassen. Der Grundriss ist leider nicht zu rekonstruieren, zu stark sind die jüngeren Eingriffe namentlich durch die Anlage von mittelalterlichen bis neuzeitlichen Gräbern auf der Nordseite der Stiftskirche St. Paulus97.

Die durch die Grabungen in Resten nachgewiesene Kirche St. Rupert, wenige Meter nördlich von St. Paulus, ist entweder schon nach dem Tod des Bischofs Rupert von Worms bald nach 716 zu datieren oder aber erst nach 774, der feierlichen Verbringung (Translatio) der Gebeine nach Salzburg, wo sie heute teils im Dom, teils in St. Peter ruhen. Die wenigen rekonstruierbaren Mauerzüge der Salierburg scheinen den Schluss zuzulassen, dass Burg und Kirche in einem axialen System aufeinander bezogen waren98. Lag nun ein Stück unterhalb der Burg der Hafen? Eine verlockende Vorstellung.

Geschichte der Stadt Worms

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